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Leichtathletik Immer der Sonne folgend

„Follow the Sun“, unter diesem Motto lockt ein neuer Veranstalter des Mallorca-Marathons auf die Balearen-Insel.

28.10.2016, 23:01

Halberstadt (geg/fbo) l  Für Irmgard und Gerald Eggert war dies geradezu eine Aufforderung. Ein drittes Mal entflohen sie dem deutschen Herbst und verbrachten rund 1500 Kilometer südlich einen sportlichen Urlaub bei sommerlichen Temperaturen.

Der Trip auf die spanische Ferieninsel begann jedoch unter einem schlechten Vorzeichen. „Auf dem Flug klagte meine Frau über gesundheitliche Probleme, für die sie einen Virus verantwortlich machte, den sie sich wenige Tage zuvor eingefangen haben musste“, berichtete Gerald Eggert. Und so verbrachte die Läuferin die nächsten beiden Tage im Hotelbett. Die Teilnahme wurde in Frage gestellt. Eine endgültige Entscheidung sollte erst am Morgen des Starts fallen.

„Mir geht es besser. Ich werde laufen“, legte die Halberstädterin am Laufsonntag fest, „allerdings nicht ,volle Kraft voraus‘ und mit der Option, jederzeit abzubrechen.“ Und so stand sie an dem Morgen mit über Tausend Marathonis in der Startergasse unweit der Kathedrale La Seu. Dort reihten sich zudem mehr als 3 200 Halbmarathonläufer für den gemeinsamen Start ein. „Wir wünschten uns gutes Gelingen und setzten uns nach dem Countdown in Bewegung“, so Gerald Eggert, der sich erneut für den Halbmarathon entschieden hatte.

Der gemeinsame Weg führte entlang der Promenade von Palma bis zum Wendepunkt bei Porto Pi. Dort hatte er seine Frau schon „abgehängt“, auf der Gegenspur signalisierte sie ihm irgendwann „Alles o.k.“. Wieder in Sichtweite der Kathedrale folgte der Lauf durch die malerische Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und zahlreichen Sehenswürdigkeiten. „Dieser Streckenabschnitt glich einem Labyrinth. Ab und zu passierte man bei diesem ,Slalom‘ bekannte Plätze zweimal.“ Da der Halberstädter nur wenige Wettkämpfe absolviert und verhältnismäßig wenig trainiert, hatte er sich auch diesmal keine Zieleinlaufzeit gestellt. Anzukommen war seine Motivation. Die Kilometeranzeigen waren ihm wichtig, motivierten zum Durchhalten und weckten irgendwann den Wunsch, nach etwa zwei Stunden und zehn Minuten die Ziellinie zu überqueren. Was ihm sogar gelang, denn genau nach 2:10:08 Stunden passierte er die letzte Meßstelle und freute sich über eine der 3 283 Finishermedaillen, seine gute Zeit mit Gesamtplatzierung im zweiten Drittel und Platz 21 in der Altersklasse M65.

Bei der Zielversorgung stieß er auf ein ihm bekanntes Trio, das schon mehrfach beim Mallorca-Marathon startete: Stephan Donath aus Genthin, etlichen Halberstädtern noch aus dessen Zeit als katholischen Pfarrer bekannt, Markus Gorges und Christopher Hoffmeister. Ersterer hatte bei seinem inzwischen 13. Start den Halbmarathon in 2:24:34 Stunden absolviert und letzterer die 10 Kilometer in 1:13:24 Stunden.

Nun galt es für Gerald Eggert, sich auf seine Frau zu konzentrieren. Denn die war noch immer unterwegs. Nach langer Wartezeit im Zielbereich lief sie irgendwann langsam an ihm vorüber: „Alles gut. Ich schaffe es. Aber ich brauche Zeit.“ Neun Kilometer lagen noch vor ihr. Denn die Marathonis hatten den Kurs zweimal zu absolvieren. Und das bei 26 Grad, welche schon bald nach dem Start erreicht waren. Die meiste Zeit hieß es dem Laufmotto entsprechend wirklich, der Sonne zu folgen. Schatten gab es hingegen nur in den engen Gassen der Altstadt.

5:42:11 Stunden zeigte die Uhr, als Irmgard Eggert die Ziellinie überschritt. „Eigentlich wollte ich nach der Hälfte Richtung Ziel laufen, um wenigstens für den Halbmarathon gewertet zu werden“, berichtete sie, „doch die Ordner haben mich nicht verstehen wollen und wegen der Farbe meiner Startnummer auf die Marathonstrecke geleitet. Da habe ich die Zähne zusammen gebissen und bin die zweite Runde in gemäßigtem Tempo gelaufen.“ Mit der Finishermedaille um den Hals äußerte sie: „Mit der Zeit bin ich nicht zufrieden, doch den Umständen entsprechend war keine bessere möglich.“

Am nächsten Tag waren alle Probleme „weggelaufen“ und es stand für die beiden Halberstädter nichts im Wege, während der restlichen Tage ausgedehnte Radtouren über die Insel zu unternehmen und im Meer zu baden.

Übrigens war auch Dirk Dietrichs erneut bei dem Lauf auf der Sonneninsel unterwegs. Der Harslebener absolvierte die 10-Kilometer-Distanz in 1:07:12 Stunden.