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Handball Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden des HSV Haldensleben Lutz Pfeiffer Die Existenz ist nicht in Gefahr

03.06.2014, 01:30

Der Handballsportverein (HSV) Haldensleben kann auf eine erfolgreiche Saison 2013/14 zurückblicken. Den Handballerinnen ist mit dem dritten Tabellenplatz der Mitteldeutschen Oberliga und dem Landespokalsieg gegen Dauerrivalen TSV Niederndodeleben sogar eine ausgezeichnete Spielzeit gelungen. Diese Duelle wird es in der kommenden Saison aber nicht geben, denn der Frauenbereich ist gehörig in Schieflage geraten. Volksstimme-Lokalsportredakteur Detlef Eicke unterhielt sich mit dem um Ursachenforschung bemühten Vereinsvorsitzenden Lutz Pfeiffer.

Volksstimme: Jugend-Bundesliga, Mitteldeutsche Oberliga und Sachsen-Anhalt-Liga sind durchaus klangvolle Betätigungsfelder, auf den sich der HSV Haldensleben getummelt und dafür gesorgt hat, dass die Kreisstadt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist. In der kommenden Saison werden Jugend-Bundesliga und Oberliga ohne Beteiligung Ihres Vereins stattfinden, denn 28 Spielerinnnen haben den Verein verlassen. Was ist schiefgelaufen?

Lutz Pfeiffer: Erstmal muss man feststellen, dass es im gesamten Norden keine Bundesligamannschaft mehr gibt und der HSV Haldensleben der einzige Verein mit DHB Pokalstartrecht ist. Unsere Jugendbundesligamannschaft würde zur nächsten Saison nur noch aus sieben Spielerinnen bestehen, da einige zu alt sind und andere die Region aus beruflichen Gründen verlassen, daraufhin gab es von Seiten des Vereins die Idee, eine Spielgemeinschaft mit dem HSC 2000 Magdeburg zu gründen.

Volksstimme: Und bei den Damen?

Lutz Pfeiffer: Die Lage in unserer ersten Mannschaft ist etwas komplizierter, nach Gesprächen mit dem Mannschaftsmanagement wurde uns versichert, dass die Mannschaft so bestehen bleibt und sich den Aufstieg in die 3. Bundesliga sich als sportliches Ziel setzt. Mir wurde am 8. April abends mitgeteilt, dass vier Spielerinnen den Verein verlassen und somit keine spielfähige Mannschaft mehr vorhanden sei und wir die Mannschaft abmelden können.

"Fest steht, dass uns durch das Verhalten der Verantwortlichen jegliche Möglichkeit genommen wurde, die Mannschaft zu halten"

Das hat mich schon stark verwundert, da schon länger bekannt war, dass zwei der Mädchen aus beruflichen Gründen zu einem anderen starken Verein wechseln und wir diese ersetzen müssen. Mir wurde versichert, dass dies auch kein Problem darstellt. Wie ich am 26. April beim Pokalfinale in unserer eigenen Halle feststellen musste, arbeiteten die Verantwortlichen der ersten Frauenmannschaft des HSV Haldenslebens schon seit Wochen daran, alle Spielerinnen der Frauenmannschaft und den noch vorhandenen A-Jugendspielerinnen zum BSV 93 Magdeburg zu locken. Fest steht, dass uns durch das Verhalten der Verantwortlichen jegliche Möglichkeit genommen wurde, die Mannschaft zu halten und mit einigen Verstärkungen und neuem Trainerstab die Mannschaft stark zu machen.

Volksstimme: Im Vorfeld der Saisonplanung 2014/15 gab es Ihrerseits auch in Richtung des Handballverbandes Sachsen-Anhalt Gesprächsangebote, Gespräche und Vorschläge, mit dem HSC 2000 Magdeburg zu kooperieren, um eine schlagkräftige Jugend-Bundesliga-Mannschaft zu formen und die Talente in der Region zu halten. Dazu wurden Konzepte vorgelegt. Dieses Vorhaben ist nun vom Tisch. Nennen Sie bitte die Hinderungsgründe für diese Entscheidung.

Lutz Pfeiffer: Nach erfolgreichen Gesprächen über eine Kooperation wurde bekannt, dass der HSC 2000 Magdeburg zum 01.07.2014 aufhört zu existieren und in Insolvenz ist. Jetzt gab es nur eine Möglichkeit, die Eltern und die Spielerinnen davon zu überzeugen, nach Haldensleben zu wechseln. Auf Grund des Wechsels des kompletten Leistungsbereiches Frauenhandball des HSC 2000 zum HSV Magdeburg hatte die sportliche Leitung kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit uns.

Volksstimme: Der Aderlass hat auch dazu geführt, dass Haldensleben den Status als Landesleistungszentrum verloren hat. Muss der Handballstandort Haldensleben um seine Existenz fürchten?

Lutz Pfeiffer: Um die Existenz des HSV Haldensleben muss man nicht bangen, wir bleiben Landesleistungszentrum.

Volksstimme: Muss sich der Vereinsvorstand im Nachhinein nicht den Vorwurf mangelnder Weitsicht und Professionalität gefallen lassen?

Lutz Pfeiffer: Ja, das ist ein Vorwurf, den ich mir zum Teil selber mache, aber ich konnte mir bis heute nicht vorstellen, wie Leute aus dem eigenen Verein gegen uns arbeiten und jegliches Vertrauen missbraucht haben.

"Ich konnte mir bis heute nicht vorstellen, wie Leute aus dem eigenen Verein gegen uns arbeiten und jegliches Vertrauen missbraucht haben"

Volksstimme: Wie wird der HSV Haldensleben im Erwachsenen- und Jugendbereich künftig aufgestellt sein?

Lutz Pfeiffer: Der Verein wird weiterhin versuchen, seine Jugendarbeit auszubauen, die zahlreichen Jugendmannschaften zu fördern. Im Männerbereich werden wir versuchen, die Mitteldeutsche Oberliga zu erreichen. Das Ziel bei den Frauen ist eine starke Sachsen-Anhalt-Liga-Mannschaft.