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Handball Schnelligkeit eingebüßt, Begeisterung nicht

Früher war Günther Gohl ein Schrecken für gegnerische Abwehrreihen. Der Linksaußen bestach durch seine Schnelligkeit und Treffsicherheit.

Von Florian Schulz 21.01.2017, 04:00

Klötze l Mittlerweile haben sich die Zeiten etwas geändert. Mit mittlerweile 69 (!) Jahren ist Gohl sicherlich längst nicht mehr der Flinkste, dafür aber immer noch mit großer Leidenschaft in der Herrenmannschaft des VfB Klötze 07 aktiv.

Wenn man bei den Begegnungen auf die Klötzer Ersatzbank blickt, mag man gar nicht so recht glauben, dass Günther Gohl selbst noch aktiv ist. Man sieht Gohl das Alter mittlerweile doch an, allerdings hört man aus seinen Worten noch immer eine große Handball-Geilheit heraus. „Ich fühle mich noch sehr wohl und möchte so lange dabei bleiben, wie es möglich ist“, so der Rentner, der in dieser Woche seinen 69. Geburtstag feierte. Dabei traut sich der Purnitzstädter sogar zu, die 70-Jahre-Marke zu knacken. Fakt ist: Vor diesem Herren kann man nur den Hut ziehen.

Schon in jüngster Kindheit hatte es Günther Gohl der Handballsport angetan. Der gebürtige Neuferchauer ging in Kunrau zur Schule und wurde dort von seinem Lehrer Helmut Karwat in diese Sportart eingeweiht. Fast die gesamte Klasse war ab sofort im Kunrauer Nachwuchs aktiv. Aufgrund seiner Schnelligkeit war Gohl geradezu prädestiniert für die Position des Linksaußen. „Ich hatte eigentlich auch immer einen ziemlich harten Wurf. Bei meiner Statur wurde ich oft gefragt, woher ich diesen hole“, erzählt der Rentner mit einem Schmunzeln. Als Zehntklässler zog es den Westaltmärker 1962 samt Familie nach Klötze. Dort schloss sich Günther Gohl dann auch recht zügig dem VfB an und fügte sich schnell ein. Trainer der Truppe, die damals noch im Kreismaßstab unterwegs war, waren Hans Tafelski und Paul Eidmüller. „Das war eine Bomben-Mannschaft. Wir haben viel miteinander gesprochen, der Zusammenhalt war einwandfrei und es hat wirklich großen Spaß gemacht“, erinnert sich Gohl an seine ersten Jahre an der Purnitz zurück. Anfang der 1980er Jahre feierte der VfB nicht nur den Bezirkspokalsieg, sondern stieg von der Bezirksklasse auch noch in die Bezirksliga auf.

Als Außenspieler schaffte es Günther Gohl immer wieder, schnell in die Mitte zu ziehen und zum Abschluss zu kommen. Das war wohl auch sein Schlüssel zum Erfolg. „Pro Spiel habe ich damals immer um die zehn bis elf Tore erzielt“, verrät der 69-Jährige stolz. Doch nach der erfolgreichen Zeit in Klötze zog es Gohl 1982 aus privaten Gründen nach Kunrau. Der Westaltmärker entschloss sich daraufhin, den Ball ab sofort am Fuß zu führen. Er schloss sich sechs Jahre lang den Altherren-Kickern des TSV Adler Jahrstedt an. Aufgestellt wurde er wechselweise als Torhüter oder rechter Verteidiger. Als Gohl 2002 wieder zurück nach Klötze zog, wurde er in Jahrstedt ehrenvoll mit einem Pokal verabschiedet. „Darüber habe ich mich sehr gefreut. Es war auch eine schöne Zeit“, verrät der rüstige Rentner. Der hatte eigentlich auch vor, in Klötze weiterhin als Fußballer aktiv zu bleiben und suchte dort das Training der Altherren auf. „Das hat mir aber nicht so sehr gefallen“, erinnert sich Günther Gohl zurück. Der suchte fortan sein Heil doch wieder als Handballer. Beim VfB besuchte er nach Nachfrage bei Roger Nerlich, damaliger Trainer des Frauenteams, das Training der ersten Männermannschaft, die von Torsten Bauke gecoacht wurde. Dieser schloss sich Gohl dann auch kurzerhand an.

Eine wirkliche Pause hat der 69-Jährige bis heute nicht eingelegt. Die Sportschuhe befinden sich zu jedem Spiel in der Tasche. Schließlich ist Günther Gohl immer Bestandteil der zweiten Herrenmannschaft sowie auch der Altherrentruppe des VfB Klötze 07 geblieben. „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich noch immer regelmäßig spielen kann“, verrät der Sportenthusiast. Der war mehrere Jahre lang nebenbei auch als Betreuer der ersten Männervertretung aktiv. Er kümmerte sich unter anderem um das Kassieren des Eintrittsgeldes, wusch die Trikots und kümmerte sich auch um diverse andere Dinge. Dennoch ist Gohl auch immer wieder froh, wenn er selbst auf der Platte steht. „Sicherlich fehlt die Puste mittlerweile, doch wenn ich mal zehn oder fünfzehn Minuten spiele, freue ich mich schon sehr. Die jüngeren Kollegen ziehen da, glaube ich, auch in gewisser Weise den Hut vor mir“, so der Purnitzstädter, der von Lebensgefährtin Marianne stets unterstützt wird.

Günther Gohl bedauert es zutiefst, dass sich die Klötzer Erstvertretung vor der laufenden Spielzeit aus personellen Gründen aus der 1. Nordliga zurückziehen musste. Lediglich die zweite Mannschaft, aktiv in der Kreisliga, ist geblieben. Dort aktiv ist neben einigen übrig gebliebenen Akteuren der Ersten wie zum Beispiel Stefan Philipp, Christopher Sommer, Tim Reuschel oder auch Matthias Wittenberg und Routiniers wie Heiko Paul, Stefan Lietze oder Michael Cibis auch Gohl selbst. Nicht nur als Feldspieler kann der Rentner nach wie vor eingesetzt werden, sondern auch als Torhüter. „Oft werde ich noch immer als Hexer bezeichnet, weil ich manche Bälle auch mal reaktionsschnell heraushole“, verrät der 69-Jährige grinsend. „Ich bin zu jedem Spiel da und spiele auch, wenn ich gebraucht werde“, erzählt der Klötzer. Natürlich lässt der Routinier der jüngeren Garde gern den Vortritt, hofft aber insgeheim immer auf einen Kurzeinsatz.

Der große Wunsch von Günther Gohl wäre die Neuformierung der ersten VfB-Herrenmannschaft. Diese ist übrigens auch in Planung. Zur kommenden Saison 2017/2018 möchten die Klötzer wieder mit der Ersten in der 2. Nordliga an den Start gehen. „Ich hoffe es sehr, dass es klappt. Allerdings glaube ich, dass es schwer wird. Wir haben insgesamt nur wenig Spieler und von außerhalb welche zu holen, ist immer schwierig“, schätzt Gohl die Lage ein. Allgemein, so die Meinung des Urgesteins, müsse sich in der Handballsparte des VfB noch einiges tun. „Aber ich bin guter Dinge, dass sich nach der Umstrukturierung im Vorstand vieles zum Guten wenden wird“, so der 69-Jährige. Der hofft, dass die Last in nächster Zukunft auf mehrere Schultern verteilt werden kann. „Unser Spartenleiter Frank Richter bekommt da irgendwann allein seine Probleme“, weiß Gohl. Doch Gespräche mit mehreren altgedienten und ehemaligen VfB-Spielern, die womöglich wichtige Aufgaben im Hintergrund übernehmen könnten, laufen bereits.

Ein allgemeiner Aufschwung des Klötzer Handballs würde Günther Gohl unheimlich stolz machen. „Wir haben einige gute Jungs dabei. Auch der Nachwuchs ist da. Da könnte durchaus wieder etwas entstehen“, klingt der Rentner recht zuversichtlich. „Wenn wir irgendwann in die 1. Nordliga, in der wir viele erfolgreiche Jahre hatten, zurückkehren könnten, wäre das sehr schön. Bloß dafür muss sich eben auch etwas tun. Der Klötzer Handball muss einfach weiter am Leben bleiben“, weiß der Westaltmärker. Solange es die Gesundheit zulässt, wird sich auch der 69-Jährige weiterhin selbst zur Verfügung stellen. Einen Titel würde das Urgestein auch gern noch einmal gewinnen. „Ein Kreispokalsieg zum Abschied würde mich sehr stolz machen“, so der Purnitzstädter. Das ist gar nicht mal so abwegig, zumal der VfB Klötze 07 II mit Günther Gohl aktuell bereits im Halbfinale des Cups steht.