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Laufsport Alter ist immer relativ

Läufer werden nicht älter. Sie wechseln nur die Altersklasse! Was ist dran an dieser kenianischen Läuferweisheit?

Von Bernd Biedermann 09.01.2018, 23:01

Magdeburg l Bekanntlich wechselt der Stadtranglistenläufer ab dem 20. Geburtstag alle fünf Jahre die Altersklasse. So gesehen ist die kenianische Läuferweisheit vielleicht etwas übertrieben. Setze ich pro Altersklasse jedoch ein Lebensjahr an, ist dies auch nicht schlecht und kommt der Wahrheit zumindest näher. So einfach ist es leider nicht, denn auch bei Läufern gibt es eine Alterspyramide.

Jüngst blätterte ich in Ergebnisprotokollen von Läufen, die 1997 in Magdeburg und Umgebung stattfanden. Teilnehmer, die damals in der Altersklasse M55 starteten, sind heute in der M75 zu Hause, noch immer sehr aktiv und kaum älter geworden. Erstaunlich viele Namen aus jener Zeit konnte ich beim Scrollen in der aktuellen Stadtranglisten-Auswertung entdecken: Zum Beispiel Klaus-Dieter Kopf (SG Aufbau Elbe), Joachim Schulze (VLG 1991) Friedemann Laugwitz (USC), Joachim Engelhardt, Norbert Hollert, Bernd Krüger und Hans-Jürgen Sonnenberger (alle HSV Medizin).

Insgesamt sind in der M75 14 Starter registriert – eine beachtenswerte Leistung der 75- bis 79-jährigen Volkssportler. Übertroffen wird dies noch von Erhard Kleemann, einem Einzelkämpfer in der M80. Sportfreund Kleemann, Jahrgang 1937, grüßt von oben auf der Alterspyramide der SRL-Läufer. Der Begriff „Treppenliftalter“ ist in diesem Fall wohl völlig unangebracht.

Ein ähnliches Beispiel ist bei den Stadtranglistenläuferinnen Monika Hierl (Ex-Postmeile), damals W50, heute W70, während Irmtraud Baumann (Magdeburg) allein die W75 vertritt.

Nicht umsonst wird zwischen kalendarischem, biologischem und gefühltem Alter unterschieden. Nach Albert Einstein ist nur die Lichtgeschwindigkeit absolut – und das Tempo auch der schnellsten Läufer ist davon relativ weit entfernt.

Meine inzwischen 40-jährigen Lauferfahrungen bestätigen die Einstein‘sche Relativitätstheorie. Noch heute steht in der Ausschreibung des Hopfengarten-Pokallaufes, dass in diesem Wohngebiet ein flacher Rundkurs zu bewältigen ist.

Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich dem nicht widersprochen, doch inzwischen auf der Alterspyramide in die M65 geklettert, merke ich, dass der Kurs durchaus wellig ist.

Dies gilt übrigens auch für den Sudenburg-Lauf, denn ab der Salzmannstraße läuft man stetig bergan, bevor man auf der „Halberstädter“ endlich bergab trudeln kann. Vielleicht trügt auch mein Gefühl, aber wirklich eben ist es wohl nur auf dem roten Tartanoval am Schwarzen Weg beim Ottersleber Stundenlauf.

Übrigens: Der Magdeburger Silvesterlauf mit der inzwischen 42. Auflage ist der absolut älteste Volkssportlauf in der Landeshauptstadt – aber doch noch relativ jung im Vergleich zum weltweit berühmten Silvesterlauf in São Paulo, der jüngst zum 92. Mal ausgetragen wurde.

Abschließend noch ein optimistischer Ausblick auf die kommende Laufsaison: Wer 2018 eine Altersklasse aufsteigt, ist in derselben ein ganzes Jahr einer der Jüngsten.

* Bernd Biedermann ist langjähriger Stadtranglisten-Läufer und Volksstimme-Autor