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Fußball Seehausens Coach Patrick Horn zieht Bilanz

Seine erste Halbserie im Herrenbereich hat Patrick Horn mit dem SV Seehausen erfolgreich gemeistert. Im Interview zieht er Bilanz.

Von Stefanie Brandt 10.07.2017, 01:01

Volksstimme: Sie haben mit Ihrem Wechsel zum SV Seehausen in der Winterpause den Sprung vom Nachwuchs- zum Herrentrainer gemeistert. Worin unterscheidet sich die Arbeit?

Patrick Horn: Da gibt es viele kleine Faktoren. Ich war zwölf Jahre lang Nachwuchs­trainer und habe mir immer hohe Ziele gesteckt. Die Kunst ist es, dabei erfolgreich zu sein, die Spieler zu entwickeln und vor allem auch Spaß zu haben. Als Herrentrainer wird die Arbeit nach außen ganz anders geschätzt und doch interessiert keinen: Wie entwickelt sich eigentlich das Team? Wie ist der Teamgeist? Es zählen ganz klar die Ergebnisse. Wer auf Dauer mit alltäglichen Problemen von 16- oder 17-Jährigen umgehen kann, schafft es auch im Herrenbereich. Bei einer A- oder B-Jugend hast du teils mit Problemen zu kämpfen, bei denen du denkst: Das ist nicht euer Ernst! Im Männerbereich ist es dann wieder ein wenig ernsthafter, was auch gut ist.

Sie hatten sich ja sicherlich auch vorher Gedanken darüber gemacht und Vorstellungen, wie es in Seehausen ablaufen würde. Ist es so gekommen wie erwartet?

Es war ein sehr mutiger Schritt, in der Winterpause den Job beim SVS anzunehmen. So gab es erstmal viele Änderungen und neue Strukturen für die Spieler. Das Schwierige war: Ich hatte vorher kaum Kontakt zu den Spielern und wusste nicht: Welche bleiben und wer verlässt den Verein? Man konnte also nichts planen, da nicht feststand, mit welchem Kader ich in die Rückserie gehe. Aber es stellten sich auch viele andere Fragen, denn ich wusste, dass die erste Halbserie, von den Ergebnissen her, zufriedenstellend verlaufen war. Dann dachte ich: Wie sehen es die Spieler, wenn so ein junger Trainer kommt? Allerdings hatte ich das volle Vertrauen vom Vorstand und auch die Spieler haben schnell gemerkt, dass ich nichts Böses von ihnen will. Ich wollte ihnen Spaß an ihrem Hobby vermitteln und dabei mit aller Ernsthaftigkeit zum bestmöglichen Erfolg kommen. Viele ungewohnte Trainingseinheiten nahmen die Spieler gerade zur Vorbereitung auf die Rückrunde in Kauf und außerdem führte ich viele Einzelgespräche, um mir ein Bild zu machen. Im Nachhinein möchte ich den Spielern nochmal Danke sagen, denn es war auch für das Team eine neue Situation. Um es abzuschließen: Es war viel einfacher als vorher gedacht.

Zu Beginn hat Ihre Mannschaft nicht allzu viele Punkte gesammelt. Zweifelt man dann auch an sich selbst?

Nein, ins Zweifeln bin ich nie gekommen. Ich war sicher nach innen ein bisschen unruhig, doch nach außen darfst du das dem Team nicht zeigen. Natürlich wusste ich, dass viele im Umfeld dachten: Na das wird doch nichts mit einen Jugendtrainer. Doch ich sah vor allem die tägliche Arbeit und hatte das vollste Vertrauen zum Team, aber auch zum Verein und – nach all den erfolgreichen Jahren im Nachwuchs – zu mir.

Wo lagen die Ursachen für die schwachen Ergebnisse?

Es gab den Spielern absolut nichts vorzuwerfen, denn wir zeigten in jedem Training und in jedem Spiel absolute Einstellung. Doch bekamen wir einfach zu viele einfache Gegentore und nach vorne klemmte es ein wenig. Allerdings waren wir in fast allen Spielen, bis auf das Heimspiel gegen Staßfurt, mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar das bessere Team. Es fehlte in dieser Anfangszeit auch ein wenig das Glück. Aber ich sagte dem Team: Wir müssen einfach weitermachen und auf gar keinen Fall resignieren. Zudem hatten wir in den ersten sechs Rückrundenspieltagen fünf Gegner, die vor uns in der Tabelle waren und wir mussten viermal auswärts antreten. Dann fehlten uns immer sehr wichtige Leistungsträger. So konnte sich nie eine Mischung finden und die Taktik musste Spiel für Spiel geändert werden. Es war nicht immer einfach mit den vielen Verletzten und teils gesperrten Spielern und denen die wegen der Arbeit fehlten.

Woran lag es, dass dann der Schalter umgelegt wurde und plötzlich die Ergebnisse stimmten?

Ich kann mich noch gut daran erinnern: Wir fuhren am Ostersamstag nach Heudeber, spielten dann Ostermontag in Atzendorf und holten sechs Punkte in zwei Tagen. Auf einmal war dieses Erfolgserlebnis da und von da an ging es in der Tabelle sowie mit dem Selbstvertrauen aller immer steil bergauf. Auf einmal merkte man, dass auch dann, wenn wichtige Spieler nicht an Bord waren, sich so ein starker Teamgeist entwickelte. Hinzu kam eine Mischung von spielerischer und kämpfender Qualität. Das Team strotzte nun vor Selbstvertrauen und auch das Training trug Früchte. Wir konnten 90 Minuten um jeden Ball kämpfen, spielten und kombinierten guten Fußball. Vor allem machten wir im taktischen Bereich, im Defensivverhalten und dem dazugehörigen Umkehrspiel jetzt vieles richtig. Es kam eine ganz andere Sicherheit ins Spiel und auch die Mischung auf und neben dem Platz war super. Dabei erwähnen möchte ich die ständige und starke Zusammenarbeit mit der zweiten Herrenmannschaft. Jeder, der ins Team rutschte, opferte sich für das Team und den Verein.

Sind Sie mit der Bilanz am Ende zufrieden?

Natürlich! Doch nicht nur wegen der Ergebnisse, sondern wegen der Art und Weise, auf die wir die Spiele gewonnen haben. Der Teamgeist hat sich super entwickelt. Auch die Stimmung zwischen erster und zweiter Mannschaft ist sehr gut, was es wohl sehr lange so nicht gab. Außerdem ist es natürlich schön, wenn man von den 17 Spielen in der Rückrunde elf gewinnt, zweimal remis spielt und zum Glück nur vier Mal verliert. Das Team ist von Rang sieben zur Halbserie am Ende auf Platz drei vorgestoßen. Und als Trainer einen Schnitt von 2,06 Punkte zu haben, ist völlig in Ordnung.

Wo gibt es Verbesserungsbedarf?

Verbesserungsbedarf gibt es immer. Wenn ich mir als Sportler keine Ziele stecke, habe ich etwas falsch gemacht. Das muss nicht immer der Tabellenplatz sein, das kann die persönliche Entwicklung, der Spielstil und mehr sein. Viele Verbesserungen sind gerade in Arbeit. Das heißt, dass sich das Team auch beim Thema Vereinskleidung gerade nochmal neu aufstellt – weil da der Zusammenhalt für mich anfängt. Zudem muss in der gesamten Öffentlichkeitsarbeit ein wenig mehr getan werden. Aber auch hier muss man dem Verein auch mal Danke sagen, denn die Bedingungen sind für die Landesklasse auf jeden Fall gut.

Wer waren die Leistungsträger?

Da denke ich an das gesamte Team. Das fängt beim Reservespieler an, geht von der Physio bis zu den Co-Trainern und hört beim Torhüter auf. Ich will keinen einzelnen herauspicken, denn jeder hat auf seine Art und Weise einen guten Job gemacht.

Was hat Sie überrascht?

Dass viele Leistungsträger im Sommer dem Verein treu bleiben, obwohl sie bei anderen Vereinen sehr viel Geld mit ihren Hobby verdienen können. Überrascht haben mich einige Spieler, vor allem aber ein kleiner Terrier (gemeint ist Marcel Schünemann, Anm. d. Red.), der unter meinem Vorgänger keine Rolle mehr gespielt und sich dann in der Rückrunde zu einem Führungsspieler entwickelt hat. Auch hier könnte ich sehr viele Spieler aufzählen. Doch auch neben dem Platz und im gesamten Verein gibt es viele Leute, die mich positiv überrascht haben. Ein großes Kompliment an meinen gesamten Stab, der mir viel abgenommen und mir den Rücken freigehalten hat.

Mit welchem Gefühl und welchen Zielen gehen Sie in die neue Saison?

Ich gehe mit vielen gemischten Gefühlen in die neue Saison. Ich glaube, die Landesklasse 3 wird noch ausgeglichener. Viele Vereine werden sich auf Augenhöhe gegenüberstehen. Es haben sich fast alle Vereine gut verstärkt und ich glaube, der neutrale Zuschauer darf sich auf spannende Spiele freuen. Wenn ich tippen sollte, traue ich Quedlinburg nach ganz oben viel zu. Doch denke ich eher an Ummendorf, die für mich einen mehr als guten Landesligakader besitzen. Auch Osterwieck, Langenstein, Nienburg und vielleicht auch das eine oder andere Team aus der Börde können oben mitspielen. Zu Abstiegskandidaten will ich nichts sagen, denn da kommt man ganz alleine hin, wenn man nicht weiß, was die Stunde ab dem ersten Spieltag geschlagen hat. Unser Ziel ist es, einen gesicherten Platz im Mittelfeld einzunehmen. Es wird eine spannende Saison und keiner sollte denken, dass es so weitergeht wie in der Rückrunde. Wir werden hart arbeiten müssen, um das Ziel zu erreichen.

Gibt es Veränderungen im Kader?

Wir haben sieben Neuzugänge. Bis auf einen sind das aber alles junge Leute von 17 bis 19 Jahren. Für die Zukunft haben wir da gute Arbeit geleistet. Die Qualität bei den jungen Wilden ist da, nun müssen sie mit Fleiß im Training und bei ihren Einsätzen im Spiel zeigen wie weit sie sind. Natürlich haben wir auch gute Spieler verloren. Doch ich bin mit unserem Kader sehr zufrieden, wenn da nicht schon wieder so viele Verletzungen wären. Mit Ronny Bree geht ein erfahrener, guter Junge zu seinen Wurzeln nach Ummendorf zurück. Philipp Neubauer wechselt in die Verbandsliga (zum Haldensleber SC, Anm. d. Red.). Das muss man sportlich und persönlich akzeptieren. Michael Zeppernick will eine neue Herausforderung in Kroppenstedt annehmen. Mein Co-Trainer Reinhardt Senf will ein wenig kürzer treten und auch das D-Jugend-Training zweimal wöchentlich abhalten. Das wurde schon im Winter besprochen. Allen möchte ich für ihren Einsatz danken und wünsche viel Erfolg für die sportliche Zukunft. Mit den Neuzugängen Sebastian Seibert, Pascal Jarosch, Sebastian Jarosch, Nick Neugebauer und auch dem von Halberstadt wiederkommenden Niclas Müller arbeitete ich schon im Jugendbereich erfolgreich zusammen. Mit Luca Becker kommt ein weiteres Talent aus Altenweddingen, das ich ebenfalls aus der Jugend kenne. Manuel Henschel vom SV Hohendodeleben hat gerade im defensiven Mittelfeld seine Stärken. Besonders gefreut habe ich mich über unseren neuen Torwarttrainer, Torsten Marschke, der den Torhütern und Spielern im Training das eine oder andere durch seine Erfahrung mitgeben kann.