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Fußball Zeit in Belgien macht „neugierig“

Aus dem früheren Torhüter des 1. FC Lok Stendal André Ronneburg ist mittlerweile ein Weltenbummler geworden.

Von Florian Schulz 13.04.2016, 01:01

Klötze/Sydney l Nach seiner langen Zeit beim 1. FC Magdeburg brauchte André Ronneburg etwas Neues, stellte den Fußball auch immer mehr in den Hintergrund und legte seinen Fokus nach und nach auf sein Privatleben. Über den Torgelower SV Greif sollte der Weg des ehemaligen Junioren-Nationaltorhüters noch einmal in die Oberliga, zu Pommern Greifswald, führen, mit dem er sich vertraglich schon fast einig war.

Doch dann Kommando zurück. Nachdem André Ronneburg bereits mehrfach in Greifswald mittrainiert hatte, aber noch keine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hatte, lotste ihn sein Freund Martin Gebauer zum Verbandsligisten 1. FC Lok Stendal. „Der Verein war für mich als Altmärker natürlich mehr als ein Begriff. So hörte ich mir das Angebot gern an und stellte fest, dass es für mich das beste Gesamtpaket war“, so Ronneburg. Der unterschrieb im Sommer 2012 einen Zweijahresvertrag in Stendal und begann ein BWL-Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal. „Das Studium am schönen Campus in Stendal, mit den tollen Professoren, sowie die folgenden zwei Jahre bei Lok werde ich immer in Erinnerung behalten“, blickt der 29-Jährige zurück. Der damalige Trainer Thomas Schulze sowie der Vorstand um Präsident Prof. Dr. Ulrich Nellessen und Geschäftsstellenleiterin Margit Bubke gaben alles für André Ronneburgs schnelle Eingewöhnung in der Rolandstadt. Das gelang ihnen auch. Mit Blick auf den guten Saisonstart, einige beeindruckende Spiele sowie die tolle Atmosphäre im „Hölzchen“ war der Schlussmann mittlerweile „stolz, Teil des Vereins zu sein“. Noch mehr sogar: „Ich machte es mir zur Aufgabe, den Verein nicht nur auf dem Platz, sondern auch mit Aspekten aus meinem Studium im Bereich Marketing und Sponsoring zu unterstützen. Auch diese Arbeit machte sehr viel Spaß und gab mir die Möglichkeit, dem Verein und den Fans etwas zurückzugeben“, so Ronneburg.

Schon in seiner zweiten Saison bekam der Torhüter das lukrative Angebot, sein BWL-Studium durch ein selbiges in Belgien fortzusetzen und damit mit einer Spezialisierung in Innovationsmanagement und Marketing zu ergänzen. Die Unterschrift unter einen neuen Vertrag in Stendal, der mündlich schon vereinbart war, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesetzt. „Es fiel mir nicht leicht, doch die Chance, Auslandserfahrungen zu sammeln, hatte einfach oberste Priorität“, erklärt André Ronneburg. Trotz zweier schöner Jahre beim 1. FC Lok war es für den Sachsen-Anhalter nun – wie er selbst zugibt – der passende Zeitpunkt, seine Schuhe an den Nagel zu hängen. „Der Abschied aus Stendal war für mich auch der Abschied von der Fußballbühne“, verrät der 29-Jährige. Der ging zwar mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge, da er die Mannschaft, die Fans und die tolle Stimmung nach wie vor vermisst. „In diesem Zusammenhang möchte ich mich noch einmal ausdrücklich beim Verein, den Fans und der Mannschaft bedanken. Es war eine tolle Zeit. Danke!“, schwärmt Ronneburg vom altmärkischen Fußball-Aushängeschild. Der verrät: „Ich verfolge noch heute die Ergebnisse des Teams und stehe noch immer mit Trainer Sven Körner in Kontakt.“

Nach dem Übergang nach Belgien sammelte André Ronneburg schnell viele tolle private Erfahrungen. „Wir hatten sehr viel Kontakt zu einer Vielzahl europäischer Studenten mit unterschiedlichen Kulturen und Gebräuchen. Es war wahnsinnig interessant und weckte eine nie zuvor dagewesene Neugierde in mir, mehr kennenzulernen in Bezug auf andere Länder und andere Sitten“, verrät der Klötzer, der mit dem Fußball vorerst abgeschlossen hatte. Nach dem Studium in Belgien bekam er ein Angebot vom Sportartikelhersteller Adidas und arbeitete später für diesen im Bereich Produktmarketing in Herzogenaurach. „Es war ein absoluter Traum“, verrät der gebürtige Westaltmärker, der neben beruflicher Erfahrung in Sachen Marketing auch dort mit vielen Kollegen – sie stammen aus insgesamt 85 Ländern – seine Interessen in Sachen Kulturen austauschen konnte. Auch sportlich hielt sich Ronneburg nebenbei mit CrossFit, Boxen oder Laufen fit. „Mit der Zeit packte mich das Fernweh immer mehr“, verrät der ehemalige Torhüter. „Ich wusste, dass ich nicht jünger werden würde und dass genau jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, mehr von der Welt zu sehen. Somit packte ich meine Koffer und bereise nun die Welt“, verrät der Abenteurer. Um finanziell abgesichert zu sein, arbeitet Ronneburg seit einem halben Jahr im australischen Sydney. Nach sechs Wochen Sightseeing in Thailand geht es nun erst einmal wieder zurück nach Australien, ehe es den 29-Jährigen gegen Ende dieses Jahres nach Neuseeland verschlägt. „Danach werden Aufenthalte in Südafrika, Kanada, den USA und Südamerika folgen“, verrät der Weltreisende.

Weil er eben etliche tausend Kilometer von seiner Heimat entfernt ist, erblickt man André Ronneburg nur noch äußerst selten in Deutschland. „Kurze Abstecher sind leider nicht möglich“, verrät der Klötzer, der aber noch immer viel in Kontakt mit seiner Mutter, seinen Freunden oder auch seiner Schwester, zu deren Abiball er im Jahr 2017 wieder in seinem Heimatland sein möchte, steht. „Eines steht fest: Ich werde so lange reisen, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um sesshaft zu werden“, verrät Ronneburg, der jeden Tag neue Erfahrungen sammelt. „Somit kann ich auch nur schwer sagen, wie meine Zukunft aussieht“, erklärt der 29-Jährige. „Ich denke, ich lebe gerade meinen Traum. Den Traum, unabhängig und selbstbewusst die Welt zu erkunden“, so der Westaltmärker. Seine sportliche Karriere scheint vorüber zu sein. „Sicherlich packt einen immer mal wieder die Lust, aber ich spiele eigentlich nur noch aus Spaß, zum Beispiel am Strand. Noch einmal in einem Verein zu spielen, kann ich mir momentan nicht vorstellen. Auch wenn man niemals nie sagen sollte“, verrät der ehemalige Junioren-Nationaltorhüter. Bereits Erfahrungen sammeln konnte der im kommenden Jahr Dreißigjährige als Torwarttrainer. „Diese Aufgabe macht mir sehr viel Spaß, da ich dort meine eigenen Erfahrungen weitergeben kann. Konkrete Pläne gibt es hierfür aber noch nicht“, erklärt er. Sollten sich die Reiselüste irgendwann ein wenig legen, wären Vereine wie der 1. FC Lok Stendal oder der VfB Klötze 07 sicherlich über einen prominenten Ausbilder ihrer Torhüter, wie es André Ronneburg mit seiner Geschichte definitiv sein würde, sehr dankbar.