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Volleyball In drei Jahren in der 1. Liga

Dass Gardelegen eine Volleyball-Hochburg ist, zeigen nicht nur die Ergebnisse der SSV-Männer in der aktuellen Regionalliga-Saison.

Von Florian Schulz 15.02.2017, 04:00

Gardelegen l Ein Beispiel für die hervorragende Arbeit in dieser Sparte ist auch der erst 15-jährige Toni Wenzlaff, der seit gut zweieinhalb Jahren die Sportschule in Berlin besucht und von der 1. Bundesliga träumt. Toni Wenzlaff ist wohl zweifellos eines der größten Talente, die der SSV 80 Gardelegen jemals hervorgebracht hat. Kein Wunder, ist doch sein großer Förderer sein Großvater. Dieser hört auf den Namen Gerhard Müller und ist nicht nur unter anderem Deutscher Meister im Beachvolleyball, sondern auch Trainer der ersten SSV-Herrenvertretung, die sich mit hervorragenden Leistungen in der Regionalliga auf dem Sprung in die 3. Liga befindet.

Als Neunjähriger wurde Toni Wenzlaff von seinem Opa in diese Sportart eingeweiht. Gerhard Müller („Er hat mir sehr viel beigebracht, von daher gebührt ihm ein großer Dank“) nahm seinen jungen Enkel mit zum Training nach Gardelegen. „Seit diesem Abend war ich von diesem Sport fasziniert. Etwas anderes kam für mich fortan nicht mehr in Frage. Der Teamsport generell hat mich auch schon immer fasziniert“, gesteht der 15-jährige Jävenitzer. Kurz darauf bildete Trainer Müller eine Truppe, bestehend aus Jungen in Tonis Alter, die zweimal wöchentlich trainierte. Die Begeisterung beim jungen Wenzlaff war so groß, dass er sich auch in der Grundschule an einer Volleyball-Arbeitsgemeinschaft beteiligte. Fünf Jahre lang nahm der Westaltmärker zusammen mit seinen Altersgenossen am Spielbetrieb teil – das übrigens auch äußerst erfolgreich. „Ich denke mal, dass das vor allem an unserem erfahrenen Trainer lag“, lobt Toni die hervorragende Arbeit seines Großvaters. Unter anderem feierte der talentierte SSV-Nachwuchs neben etlichen Turniersiegen auch mehrere Landesmeistertitel.

„Ich wollte allerdings mehr“, gab sich der 15-Jährige stets kämpferisch. Er bekam auch mehr. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften im Jahre 2013 wurde Toni Wenzlaff als bester Spieler ausgezeichnet – eine große Ehre für den Westaltmärker. „Ich habe gesehen, dass ein anderer Akteur, der bei diesem Turnier mitgewirkt hat, wenig später an die Sportschule nach Berlin gewechselt ist. Ich dachte mir: Wenn er dorthin kann, dann kann ich das auch“, verrät Toni. Gesagt, getan. Der Youngster erkundigte sich bei seinem Opa bezüglich dieses Schritts. Gerhard Müller hatte zunächst Bedenken. „Er meinte, ich sei vielleicht noch nicht gut genug“, so der 15-Jährige. Dennoch schreckte Müller vor einem Versuch nicht ab und trat mit dem ihm bekannten Landestrainer in Berlin in Kontakt. Mit Erfolg, denn Wenzlaff („Ich hatte nichts zu verlieren“) wurde zu einem Sichtungstraining eingeladen. „Dabei stellte sich heraus, dass ich alle guten Bedingungen mitbringe, die ein Aktiver in meiner Sportart braucht“, verrät der junge Jävenitzer. Er erhielt „grünes Licht“ für einen Wechsel an die Sportschule und besucht seit der achten Klasse das Schul- und Leistungssportzentrum in Berlin (SLZB). „Der erste große Schritt war für mich geschafft“, erzählt Toni stolz.

Zum Schuljahr 2014/2015 wagte Toni Wenzlaff diesen besagten großen Schritt in die Bundeshauptstadt. „Ich hatte mir dadurch erhofft, dass sie mich dort zu einem sehr guten Sportler machen können und dass ich hier hervorragend gefördert werde“, verrät der Youngster. Konkrete Ziele hatte der ehrgeizige Jävenitzer damals noch nicht. „Ich wollte sehr erfolgreich werden, soviel stand fest“, so der 15-Jährige. Ein gutes Beispiel nahm sich der Westaltmärker immer an seinem Großvater Gerhard Müller, der 2014 mit 62 Jahren Deutscher Meister im Beachvolleyball wurde. „Einen deutschen Meistertitel wollte ich auch unbedingt erreichen“, erklärt Wenzlaff. Zwei Jahre später sollte sich dieser Wunsch auch schon erfüllen. 2016 wurde der Ex-Gardelegener mit nur 15 Jahren Deutscher Meister – im Gegensatz zu seinem Opa allerdings unter dem Hallendach. „Nun musste ich mir zwangsläufig höhere Ziele setzen“, so das Talent. Nächstes Unternehmen war der Sprung in die deutsche Jugendnationalmannschaft. „Ich dachte erst, das wäre zu hoch angesetzt, aber nach hartem Training und viel Überwindungskraft habe ich diesen Schritt schon vor drei Monaten geschafft“, freut sich Toni. Auf Vereinsebene spielt Toni Wenzlaff aktuell für den Berliner TSC und räumte mit diesem in der Vorsaison ordentlich ab. „Wir haben alles gewonnen, was es zu gewinnen gab“, berichtet der Jävenitzer mit einem Strahlen. Schon in seinem ersten Jahr in Berlin spielte der junge Wenzlaff parallel für die U16 und U18. Aktuell geht er für die U18 und U20 auf Punktejagd. „Ich spiele hier in einer tollen Mannschaft, deren Spieler auch fast allesamt in meine Klasse gehen oder an unserer Schule sind“, erzählt der 15-Jährige. Auch von den Bedingungen in der Hauptstadt kann der Youngster nur schwärmen. „Wir haben hier die besten Trainingsbedingungen und auch sehr erfahrene Trainer, die uns maximal fördern“, schildert Toni.

Dementsprechend hoch ist auch die Belastung für die jungen Volleyball-Talente unter der Woche. Neben der Schule stehen nämlich acht Trainingseinheiten zu jeweils zwei Stunden, auf fünf Wochentage verteilt, auf dem Programm. Abgesehen vom Montag und Dienstag wird sogar täglich zweimal geprobt. Montags findet nach der Schule, die um 16 Uhr endet, nur eine Einheit statt. Am Dienstag drückt Toni Wenzlaff bis 10 Uhr die Schulbank, ehe er sich nach dem Training, das bis 12 Uhr andauert, wieder bis 16.40 Uhr seinen Lehrbüchern widmen muss. Mittwochs beginnt der Tag von 8 bis 10 Uhr mit einer sportlichen Einheit, nach der Schule (bis 15 Uhr) geht eine weitere über die Bühne. Trainiert wird am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr. Zuvor und auch danach geht es zur Schule, ehe ab 15 Uhr eine weitere Einheit ansteht. Noch aufreibender wird es am Freitag, wo von 14 bis 16 Uhr sowie 17 bis 19 Uhr geprobt wird. Schulschluss ist um 14 Uhr. Nach dem Aufstehen um 7 Uhr nimmt Toni täglich um 7.30 Uhr in der Mensa sein Frühstück zu sich, während die Schule um 8 Uhr beginnt. Nach der Schul- beziehungsweise Trainingszeit bleibt den jungen Sportlern noch Zeit für Hausaufgaben, zur Regeneration oder auch für private Dinge, ehe um 22 Uhr die Nachtruhe („Nach schweren Tagen ist man einfach müde und freut sich auf sein Bett“) angesetzt ist.

Das Internat, aber auch die Schule wurden erst vor kurzem umgestaltet. Auf vier Etagen gibt es mehrere Fernsehräume, drei Bäder sowie eine große Küche. „Es ist sehr schön hier, man kann sich echt nicht beklagen“, erzählt der 15-Jährige, der sich mit einem Kollegen ein Zimmer teilt. Insgesamt besuchen um die 1530 Schüler das SLZB in Berlin. „Vom Eiskunstlaufen über Fußball bis hin zum Bogenschießen sind eigentlich alle Sportarten hier vertreten“, verrät Toni Wenzlaff. Dennoch blickt Toni auch mit etwas Sehnsucht auf sein „altes“ Leben daheim bei seinen Eltern. „Manchmal möchte man schon gern allein sein, wenn es in der Schule vielleicht nicht so gut lief oder man beim Sport seine Leistung nicht bringen konnte. Ich vermisse oft meine Eltern, aber auch meine kleine Schwester Tina, auch wenn sie mich immer voll unterstützen und immer für mich da sind“, richtet der Youngster seinen Erziehungsberechtigten einen großen Dank aus. Die besuchen den jungen Volleyballer so oft es geht bei dessen Turnieren. Nach Hause („Da fühlt man sich einfach noch am wohlsten“) kommt Toni im Schnitt alle zwei bis drei Wochen. „Wobei es in harten Wettkampfzeiten auch vorkommt, dass ich das fünf Wochen am Stück nicht schaffe“, so der Jävenitzer.

Natürlich verfolgt auch der junge Wenzlaff auch noch genauestens das Geschehen bei seinem ehemaligen Verein SSV 80 Gardelegen. „Wenn es sich irgendwie ergibt, fahre ich auch zu jedem Heimspiel“, verrät der 15-Jährige. Auf die erste Männermannschaft, die als Neuling auf Anhieb mit großem Vorsprung das Tableau der Regionalliga anführt, hält das Talent große Stücke. „Ich traue den Jungs auf jeden Fall den Aufstieg in die 3. Liga zu, sie haben das Zeug dazu und bringen auch alle Voraussetzungen mit“, lobt Toni Wenzlaff das von seinem Großvater Gerhard Müller gecoachte Team. Der Youngster wünscht den SSV-Männern um Spielführer Arne Kreißl auch in Zukunft maximale Erfolge. Ab und an trainiert Wenzlaff in den Ferien sogar selbst mit dem Team. Auch die Stimmung bei den Heimspielen in der stets gut gefüllten Willi-Friedrichs-Halle fasziniert den Sportschüler. „Sie ist echt überragend und die Zuschauerzahlen erschrecken mich immer wieder in positiver Hinsicht“, so der Westaltmärker mit einem Schmunzeln. Auch die Arbeit in der Gesamtsparte genießt beim Youngster hohes Ansehen. „Da wurde schon immer gut gearbeitet, und das ist auch immer noch der Fall“, lobt der Jävenitzer.

In den kommenden vier Jahren arbeitet Toni Wenzlaff auf die Europa-, aber auch die Weltmeisterschaft der U19 hin, die er auf jeden Fall als Aktiver miterleben möchte. Ab der kommenden Saison spielt der Westaltmärker für den VCO Berlin in der Regionalliga. Der Plan ist es daraufhin, über die 3. und 2. in die 1. Liga zu gelangen. „Ich denke, ich kann noch eine ganze Menge an mir verbessern, vor allem im athletischen Bereich“, sieht sich der Youngster noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt. Daher wäre eine baldige Rückkehr in die Westaltmark sicherlich auch ein Rückschritt für das Talent. „Daran ist momentan nur schwer zu denken, ich kann es mir auch nicht vorstellen“, so Toni, der sich über seinen späteren beruflichen Werdegang noch keine allzu großen Gedanken gemacht hat. Erst einmal möchte Toni Wenzlaff alles daran setzen, seine sportlichen Ziele zu erreichen. Die westliche Altmark, vor allem aber der SSV 80 Gardelegen, wird ihm dabei die Daumen drücken.