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Ausdauersport Von zehn schnell auf hundert Prozent

„Der Kopf ist entscheidend“, behauptet Kersten Friedrich in Bezug auf den Lauf- und Ausdauersport.

Von Florian Schulz 11.11.2017, 04:00

Ballerstedt/Osterburg l Der 44-jährige Ballerstedter weiß, wovon er spricht. Schließlich hat der Vereinschef der Triathlonfüchse Osterburg in diesem Jahr seinen ersten Ironman absolviert. Kersten Friedrich ist ein Spätstarter. Damit gemeint ist nicht, dass er dem Feld bei den Wettbewerben hinterherläuft, sondern dass der Altmärker erst mit 28 Jahren sein großes Hobby für sich entdeckt hat. Nun, gut 16 Jahre später, kann der Ballerstedter und Hauptorganisator des Arendsee-Triathlons auf eine bunte und ebenso erfolgreiche Laufbahn zurückblicken, die übrigens noch lange nicht zu Ende sein soll.

„Ich war selbst zu Schulzeiten nie wirklich sportbegeistert“, verrät Friedrich. Die einzigen Wettkämpfe, die er in jungen Jahren absolvierte, waren die mit der ortseigenen Feuerwehr. „Dafür haben wir eigentlich immer viel trainiert und waren auch recht erfolgreich“, erinnert sich der 44-Jährige zurück. In regelmäßigen Abständen musste Kersten Friedrich wegen des Atemschutzes einen Arzt aufsuchen. „Irgendwann meinte dieser zu mir, dass ich nur noch zehn bis 15 Prozent meines Leistungsvermögens ausschöpfe“, verrät der Ballerstedter. Nach seinem Hausbau war er ausgelaugt, konnte dementsprechend wenig trainieren. Selbst wenige Treppenstufen waren für Friedrich teilweise schon mit Anstrengung verbunden. Daraufhin machte es „klick“ im Kopf des Altmärkers. Während einer Montage beobachtete er mehrere Jogger und gönnte sich daraufhin selbst ein Paar Laufschuhe. „Angefangen habe ich mit 500 Metern. Über Umwege bin ich mittlerweile bis zum Triathlon gekommen“, erzählt Kersten Friedrich seine kuriose Geschichte.

Anfang der 2000er Jahre ging es für den Altmärker richtig los. Gemeinsam mit seinem Bruder Christopher entschloss sich Kersten, am Arendsee-Triathlon teilzunehmen. „Wir wollten uns immer gegenseitig schlagen“, verrät der 44-Jährige. Zur Vorbereitung auf das Großereignis in der westaltmärkischen Seestadt beteiligte sich der Ballerstedter bereits am Triathlon in Wischer. „Das sollte gegenüber meinem Bruder eigentlich geheim bleiben. Ich wollte schauen, ob ich es überhaupt hinbekomme. Mein Ziel war es, durchzuhalten“, erklärt Kersten Friedrich. Zumindest das interne Familienduell entschied Kersten zumeist für sich. Der mittlerweile sportbegeisterte Altmärker machte sich mit der Zeit natürlich auch einen Namen und lernte vor allem in Arendsee viele Mitglieder der Triathlonabteilung des SV Eintracht Osterburg kennen. An erster Stelle zu nennen ist dabei sicherlich der damalige „Füchse“-Spartenleiter Ronald „Pit“ Krüger. „Mit ihnen sind wir ab und an auch gemeinsam Fahrrad gefahren und haben uns entschlossen, in den Verein zu gehen“, verrät Kersten Friedrich.

Auf Dauer wollten die Triathleten der Osterburger Eintracht allerdings einen eigenen Verein gründen und taten dies dann auch. 2009 gründeten sich die Triathlonfüchse Osterburg. Mit gerade einmal zwölf Mitgliedern fingen die Altmärker damals klein an. Wenig später waren es schon 20, mittlerweile sind es mit Kindern 65 Personen. 2012 übernahm Kersten Friedrich („Es ist ein stetiges Kommen und Gehen, doch wir haben eine tolle Entwicklung vorzuweisen“) den Vorsitz vom beruflich stark eingespannten Ronald Krüger, nur ein Jahr später wurden in den Arendsee-Triathlon – vor 2009 übrigens durch den SV Eintracht Osterburg ausgerichtet – erstmals die Deutschen Polizeimeisterschaften integriert. Mit Erfolg: Denn auch 2015 entschlossen sich die Polizisten einstimmig dafür, diesen Wettkampf erneut in Arendsee auszutragen. Insgesamt hat sich der Triathlon an der „Blauen Perle der Altmark“ zu einem echten Zugpferd entwickelt. Um die 500 Starter sind jährlich dabei. „Wir haben vieles verändert, beispielsweise auch die Strecken, und damit auch einen richtigen Schritt gemacht“, verrät Friedrich. Mehr Teilnehmer bekommen die „Füchse“ in Arendsee schon fast nicht mehr unter. „Unsere Kapazitäten sind begrenzt“, erklärt der Vereinschef. Doch nicht nur den Triathlon richten die Osterburger aus, sondern auch die Schlammschlacht im März (Cross-Duathlon) und den Altmarklauf im November, jeweils auf eigenem Terrain.

Die Vereinsmitglieder trainieren eher selten gemeinsam. „Es ist schwierig, einen Trainingspartner zu finden, der die gleiche Leistungsstufe hat. Dazu spielt auch die Zeit eine wichtige Rolle“, weiß Kersten Friedrich. Freitags wird allerdings zumeist gemeinsam geschwommen, sonntags Fahrrad gefahren. „Gelaufen wird in der Regel individuell, schließlich wohnen wir teilweise recht weit auseinander. So bilden sich häufig nur kleinere Gruppen“, verrät der 44-Jährige, der sich unter anderem auch über Mitglieder aus Salzwedel freut. Friedrichs erstes Großereignis war die Weltmeisterschaft 2007 in Hamburg. „Da war allein die Qualifikation schon ein Erfolg“, berichtet der Ballerstedter. Der absolvierte am 23. September dieses Jahres im italienischen Cervia seinen ersten Ironman. Schon im Winter musste sich der Altmärker dafür anmelden, da rund 2500 Sportenthusiasten in der Nähe von Rimini an den Start gingen. Nach 3,8 Kilometern Schwimmen mussten 180 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt werden, anschließend mussten die Teilnehmer noch einen Marathon (42 Kilometer Laufen) hinter sich bringen. „Ich war mir sicher, dass ich das Schwimmen und Radfahren durchstehe, doch einen Marathon hatte ich vorher noch nie absolviert. Ich wollte im Endeffekt einfach durchkommen und insgesamt unter elf Stunden bleiben“, so Kersten.

Dieses Ziel konnte der Ballerstedter auch erreichen. Nach zehn Stunden und 54 Minuten erreichte er als Gesamt-511. das Ziel. „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, bin auch beim Marathon unter vier Stunden geblieben und insgesamt super zufrieden“, blickt Friedrich zurück. Der hielt sich zwar fast eine ganze Woche in Italien auf, doch um die Region zu erkunden, blieb keine Zeit. „Wettkampfbesprechung, Fahrrad zusammenbauen und abchecken lassen oder auch Startunterlagen abholen – es gab im Vorfeld viel zu tun“, so der 44-Jährige, der durch eine vorherige Erkältung sogar leicht geschwächt anreiste. Sollten die Gesundheit und die eigene Familie („Speziell meine Frau Jana unterstützt mich super“) mitspielen, könnte sich Kersten Friedrich durchaus vorstellen, noch an einem weiteren Ironman teilzunehmen. „Ich würde das gern noch einmal machen. Ich möchte mich diesbezüglich dieses Jahr eigentlich noch entscheiden“, verrät der Ballerstedter, der bereits jetzt in die Fußstapfen von Karsten Thiede, Alexander Schilling, Andreas Harloff oder auch Ronald Krüger – auch diese Triathlonfüchse bewältigen bereits Ironmans – getreten ist. „Jeder Triathlet träumt sicherlich davon, irgendwann mal an einem solchen Event teilzunehmen. Ich wollte es jedenfalls unbedingt“, erklärt der 44-Jährige.

„Die Vorbereitung für einen Ironman ist natürlich zeitaufwendig. Doch wenn es passt, würde ich das vielleicht noch einmal machen“, so Kersten Friedrich mit Blick in die Zukunft. Für die Triathlonfüchse Osterburg – unter ihnen befinden sich mit Per Bittner, Marcus Herbst, Marcus Wöllner und Alexander Schilling auch mehrere („Das macht uns natürlich stolz“) Profis – wünscht er sich, dass „alle Mitglieder gesund bleiben und weiterhin toll als Team zusammenarbeiten“. Dabei soll der Spaß im Vordergrund stehen. Auch der Nachwuchs – vor drei Jahren wurde die Kinderabteilung an der Biese gegründet – soll weiterhin gefördert werden. Sollten sich diese Punkte erfüllen, freut sich Vereinschef Kersten Friedrich sicherlich mehr als über das starke Abschneiden kürzlich bei seinem ersten Ironman.