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Fußball Ruhestand ist auch im Alter nicht möglich

Einst hat Dirksen Höft für den 1. FC Magdeburg gespielt, nun geht er noch immer als Trainer des SV Eintracht Vienau selbst auf Torejagd.

Von Florian Schulz 24.09.2016, 05:00

Vienau/Berkau l Dirksen Höft ist es selbst ein wenig unangenehm, wenn er das Spiel seiner Vienauer Schützlinge im Trikot von der Seitenlinie verfolgen und sich ab und an auch noch selbst einwechseln muss. „Eigentlich ist das katastrophal“, sagt der 45-Jährige selbst. Doch da sein kleiner Kader Ausfälle eben nur schwer kompensieren kann, bleibt dem Eintracht-Coach, der früher in ganz anderen Sphären unterwegs war, oft keine andere Wahl.

Seine fußballerischen Anfänge unternahm Dirksen Höft bereits als Fünfjähriger beim TuS Schwarz-Weiß Bismark. Seine Torjägerqualitäten hatte Trainer Erich Timme damals wohl noch nicht entdeckt, so dass er Höft im Knaben-Bereich zumeist als Verteidiger aufstellte. Bis in die Jugend hielt der Berkauer den Schwarz-Weißen die Treue, dann wurde der 1. FC Magdeburg auf den Altmärker aufmerksam. Der hatte mittlerweile die Position gewechselt und seine neue Heimat im Angriff gefunden. Mit 44 Treffern wurde er noch zu Bismarker Zeiten Torschützenkönig in der Bezirksliga. Klar, dass die Interessenten nun Schlange standen. Höft entschied sich für einen Wechsel zum FCM in die Landeshauptstadt. Mit den Magdeburgern wurde der Offensivakteur unter anderem DDR-Spartakiadesieger in Berlin. Anschließend ging es für den Altmärker zurück in seine Heimat. Er schloss sich Lok Stendal an und spielte mit den Eisenbahnern in der DDR-Juniorenliga. Auch später im Herrenbereich war Dirksen Höft mit den Stendalern in der DDR-Liga aktiv. Trainiert wurde er in der Rolandstadt unter anderem von Jörg Ohm, Rainer Wiedemann und Detlef Raßbach.

Zum Ende seiner Laufbahn entschloss sich Höft 2001 zu einer Rückkehr zu den Wurzeln. Für den TuS Schwarz-Weiß Bismark schnürte er unter der Regie von Trainer Hardy Timme in der Bezirksoberliga die Töppen. Mit den Bismarkern schaffte Höft den Sprung von der Landesklasse bis in die Verbandsliga. Anschließend wollte der Altmärker eigentlich seine Laufbahn beenden, doch nach nur einem Jahr Pause setzte der Berkauer selbige doch etwas unverhofft fort. Trainer Dirk Grempler überredete den Vollblutstürmer im Jahr 2004, noch einmal in der Landesliga beim TuS aus Bismark auszuhelfen. Es herrschte zu diesem Zeitpunkt im Waldstadion akute Personalnot. Auf Dirksen Höfts Treffer waren die Schwarz-Weißen daher noch immer angewiesen. In nur fünf Partien ließ es der Goalgetter elfmal klingeln. Nach einem Kreuzbandriss war dann aber endgültig Schluss für den Kicker mit Leib und Seele. Nach dem Erwerb der C-Lizenz zog er es vor, eine Karriere als Trainer einzuschlagen. 2005 stand der Ex-Torjäger erstmals bei der KSG Berkau in der Kreisoberliga Stendal an der Seitenlinie. Mit der Kampfsportgemeinschaft schaffte Höft sogar zweimal den Aufstieg in die Landesklasse.

„Jungs werden auch immer älter“

Nach einem Jahr ohne Tätigkeit meldete sich Rüdiger Palm aus dem Vorstand des SV Eintracht Vienau und überzeugte Dirksen Höft 2010 von einem Engagement beim damaligen westaltmärkischen Kreisligisten (heute: Kreisoberliga). „Ich musste zuerst überlegen, habe dann aber gesehen, dass es eine sehr talentierte und gute Truppe ist“, erklärt der 45-Jährige. So ließ seine Zusage dann doch nicht lange auf sich warten. „Leider werden die Jungs auch immer älter“, deutet der Coach darauf hin, dass er mittlerweile über einen sehr routinierten Kader verfügt. In den ersten beiden Jahren führte er die Eintracht jeweils auf den sechsten Platz. „Das waren natürlich große Erfolge für unseren Verein“, so der Berkauer. In dessen Mannschaft befinden sich mehrere Studenten, deren Ehrgeiz, ihre Kollegen am Wochenende bei den Partien trotzdem zu unterstützen, für Höft sehr lobenswert ist. Weil ihm insgesamt aber trotzdem immer mehr die Spieler ausgehen, würde sich der Altmärker wünschen, dass der Kreisfachverband (KFV) Altmark West bei der Bildung von Spielgemeinschaften „etwas flexibler“ wäre. „Wir sind der einzige Kreis, der es nicht zulässt, dass Spielgemeinschaften höher als in der untersten Spielklasse aktiv sein dürfen“, bedauert der 45-Jährige. Die Vienauer erwogen zur neuen Saison eine Bildung einer SG mit dem VfL Kalbe/Milde. Weil die Truppe dann aber in der 1. Kreisklasse wieder bei Null hätte beginnen müssen, blieb dieser Schritt aus. „Das ist nicht im Sinne des Fußballs. Wo sollen die Spieler herkommen? Wir sollten uns hier mal Gedanken machen, ob wir den Fußball damit nicht kaputt machen“, so Dirksen Höft mit ernster Miene.

Die Arbeit im Vienauer Vorstand kann Höft nur loben. „Was hier geleistet wird, ist schon super. Hier wird konstruktiv gearbeitet und gemeinsam beraten“, erklärt der Berkauer. Bereits zweimal, 2014 und 2015, reiste der Kreisoberligist mit 25 Akteuren ins Trainingslager in die Türkei. Möglich gemacht haben dies auch die vielen treuen Sponsoren, denen Höft ebenfalls sehr dankbar ist. „Leider ist es schwierig, neue Spieler nach Vienau zu lotsen“, spricht der Übungsleiter ein großes Problem in der Region an. Mittlerweile kann die Truppe aus der höchsten Spielklasse des Altmarkkreises Salzwedel nur noch freitags trainieren, wobei sich stets zehn bis zwölf Spieler zu den Einheiten einfinden. „Leider ist es in der heutigen Zeit so, dass andere Dinge einfach wichtiger als der Fußball sind. Früher war das anders“, weiß der 45-Jährige, der dennoch weiterhin Spaß an seiner Aufgabe bei der Eintracht hat. Selbst wenn es für die Vienauer, deren Kader 18 Akteure umfasst, in der jüngsten Vergangenheit fast durchweg „nur“ noch um den Klassenerhalt ging.

„Eigentlich sind meine Knochen fertig“

Da es auch in dieser Saison wieder nicht allzu rosig in personeller Hinsicht aussieht, ist Dirksen Höft oft gezwungen, selbst seine Tasche mitzunehmen. „Eigentlich sind meine Knochen fertig“, erklärt der 45-Jährige, dass dies ganz gewiss nicht in seinem Interesse ist. Doch eine andere Wahl bleibt dem Trainer nicht. „Ich stelle mich in dieser Saison noch in den Dienst der Mannschaft. Was danach passiert, werden wir sehen“, verrät der Altmärker. Der hofft insgeheim natürlich auf personelle Verstärkungen für sein Team. Wenn der Routinier heute selbst den Rasen betritt, bringt er noch die gleichen Eigenschaften auf selbigen wie in früheren Zeiten. „Vor allem natürlich den Ehrgeiz, ansonsten würde ich mir das auch nicht mehr antun“, erzählt der Berkauer. Ob nun den Ball behaupten, ablegen oder ab und an auch mal selbst den Abschluss zu suchen – mehr geht im Alter nicht mehr. „Läuferisch ist da nicht mehr viel möglich“, erklärt der 45-Jährige, der ab und an auch noch selbst mittrainiert.

Den Spaß am Fußball möchte Dirksen Höft selbst nicht verlieren und hofft, dass dies auch für seine Schützlinge gilt. „Ich würde mir wünschen, dass gerade die jungen Spieler mehr Ehrgeiz zeigen“, so Höft, der vor allem hofft, dass er und seine Familie gesund bleiben. Der Altmärker ist beruflich sehr eingespannt und hat daher bereits das eine oder andere Trainerangebot aus höheren Spielklassen ausgeschlagen. Er möchte beim SV Eintracht Vienau zur Stange halten und dafür sorgen, dass in der beschaulichen westaltmärkischen Ortschaft auch weiterhin Kreisoberliga-Fußball zu bestaunen ist.