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Fußball Tolle Teamleistung und „Raffi“

Der SSV 80 Gardelegen ist am Freitababend erwartungsgemäß gegen den 1. FC Magdeburg (0:5) aus dem Landespokal ausgeschieden.

Von Florian Schulz 08.08.2016, 05:00

Gardelegen l Die Salzwedeler Eintracht hatte sich in der Vorsaison bis hin zum Viertelfinale des FSA-Pokals den Drittligisten aus Magdeburg gewünscht. Die Realität sah so aus: Calbe/Saale, Haldensleben, Stendal und zu guter Letzt Barleben. Mehr Glück hatte der Ligakonkurrent aus Gardelegen. Der bekam die Landeshauptstädter nämlich gleich in der ersten Runde zugelost und hielt erstaunlicher Weise bis zur 66. Minute – dank einer ganz starken Teamleistung, aber auch eines glänzenden Keepers Rafael Gritzner – ein 0:1.

Das Tor von Sebastian Ernst aus der sechsten Minute sollte für lange Zeit das einzige bleiben, ehe FCM-Trainer Jens Härtel auf die Harmlosigkeit in der Offensive reagierte und anstelle vom glücklosen Julius Düker Christian Beck brachte. Beck, nach dem Duell nicht mehr losgelassen von Autogramm- und Fotojägern, traf dann genau wie Neuzugang Maurice Exslager doppelt, die Magdeburger erhöhten das Resultat noch standesgemäß auf 5:0. Zufrieden konnte Härtel aber eben nur mit den zweiten 45 Minuten sein. „Im ersten Durchgang haben wir zu langsam gespielt, uns zu wenig bewegt und auch zu wenig Torchancen herausgespielt. Nach der Pause haben wir es besser gemacht und sind mit einer anderen Körpersprache aufgetreten“, so der FCM-Coach. Angst, dass seine Elf nach dem Ligafehlstart (0:3 Fortuna Köln) die Partie gegen wacker kämpfende und disziplinierte Gardelegener herschenkt, hatte er aber nicht. „Der Gegner hat gut gekämpft. Gerade der Torhüter hatte einen guten Tag und hat eigentlich keinen Fehler gemacht. Wir setzen nun einen Haken hinter den Pokal und wollen nun auch in der Liga den Spieß umdrehen“, machte Jens Härtel deutlich. Innenverteidiger Felix Schiller pflichtete ihm bei: „In der ersten Hälfte haben wir es nicht gut gemacht und hatten zu wenig Bewegung drin. Da hatte es Gardelegen sogar recht einfach. Aber mit Christian Beck hatten wir später eine gute Anspielstation. Er hat dann auch wieder gezeigt, wie eiskalt er ist.“

Härtels Gegenüber, SSV-Trainer Norbert Scheinert, hatte sich gegen den fünf Klassen höher angesiedelten Konkurrenten wenig ausgerechnet, konnte die Pleite in diesem Rahmen daher gut verschmerzen. „Wir haben hier eine Stunde lang überragend gespielt, die Räume gut eng gemacht. Leider haben am Ende doch Kraft und Kondition gefehlt. Dann hat der FCM doch seine Klasse gezeigt“, resümierte Scheinert, der in seinem Keeper „Raffi“ Gritzner den überragenden Mann sah. Der Titel „Man of the Match“ wäre, wenn er denn verliehen worden wäre, mit hoher Wahrscheinlichkeit an den SSV-Schlussmann gegangen, der nicht nur reihenweise Bälle – seine beste Parade zeigte er wohl bei einem Freistoß von Manuel Farrona Pulido im ersten Abschnitt – abwehrte, sondern auch seine Vorderleute gut und lautstark dirigierte. Gritzner war ohne Frage der Fels in der Gardelegener Brandung, nach der Partie aber ein bescheidener Genießer: „Fünf Gegentore sind gegen einen Drittligisten absolut in Ordnung. Schade, dass wir nicht selbst ein Tor erzielt haben. Das wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen.“ Die gute Möglichkeit zum besagten Treffer besaß Angreifer Simon Bache in Hälfte eins, doch er traf nicht ins Schwarze, sondern verfehlte den Kasten. Doch auch ohne ein erzieltes Tor kann der Landesklasse-Vertreter erhobenen Hauptes aus dieser Partie gehen. Oder, Kapitän Andy Stottmeister? „Es ist klar, dass in solch einem Spiel Willen und Einsatz stark ausgeprägt sind. Ein Spiel vor solch einer Kulisse erlebt man womöglich nur einmal im Leben, und da versucht man sich natürlich auch gut zu verkaufen. Ich denke, das haben wir getan. Ein großes Lob an das ganze Team samt Trainergespann, das war eine tolle Leistung“, fasste der SSV-Spielführer zusammen. Die Rolandstädter deuteten damit auch an, dass mit ihnen im Titelkampf zu rechnen sein wird. Man möchte oben mitspielen und hat nicht nur gegen den FCM sein enormes Potenzial angedeutet. „Ich denke, gerade das Trainingslager hat uns alle noch einmal zusätzlich zusammengeschweißt. Wenn wir mit dieser Einstellung in die Saison gehen, bin ich ganz optimistisch“, erklärte Daniel Leberecht, der übrigens am Spieltag seinen 24. Geburtstag feierte und natürlich auch noch das eine oder andere Ständchen bekam.

Ein Loblied kann man auch auf die tolle Arbeit der Helfer des gastgebenden Vereins dichten. Das Team um Spartenleiter Jens Bombach hatte alles bestens organisiert. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem tollen Event. Bis auf einen kleineren Feuerwerkskörper abseits des Spielfeldes ist alles ruhig geblieben“, so Bombach. Hat der SSV-Fußballchef auch wirklich mit über 2000 Zuschauern beim Pokal-Hit, geleitet vom Stendaler Unparteiischen Karsten Fettback, gerechnet? „Nein, ich war ehrlich gesagt der größte Pessimist. Während die Jungs das schon geahnt haben, wäre ich mit 1500 Besuchern schon sehr zufrieden gewesen.“ Unterm Strich waren es über 600 mehr und der SSV 80 Gardelegen blickt auf ein sportlich, aber auch vom Rahmen her geglücktes Fußballevent zurück.