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Porträt der Woche Volleyballerin Lisa Stock aus Schönebeck kämpft sich im Bundesligateam aus Dresden durch Durchbeißen für Stammplatz und Ausbildung

21.06.2014, 01:17

Lisa Stock hat gelernt sich durchzubeißen - und zwar nicht mit zugekniffenen Augen, sondern mit wachem Blick zur bevorstehenden Aufgabe. Immer schon hat sie für ihre Ziele gekämpft, hat sich nicht unterkriegen lassen und am Ende die Früchte ihrer harten Arbeit geerntet, zuletzt gab es den Deutschen Meistertitel.

Von Frank Nahrstedt

Dresden/Schönebeck l Inzwischen ist die Schönebeckerin, die in der Jugend des SV Pädagogik ihre Volleyball-Karriere startete, Bundesliga-Spielerin beim Dresdener SC und steht vor zwei weiteren großen Herausforderungen.

Lisa Stock hatte nun gute Voraussetzungen. Zum einen spielte ihre Schwester Volleyball, mit der die damals Sechsjährige des Öfteren in der Sporthalle war. Zum anderen waren es Luftlinie nur 200 Meter zur Sporthalle an der Berliner Straße, sodass die 20-Jährige regelmäßig und problemlos zum Training gehen konnte. Neben ihrem Talent könnte dies den Ausschlag dafür gegeben haben, dass sie sich für die Sportschule qualifiziert hat, die sie nun seit sieben Jahren besucht. "Meine Schwester spielt inzwischen gar nicht mehr. Ich habe es allerdings durchgezogen."

Im Alter von 13 Jahren stand Lisa Stock bereits auf eigenen Beinen, musste im Internat in Dresden den Alltag selbst bestreiten. "Ich denke, das habe ich ganz gut bewältigt." Inzwischen ist aus ihr eine selbstbewusste Person geworden, die zwar ziemlich zurückhaltend und bodenständig ist, aber ihre Meinung vertritt und auf dem Spielfeld explodieren kann. "Emotionen gehören zum Sport dazu. Ich brauche die Mannschaft. Im Team hat man viele Menschen um sich und damit eine bessere Atmosphäre als in einem Einzelsport."

Sportlich hatte sie in Dresden - zunächst beim VC Olympia - einen schweren Stand, spielte im Außenangriff, für den sie mit 1,68 Meter nicht die Idealmaße mitbringt. Im Jahr 1999 wurde der Libero eingeführt, eine Position, die scheinbar wie für Lisa Stock geschaffen wurde. "Es ist zwar schade, dass man dann keine Punkte erzielen kann, aber man gewöhnt sich dran", sagt sie mit einem Lächeln. Auf dieser Position arbeitete sie sich nun nach vorn, schwitzte in vielen Trainingsstunden und erkämpfte sich mit dem Herz eines Löwen und großem Ehrgeiz einen Stammplatz in den Jugendteams des Vereins. Schließlich gelang ihr sogar der Sprung in die Junioren-Nationalmannschaft, sie nahm zudem an der Europameisterschaft in der Türkei teil. "Ich denke, ich kann mich glücklich schätzen, dass ich mit meiner Größe inzwischen in der ersten Liga spielen darf. Ich hätte nie gedacht, dass ich sportlich mal so nach oben kommen werde."

Trotz der beachtlichen Erfolge in der noch jungen Karriere ist Lisa Stock niemand, der damit prahlt oder hausieren geht. Vielmehr bleibt sie zurückhaltend, genießt die Situation und das Geschenk, ihren Traum leben zu dürfen.

Seit Anfang Juni, nach drei Wochen Pause, bereitet sie sich auf die bevorstehende Saison vor. Nun steht sie im zweiten Jahr in der Frauenmannschaft des DSC vor einer weiteren Herausforderung. Momentan ist sie hinter der 25-jährigen Niederländerin Myrthe Schoot Libera Nummer zwei, hatte im vergangenen Jahr lediglich gegen Hamburg ein komplettes Spiel absolviert. "An ihr muss ich mich vorbeikämpfen", sagt Stock selbstbewusst. "Sicherlich brauche ich etwas Geduld. Mein nächstes Ziel ist aber, dass ich Stammspielerin werde."

Nicht nur im Sport, auch im Berufsleben geht es in einen neuen Abschnitt. Nach ihrem Schulabschluss im vergangenen Jahr steht nun neben dem Volleyball die Ausbildung als Raumausstatter auf dem Programm. "Die berufliche Entwicklung wird wichtig sein für mich. Bis jetzt kann ich mir einen Bürojob zwar noch nicht vorstellen, weil ich mit dem Sport so viel unterwegs bin. Wenn meine aktive Volleyballzeit aber zuende ist, brauche ich schließlich eine Absicherung." Auch das wird eine weitere Herausforderung werden, durch die Lisa Stock sich beißen muss und wird. Doch jetzt heißt es erst einmal: Augen auf und Genießen.