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Reiten Gnadau wird für zwei Tage zur Hochburg des Pferdesports / "Jump and Drive" mit Dreirad CHIO Aachen hat kleine Schwester

Von Nadja Reichert 12.08.2014, 03:22

130 Pferde, 230 Starts - diese beeindruckende Bilanz kann der Reit-und Fahrverein Gnadau/Döben zu den diesjährigen Reit- und Fahrertagen ziehen. Ein Wochenende lang rollten Kutschen über das Gestüt, trabten Pferde über das Gelände und am Abend sah man sogar Reiter, die sich bemühten, ein Dreirad zu lenken.

Gnadau l Wolfgang Schoenebaum, Vorsitzender des Reit-und Fahrvereins kleidete sich zwar in einen Anzug und setzte seinen Sonntagshut auf, im Grunde wäre er wohl aber lieber mit einer Latzhose gekommen. Und zwar nicht nur, weil der Wettergott es zwischendurch nicht gerade gut mit den Reitern meinte, sondern, weil er selbst kräftig mit zufasste und beim Nachreichen von Speisen und Getränken half. Allerdings sah es natürlich umso eindrucksvoller aus, wenn der Vorsitzende selbst auf dem Bock eines Vierspänner saß und seine Pferde über das Gelände führte.

Egal ob Kutsche oder nur hoch zu Ross, "wir bieten hier für jeden etwas." Zugelassen waren alle, die ein Pferd hatten. "Unsere Veranstaltung hat zwar durchaus Turniercharakter, aber anders als bei Wettkämpfen, gibt es bei uns keine strengen Meldefristen", erklärte Schoenebaum. Und in der Tat meldeten sich noch während des Turniers einige Reiter zu den Prüfungen und Wettbewerben an.

Die Reitertage begannen mit dem Dressur-und Hindernisfahren für Ein-bis Vierspänner. Sowohl Ponys als auch große Pferde waren zugelassen. Auf zwei Plätzen drehten die Kutschen ihre Runde, durch Kegel hindurch (Hindernis) oder auf freier Fläche (Dressur). Und ganz nebenbei bestaunten die Zuschauer die Gespänne und die Kleidung der Besitzer. Von normaler Reiterkleidung bis zu schönen Kleidern und Anzügen war alles vertreten. "Die meisten behalten ihre Sachen dann auch gleich für den Reiterball an", scherzte der Vorsitzende. Der Ball gehörte zum krönenden Abschluss am Sonnabend.

Zuvor wurde den Zuschauern ein Nachmittag voller Springprüfungen geboten. Den Anfang bildete ein so genanntes Minispringen. "Hier treten Junioren und Juniorinnen an, also Reiter ohne Turniererfahrung", erklärte Alexander Sieche, stellvertretender Vorsitzender des Reitvereins. "Die Veranstaltung dient auch dazu, den Nachwuchs zu fördern und deshalb stellen sich im Minispringen die jüngsten Reiter ihrem ersten Parcours. Sie sollen Turnierluft schnuppern und sich vielleicht schon mal an das E-Springen herantrauen."

Die jungen Reiter meisterten ihre erste Herausforderung ganz unterschiedlich. Während einige schon ganz professionell auf ihrem Pferd saßen und die Hürden sogar fehlerfrei übersprangen, hatten andere ihr Ross noch nicht so richtig im Griff, eine Reiterin wurde sogar abgeworfen. Es passierte aber nichts.

Der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen steigerten sich im Folgenden immer mehr und am Abend krönten zwei Wettbewerbe unter Flutlicht diese Disziplin. "Die Idee war, Gnadau wie ein kleines CHIO Aachen zu gestalten", erklärte Sieche. "Wir können uns mit ihnen zwar nicht vergleichen, aber von der Aufmachung her war es an diesen großen Reiterstall angelehnt." Sieger des Flutlichtspringens wurde Wiebke Lehmann vom Reitclub Haldensleben mit "Bella". Hinter ihr reihte sich Anika Sambill vom Gastgeber mit "Medorie" ein.

Bevor es aber soweit war, gab es, sehr zur Unterhaltung der Zuschauer, ein sogenanntes "Jump and Drive". Den ersten Teil eines Parcours konnten die Reiter mit ihrem Pferd absolvieren. Für den zweiten Teil stand ein Dreirad bereit, das allerdings spiegelverkehrt lenkte. Bis die Teilnehmer den Dreh raushatten, waren einige Hindernisse gefallen. Die Zuschauer hatten jedenfalls ihren Spaß, nicht zuletzt durch die erheiternden Kommentare des Richters. Dennoch wurden auch Sieger gekürt. Kim Klöpzig (Reitanlage BBG) meisterte den ersten Teil der Strecke mit "Conterville" und kam wohl auch am besten mit dem Dreirad zurecht.

Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Dressur. Bei diesen Prüfungen räumten vor allem die Reitvereine aus Hohendodeleben und Walitz ab. Für die Gastgeber gab es nur die Plätze drei bis fünf.

Die Reitertage gibt es übrigens schon länger als den Reit-und Fahrverein Gnadau selbst. Die Abteilung Reiten gliederte sich 2001 von der SG Gnadau aus, das Turnier wird allerdings schon seit 15 Jahren veranstaltet.