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Fußball Schiedsrichterinnen haben nach wie vor einen schweren Stand auf dem Platz "Einfach umdrehen und lächeln"

Von Nadja Reichert 28.02.2015, 02:34

Frauen und Fußball gehört für viele noch immer nicht zusammen. Besonders, wenn eine Frau die Geschicke an der Seitenlinie oder auf dem Feld leitet. "Am Anfang hat man einen Bonus, wenn man zum ersten Mal ein Spiel leitet", erklärt Silke Galetzka, Schiedsrichterin von TuS Bebitz und Mitglied des Schiedsrichterausschusses im Salzlandkreis.

Salzlandkreis l "Aber nach zwei oder drei Spielen ist dieser auch ganz schnell wieder weg." Ein dickes Fell ist nach wie vor wichtig. "Das muss man sich auch aneignen. Angst darf man auf keinen Fall zeigen. Das merken sich die Spieler sofort. Eine gewisse Grundnervosität ist allerdings auch gar nicht verkehrt."

"Dank für gute Leistungen hört man eher selten."

Galetzka selbst hat ihre "Pappenheimer aber unter Kontrolle." In der Hinrunde der Saison 2014/15 brauchte sie es allerdings nicht zwingend. "Die Spiele, die ich betreut habe, verliefen im Großen und Ganzen recht fair." Besonders positiv blieb ihr das Kreisklasse-Derby FSV Wespen gegen den SSV Blau-Weiß Barby in Erinnerung. "Zum einen verlief die Partie wirklich sehr fair. Ich musste nur zweimal eine gelbe Karte ziehen. Zum anderen kamen beide Mannschaften im Anschluss zu mir und haben sich für meine gute Leitung bedankt. Das hat man selten, aber es motiviert ungemein. Wenn man ständig nur hört, wie schlecht man war, dann macht man sich irgendwann Gedanken, ob man nicht lieber aufhören sollte."

Trotz solch positiver Beispiele erkannte die Schiedsrichterin "eine Tendenz zur Verschlechterung im Umgang der Spieler untereinander und zu den Schiedsrichtern, vor allem in den unteren Ligen". Galetzka sieht hierbei auch eine Diskrepanz zwischen Männer- und Frauenfußball. "Bei den Frauen geht es zwar viel ruhiger zu und es ist bei weitem nicht so spannend oder technisch ausgereift wie bei den Männern, dafür wird viel stärker auf Disziplin geachtet."

"Auch wenn es bei den Männern oft sehr rabiat werden kann, pfeife ich dort lieber", erklärt Nicole Remus, Schiedsrichterin des SV 09 Staßfurt. Auch sie kennt sich mit Anfeindungen gegenüber Frauen als Spielleitung aus. "Meistens kommen solche Sätze wie `Geh lieber hinter den Herd´." Aber Remus hat eine ganz eigene Art mit Beleidigungen oder negativen Kommentaren umzugehen. "Einfach umdrehen und lächeln. Außerdem sollte man in Diskussionen mit Spielern immer sachlich und ruhig bleiben. Dann beruhigen sie sich auch." Diese Taktik gelingt aber auch nicht in jeder Situation. "Ich hatte auch schon Partien, in denen Trainer oder Spieler im Anschluss zu mir kamen oder mir einen dummem Kommentar beim Verlassen den Platzes hinterher gerufen haben. Es wundert mich immer wieder, dass gerade die Gewinnerteams so etwas machen müssen. Sie haben gewonnen und suchen dann trotzdem noch die Fehler beim Schiedsrichter."

Positiv blieb Remus die Partie Eickendorf gegen Neugattersleben in Erinnerung. "Der Eickendorfer Trainer Marco Schmoldt kam nach dem Spiel zu mir und hat sich für meine Arbeit bedankt und mich gelobt. So etwas würde ich mir ruhig öfter wünschen."

"Meistens kommen Sätze wie: Geh` doch lieber an den Herd."

Remus ist nicht mehr an den gesamten Spielwochenenden im Einsatz. "Darüber bin ich aber auch nicht böse. Ich bin zwar noch gern Schiedsrichterin, aber manchmal bin ich glücklicher, wenn ich zu Hause bleiben und mich um meinen Enkel kümmern kann."