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Classic-Kegeln Vier Generationen Kegel-Sport

Seit den 1950er Jahren sind Kegeln und Schönebeck untrennbar mit der Familie Stacke verbunden.

Von Enrico Joo 14.02.2018, 23:01

Schönebeck l Immer wieder montags geht das Licht an im Landesleistungszentrum der Classic-Kegler von Union Schönebeck in der Barbarastraße und dann schleichen sie hinein, die beiden so ungleichen Gestalten. Der jüngere von beiden ist fast noch ein Kind. Er ist 16 Jahre alt, heißt Satino Stacke und kegelt seit früher Kindheit in Schönebeck. Neben ihm läuft ein älterer Mann. Er ist 74 Jahre alt und heißt Dietmar Stacke.

Der Nachname ist kein Zufall, Dietmar ist der Opa von Satino. Und zusammen bringt das Familiengespann einmal in der Woche die Bahn auf Vordermann. Da werden die Anläufe geputzt, die Bahnen eingewachst, die Poliermaschine angeworfen. Das dauert so vier bis fünf Stunden. Spaß macht das nicht immer. Aber Dietmar Stacke, der seit Anfang der 1960er Jahre in Schönebeck kegelt, nun aber aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste, hat sich zumindest diese letzte Aufgabe im Verein bewahrt. „Eigentlich wollte ich schon aufhören“, sagt er. Aber er brennt für den Verein. Und dass sein Enkel Satino ihn bei dieser eher lästigen Aufgabe unterstützt, sagt viel über das Verhältnis der beiden aus, aber auch über die Stellung von Familie Stacke in Schönebeck.

Seit vier Generationen nun kegeln die Stackes schon in den Schönebecker Vereinen. Der Vater von Dietmar Stacke war eines der Gründungsmitglieder im Jahre 1952. Statt moderner Kunststoffbahnen gab es da Bohle- oder Asphaltbahnen. Und das Landesleistungszentrum in der Barbarastraße stand auch noch nicht. Das wurde erst 2006 erbaut. In der Barbyer Straße waren die Bedingungen freilich nicht so gut wie heute in der Barbarastraße. Erst gab es zwei, später vier Bahnen. Stück für Stück wurde der Kegelsport in Schönebeck professioneller. Heute gibt es acht Bahnen auf der Anlage im Landesleistungszentrum, die mindestens zu den besten im Land Sachsen-Anhalt gehört. „Mit dieser Bahn kann man Werbung machen“, sagt Dietmar Stacke stolz.

Und dass die Bedingungen heute so gut sind, ist auch ein klarer Verdienst des 74-Jährigen, der im Oktober 75 wird. 47 Jahre lang war Dietmar Stacke im Vorstand aktiv. Im September 2017 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil. Intern wurde er für 65 Jahre Vereinszugehörigkeit geehrt. Kegeln und Stacke. Das sind zwei untrennbare Synonyme. Einst hieß der Verein Aktivist Schönebeck, nach der Wende Schönebecker SV, heute nun Union Schönebeck. „Die Kegelbahn ist mein zweites Zuhause“, sagt Stacke. Und wie er das so sagt, geht ein Lächeln über seine Lippen. Der Kegelsport ist seine Passion, die er auch an seine Söhne weitergegeben hat. Thomas Stacke (50) und Stefan Stacke (47) wurden schon in früher Kindheit mit dem Kegel-Virus infiziert. „Wir wurden auf der Kegelbahn geboren“, sagt Stefan Stacke. Schon im Kinderwagen hatten die Brüder das monotone Rummsen der Kugeln auf der Bahn vernommen. Vielleicht konnten sie nur deswegen gut schlafen?

Und so stehen Thomas und Stefan Stacke ihrem Papa in Sachen Leidenschaft in nichts nach. Nach dem Abdanken von Dietmar Stacke im Jahr 2003 als Abteilungsleiter – er war mit einer Unterbrechung von 1985 bis 1990 seit 1974 der Chef der Abteilung – übernahm erst Stefan Stacke den wichtigsten Posten. Aktueller Abteilungsleiter ist nun Thomas Stacke. Und weil die beiden mit der gleichen Leidenschaft in der Halle stehen wie der Papa, war auch sonnenklar, was mit Sandro Stacke (18) und Satino Stacke (16) passieren würde. Die Söhne von Stefan Stacke kegeln natürlich auch. Auf gutem Niveau. Beide Stackes in der vierten Generation sind Bestandteil der Erfolgsmannschaft in der Landesklasse, die unaufhaltsam dem Aufstieg in die Landesliga entgegensteuert. Da kam es in dieser Saison schon vor, dass mit Thomas, Stefan, Sandro und Satino gleich vier Stackes im Aufstellungsprotokoll standen.

Doch wie ist das nun? Wer ist eigentlich der beste Stacke aller Zeiten? Ist es der Opa, sind es die Väter oder sind es doch die aufstrebenden Enkel? „Der Kegelsport ist immer professioneller geworden“, sagt Stefan Stacke. „Man kann die Zeiten nicht miteinander vergleichen.“ Die Bedingungen waren natürlich anders, die Bahnen heute sind besser, die Wurfzahl ist anders. Wenn ein Satino Stacke also heute schon im jungen Alter über 600 Holz wirft, heißt das nicht, dass er der beste Stacke-Kegler aller Zeiten ist.

Was man aber sagen kann: Die Stackes waren immer ein fester Bestandteil der Mannschaften. Zumindest die männlichen Stackes. Denn natürlich gibt es auch weibliche Stackes. Aber: „Wenn ich zu meiner Frau Kegeln sage, dann rennt sie weg“, erklärt Thomas Stacke lachend. „Sie hat da null Interesse.“ Kegeln, das ist dann doch ein Ding der Männer in der Familie. Eben jetzt schon in der vierten Generation.