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Frauen-Handball Ein Team, ein Motto: Jetzt erst recht

Die SG Lok Schönebeck will sich von der 17:21 (9:11)-Heimniederlage gegen Dessau-Roßlau nicht aus der Bahn werfen lassen.

Von Björn Richter 23.01.2017, 00:01

Schönebeck l Den sportlichen Lebenslauf von Antje Schmidt zieren fünf Deutsche Meistertitel, ebenso viele WM-Teilnahmen und ein Ausflug in die Champions League. Zwar hat die 32-Jährige diese Meilensteine im Floorball und damit einer keineswegs massentauglichen Sportart erreicht, doch in Anlehnung an ihr persönliches Markenzeichen über dem blonden Schopf gilt in ganz und gar nicht stiller Bewunderung: Stirnband ab, Frau Schmidt.

Pech für die SG Lok Schönebeck, dass in der Linksauslegerin am Schläger und der Kunststoffkugel auch eine mehr als passable Handballtorhüterin steckt. Eine, die am Sonnabend zwischen den Pfosten des Dessau-Roßlauer HV in den Augen von Lok-Coach Dirk Schedlo vielleicht sogar eine für die Sachsen-Anhalt-Liga überqualifizierte Leistung zeigte: „Wenn wir ein bisschen mehr Fortune gehabt hätten und wenn vor allem die gegnerische Torfrau nicht ganz so stark drauf gewesen wäre, hätten wir uns mit dem Tabellenzweiten auf Augenhöhe bewegt.“ So aber kroch Schmidt am Sonnabend immer tiefer hinein in die Köpfe von Schedlos Schützlingen und machte bei der Schönebecker 17:24-Niederlage schließlich den Unterschied aus.

Eine augenscheinliche Ursache für die Pleite lag in der Siebenmeter-Schwäche der SG Lok. Jene vier Treffer Differenz, die am Ende zwischen beiden Teams lagen, blieben an der Strafwurflinie liegen. Doch einerseits unterschlägt diese einfache Erklärung, dass die Schönebeckerinnen über die eigene 7:4-Führung Mitte der ersten Hälfte auch im Rückstand stets den Anschluss hielten, andererseits „hat Dessau auch eine starke Abwehr hingestellt, die uns häufig zu Würfen unter Bedrängnis gezwungen hat“, erklärte Schedlo. Vor allem nach Wiederbeginn, als der Vorsprung der Bauhausstädter auf 15:10 (43.) anwuchs, blieben reihenweise Würfe am Innenblock hängen. Dazu kam Lok selten ins Laufen. Erste und zweite Welle verebbten zumeist, da der DRHV enorm schnell auf den Beinen war.

Im Angriff fanden die Gastgeberinnen also nicht zur nötigen Durchschlagskraft. Positiv überraschte allerdings die Schönebecker Abwehrleistung. In der Deckung knüpfte das Team am Sonnabend dort an, wo es in der Vorwoche gegen den Magdeburger SV 90 aufgehört hatte, als der 24:20-Auswärtssieg irgendwo zwischen 6-0-Formation und Torhüterin Liza Nowicki eingefahren wurde. Gegen Dessau-Roßlau forcierte die Abwehr vor allem im zweiten Abschnitt vermehrt Ballgewinne. Weil bei den Gästen gegen Ende auch sichtbar die Kräfte nachließen, trugen nicht mehr nur die beiden besten Lok-Schützinnen Cindy Degen (fünf Tore) und Vivien Goldgraebe (vier) die Hauptangriffslast im geschildert zähen Positionsangriff. Auch Vanessa Goldgraebe konnte nun ihre Stärken im Umkehrspiel aufs Parkett bringen, etwa beim 13:16 (50.).

Ging da etwa noch etwas in der Schlussphase? Nein, aber der SG ließ sich nicht der Vorwurf machen, dass sie nicht alles probierte. So ließ Schedlo in den Schlussminuten mit einer 3-3-Abwehr spielen, Schönebeck trat bereits auf neun Metern heraus, doch es half nichts. Der Lok-Trainer brachte es dennoch auf den Punkt: „Das sah nicht nach einer Mannschaft auf, die aufsteckt.“

So sollten auch die guten Seiten der Leistung vom Sonnabend Ansporn sein, sich aus dem Tabellenkeller zu befreien. Vom schwebenden Verfahren um insgesamt fünf Spielwertungen will sich das Team ohnehin nicht beeinflussen lassen: „Die Mannschaft hat sich selbst einen neuen Leitspruch verpasst: Jetzt erst recht.“
Schönebeck: Krakau, Nowicki – Degen (5/1), Va. Goldgraebe (3), Schedlo (3/1), Depta (2), Bartelmann, Sauer, Stagge, Vi. Goldgraebe (4/2), Moschner, Sejdovic
Dessau-Roßlau: Schmidt – Vollert, Schmidt, Gödde (1), Hildebrandt (3), Frens (3), Ehlert (2), Proske (6/5), Schröter (6), Körner, Heinecke, Lindner
Siebenmeter: Lok 8/4; DRHV 5/5; Zeitstrafen: Lok 4 – DRHV 6