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Fußball Verschiedene Welten in der Kreisliga

Während Rot-Weiß Groß Rosenburg souverän aufstieg, fehlten der SG "Mühlingen" zwei Punkte zum Klassenerhalt.

Von Enrico Joo 10.07.2017, 23:01

Salzlandkreis l Auch Harald Sens gehen fast die Superlative aus, als er anfängt, ein Fazit über die vergangene Saison beim souveränen Kreisliga-Meister SV Rot-Weiß Groß Rosenburg zu ziehen. Wo soll der Trainer beginnen? Wo aufhören? Es gibt beinahe keine Statistik, die Groß Rosenburg nicht anführt. Beste Heimbilanz, beste Auswärtsbilanz, beste Abwehr, bester Sturm, mit Matthias Jahnke (54 Tore) den besten Stürmer. Dazu auch der Sieg in der Fairplay-Wertung.

„Ja, wir waren spielerisch mit Abstand die beste Mannschaft“, sagt Sens also. Und aus dem Mund eines Trainers, der ja dazu verdammt ist, immer auch kritische Worte zu finden, klingt das wahrlich lobenswert. Am Ende hatte Groß Rosenburg 13 Punkte Vorsprung vor dem Zweiten SG Askania Bernburg III/Bernburger FC.

Dabei war der Druck schon vor der Saison groß. „Das Ziel war von Anfang an klar“, so Sens. „Wir hatten es acht Jahre lang versucht.“ Nun sollte der Aufstieg her. Doch mit welcher Dominanz die Groß Rosenburger dieses Ziel umsetzten, war beeindruckend. In den ersten zwölf Spielen gab die Mannschaft überhaupt nur einmal beim Remis in Plötzkau Punkte ab. Zwischendurch gab es ein 12:0 gegen den Heteborner SV, ein 11:1 gegen Warthe Hakeborn oder ein 10:1 gegen den VfB Glöthe. Natürlich hatte der Meister gnadenlos effektive Torjäger. Neben Jahnke auch Sascha Bergholz, der auf 33 Treffer kam. Und natürlich hat Bergholz bei der TSG Calbe mehrere Jahre Landesliga-Erfahrung gesammelt. Doch das Beispiel Jahnke zeigt auch, dass Groß Rosenburg keineswegs eine eingekaufte Mannschaft ist. Jahnke spielte nie woanders. Seit Jahren ist er der Torgarant für Rot-Weiß. Er hatte Angebote von Mannschaften aus oberen Ligen. Aber: „Ich trainiere ihn schon zehn Jahre“, wie Sens sagt. „Er braucht ein familiäres Umfeld, sonst bringt er seine Leistung nicht.“ Jahnke ging nie den Schritt nach oben, weil er weiß, was er an seinem Verein hat. Groß Rosenburg ist trotz aller Erfolge ein Team der Geschlossenheit. „Der Zusammenhalt zeichnet den Verein aus“, erzählt Sens.

Echte Zweifel am Aufstieg gab es nie. Highlights? „Das waren die zwei Spiele gegen Plötzkau“, so Sens. Nach dem 4:0 am 11. März hat der Trainer das erste Mal „richtig dran geglaubt“, dass das tatsächlich etwas werden kann. Im Saisonverlauf gab es nur eine Pleite. Am 3. Dezember verlor Groß Rosenburg 1:4 beim BSC Biendorf. Ein mentaler Dämpfer war das aber nicht. In den nächsten 16 Spielen gab es 14 Siege und zwei Unentschieden. Die Krönung gab es am Ende. Groß Rosenburg hatte immer ein Auge geworfen auf die von der Volksstimme ausgerufene Torjägerkanone der Teams auf Kreisebene. Vor dem letzten Spieltag wusste das Team: zwölf Tore fehlen auf Wacker Felgeleben II zu Platz eins. Es wurden zwei mehr. 14:0 führte Groß Rosenburg gegen Gatersleben, bevor die Partie abgebrochen werden musste. Glück für den Meister, dass das Spiel mit 14:0 für Groß Rosenburg gewertet wurde. So durfte der Verein einen weiteren Höchstwert einfahren. „167 Tore sind Vereinsrekord“, meint Sens.

Gut für das Team: Es bleibt zusammen. Mit André Strebe und Florian List gibt es nur zwei Abgänge aus Altersgründen. Der Rest hält dem Verein die Treue. Was in der Salzlandliga möglich ist? „Ein einstelliger Tabellenplatz sollte schon drin sein“, sagt Sens.

Auch die Spielgemeinschaft Kleinmühlingen/Zens II/Großmühlingen bleibt zusammen. Zu den Groß Rosenburgern werden der SG „Mühlingen“ allerdings ab Mitte August zwei Ligen fehlen. Denn die Zweite stieg ab. Erst am letzten Spieltag rutschte das Team unter den Strich, weil die SG 0:1 beim BSC Biendorf verlor. Das tat dreifach weh, weil die direkten Konkurrenten Rotation Aschersleben, Jahn Gerbitz und Saxonia Gatersleben allesamt Siege einfuhren. Aschersleben und Gatersleben zogen an den Mühlingern vorbei, das zuvor punktgleiche Gerbitz sicherte sich die entscheidenden drei Zähler für den Klassenerhalt in der Kreisliga.

„Am Ende sind wir selbst schuld“, meint Trainer Oliver Kaiser. Denn sein Team hatte es schließlich selbst in der Hand. Aber gerade die Umstände beim Saisonfinale waren hart. Der letzte Spieltag war nämlich eigentlich der vorletzte. Er musste eine Woche nach Saisonabschluss angesetzt werden, um am eigentlichen Spieltag eine doppelte Belastung von Union Schönebeck III zu verhindern, die am Freitag davor ein Nachholspiel absolviert hatten. „Das hat uns hart getroffen“, erklärt Kaiser. Denn der Urlaub vieler Spieler war schon lange gebucht und eingeplant. Gerade einmal zwölf Spieler hatte die Spielgemeinschaft beim großen Finale. Trotzdem wehrte sich das Team und „verlor am Ende unglücklich. Wir hatten unsere Chancen, haben dann aufgemacht und den einen Konter kassiert.“

Natürlich war die Trauer und Enttäuschung sehr groß. Doch es ist keineswegs alles schlecht. „Das Potenzial der Mannschaft ist eindeutig größer“, sagt Kaiser. Was die Probleme waren? Die miese Chancenverwertung und die große Personalnot. „Die hatten wir die ganze Saison“, so Kaiser. Trotzdem holte das Team fünf Siege in Folge zwischen Mitte April und Mitte Mai. Da keimte Hoffnung auf. Danach verlor die SG 1:4 gegen Glöthe. „Das war der Knackpunkt“, meint Kaiser.

Immerhin: Die Mannschaft fliegt nicht auseinander. Zwar verlassen mit Denis Roßmann und Christof Engelmann zwei Spieler den Verein und Florian Marx und Philipp Bösel werden künftig im Kader der Ersten stehen. Aber Anführer-Typen wie Kapitän Stefan Schliemann bleiben an Bord. Das Ziel in der 1. Kreisklasse ist eigentlich klar. „Wir versuchen, so schnell wie möglich wieder aufzusteigen.“ Kaiser versucht den Abstieg sogar als Chance zu sehen. Denn so kann der Trainer A-Jugend-Spieler besser integrieren. „Dort können wir sie besser und langsamer heranführen.“ Ja, der Abstieg hat zweifellos etwas Gutes bei der SG Kleinmühlingen/Zens II/Großmühlingen.