1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Viel Zoff um Sebastian Petrat

EIL

Fußball Viel Zoff um Sebastian Petrat

Der Schönebecker Stürmer erhält keine Wechselfreigabe vom SV Förderstedt. Für viel Aufregung sorgt in der Sache ein Schriftstück.

Von Enrico Joo 02.02.2017, 23:01

Schönebeck/Förderstedt l Die Fußballer von Union Schönebeck haben am Mittwoch per Pressemitteilung über personelle Veränderungen informiert, auch im Spielerkader. Mittendrin ist dann auch zu lesen, dass Sebastian Petrat vom Landesligisten SV Förderstedt zurück an die Elbe wechselt. Dazu der Nachsatz: „Ein fader Beigeschmack bei seinem Wechsel bleibt allerdings. Im Sommer konnte Sebastian Petrat ablösefrei von Union zum SV Förderstedt wechseln – mit dem Versprechen seitens der Förderstedter, dass er jederzeit wieder ohne Sperre zurückkehren kann. Leider hielten sich die Verantwortlichen des SVF nicht an ihr Wort, sodass er nun bis zum Sommer gesperrt ist.“

Zwischen den Zeilen schwingt der Vorwurf mit, dass sich Förderstedt nicht an das Wort hält, das schriftlich hinterlegt ist. „Das Schreiben existiert seit dem Sommer“, sagt Schönebecks stellvertrender Abteilungsleiter Dorian Reichelt. In der Vereinbarung steht eben, dass Petrat jederzeit zurückkehren kann. Auch bei der Passstelle ist das Schreiben hinterlegt.

Das Problem nur: In Förderstedt kennt niemand das Schreiben. „Ich weiß nichts davon“, sagt Förderstedts sportlicher Leiter Thomas Conrad. „Auch unser Präsident Herbert Busch nicht.“ Nur die beiden sind beim SVF sowieso unterschriftsberechtigt in Personalgesprächen. Auch Trainer Enrico Tietzel wurde gefragt, weil der Schriftzug Ähnlichkeit mit seinem Namen gehabt haben soll. „Das ist gar nicht meine Unterschrift“, erklärt dieser. „Und ich bin ja auch gar nicht unterschriftsberechtigt“, weiß er. Auch er schwört: Er hat ein solches Schreiben nie gesehen oder unterschrieben.

Woher kommt die Unterschrift? Und wer hat es unterzeichnet? Wurde da gefälscht oder gelogen? Aussage steht gegen Aussage. Der SV Förderstedt sagt: Eine solche Vereinbarung mit Petrat gab es nie. „Eine bodenlose Frechheit“, sagt Melanie Petrat, Ehefrau von Sebastian Petrat, die stellvertretend für den 31-Jährigen spricht, weil dieser sich zur Angelegenheit nicht äußern möchte. „Ich hatte das Schreiben in der Hand. Und Herbert Busch hat es mit ‚erhalten‘ unterzeichnet. Es war so versprochen worden, dass er jederzeit wechseln kann. Förderstedt verstrickt sich in Lügen. Auch unser Familienleben leidet.“ Bei Union vertraut man auf das Schreiben und den Spieler. „Wir verlassen uns auf das Wort von Sebastian“, sagt Reichelt.

Die Freigabe vom SVF erhält Petrat aber nicht – auch aus Prinzip. „Er hatte unser Versprechen, dass er im Sommer wechseln kann. Ich verstehe seine Beweggründe“, erzählt Conrad. Petrat wohnt in Schönebeck, ist dort Nachwuchs-Trainer. Union ist für ihn eine Herzensangelegenheit. „Aber ich sehe nicht ein, dass Spieler mit den Vereinen machen, was sie wollen. Sie haben sich an Abmachungen zu halten. Fakt ist: Wir geben ihn nicht frei.“ Für Conrad also eine grundsätzliche Entscheidung, dem Wechsel nicht zuzustimmen.

Fakt ist auch: An der Sperre gibt es nichts zu rütteln. Das Schreiben mit dem Stempel und der vermeintlichen Unterschrift wurde in der Passstelle nicht anerkannt, weil es nicht im Original vorlag. Und der SVF stellt sich eben quer. „Ich bin enttäuscht“, sagt Reichelt. „Sebastian wäre wichtig gewesen für die Zweite. Das ist für ihn sehr bitter.“ Petrat war für das im Abstiegskampf steckende Team von Union II vorgesehen.

Enttäuscht sind am Ende alle, frustriert auch. Und Sebastian Petrat, der, da sind sich alle einig, ein vorbildlicher Kämpfer ist, kann ein halbes Jahr keinen Fußball mehr spielen. Zumindest keine Pflichtspiele. Für den fußballverrückten Schönebecker ist das wohl die größte Strafe.