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Handball Ein Derby, ein Sieg, ein Aufstieg?

Verbandsligist SG Lok Schönebeck kann mit einem Sieg im Derby gegen den Glinder HV den Aufstieg perfekt machen.

Von Enrico Joo 07.04.2017, 23:01

Schönebeck l Ob da irgendwas geplant ist? Kurz und trocken rauscht die brummige Stimme von Henning Stapf durch die Telefonleitung: „Keine Ahnung“, sagt er. Die Frage war, was denn eigentlich passiert, wenn die Verbandsliga-Handballer der SG Lok Schönebeck (Anwurf Sonnabend 17.30 Uhr) tatsächlich ihr Meisterstück abliefern und den Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga klar machen? Ein Sieg reicht, dann kann der Verfolger HSG Osterburg die fünf Punkte Rückstand in zwei Spielen nicht mehr wettmachen. „Uns würde schon etwas einfallen. Man kann ja auch spontan etwas machen.“ Die potenziellen Feierbiester müssten aus der Situation heraus geweckt werden.

Bloß nicht zu früh freuen, bloß nicht überdrehen. Natürlich. Es kribbelt. Die Vorfreude ist da. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich das kalt lässt.“ Aber: „Wir müssen noch 60 Minuten Handball spielen“, sagt Stapf. Da hat der Trainer Recht. Mal ganz abgesehen von der großartigen Chance, nach vier Jahren in der Verbandsliga die Rückkehr in die Sachsen-Anhalt-Liga zu schaffen, wartet auf die Schönebecker ja nun auch noch dieses Derby gegen den Glinder HV Eintracht. Das immer speziell ist.

Die Lok hat nach dem 20:23 Anfang Dezember in Glinde noch etwas gut zu machen. Und der GHV zieht aus der Konstellation heute besondere Motivation. „Wir wollen nicht der Faktor sein, der entscheidet“, sagt Glindes Rückraumspieler Michael Kreyenberg. Schönebeck kann aufsteigen. Aber doch bitte erst ein Spiel später, so könnte die Ansage der Glinder sein. „Da müssen wir nicht viel sagen. Wir werden hochmotiviert sein.“

Kreyenberg zieht zudem Extramotivation aus der Tatsache, dass er noch immer in Schönebeck wohnt. Gleich neben Kevin Krause. Nicht nur ihm will er es zeigen. „Wir treffen uns ab und zu auf der Straße.“ Und freilich haben auf beiden Seiten Spieler und Trainer jeweils auch Erfahrungen im anderen Verein. Die Schönebecker Toni Warschkau, Jost Mattisseck und Martin Blumenthal zum Beispiel spielten früher in Glinde mit Michael Kreyenberg zusammen, er selbst ist wie sein Bruder Martin durch die Jugend-Abteilungen der Lok gegangen. Und Schönebecks Trainer Henning Stapf fiebert noch immer mit Glinde mit. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt dieser. Er war einst Trainer der Reserve von Glinde, davor viele Jahre Spieler und machte die große Zeit mit drei Aufstiegen mit. „Das war eine geile Zeit. Aber für 60 Minuten ist diese Freundschaft beiseite gelegt.“

Alltäglich ist die Partie auf vielen Ebenen also nicht. „Aber wir gehen das Spiel wie jedes Spiel an“, so Stapf. „Glinde hat einen Lauf und steht nicht zu Unrecht auf Platz drei. Glinde spielt sehr flexibel in der Deckung und im Angriff. Das wird ein ganz schweres Spiel. Wir müssen die Ruhe bewahren. Das ist die Kunst.“ Nicht nur im Spiel, auch mit Blick auf die Tabelle. „Bei uns gibt es kein: Was wäre, wenn....“

Irgendwo wird aber sicher eine kaltgestellte Flasche mit Sekt oder Champagner bereit stehen. Irgendwo steht sicher ein Kasten Bier sein für den Fall der Fälle. Und die Nacht, das ist auch klar, wird zum Tage gemacht. So muss das einfach sein. Gänsehaut, Emotionen, Spannung, Jubelschreie, Aufstieg? Wer weiß. Vielleicht.

Aber vorher geht es einfach nur um Handball.