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Handball Eins ist klar: Lok ist im Aufstiegsjahr

Lok Schönebeck krönt die Saison in der Verbandsliga mit dem Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga.

Von Enrico Joo 02.05.2017, 23:01

Seehausen/Schönebeck l Bitte versetzen Sie sich in die Lage eines jungen Menschen und wählen Sie die passende Location zum Feiern. Soll es etwas familiärer und traditioneller in einem größeren Rahmen unter freiem Himmel zugehen oder wollen Sie die Fetzen fliegen lassen im kleineren Rahmen? Klar ist: In der Nacht zum Montag standen mit dem Lichterfest im Kurpark und dem „Tanz in den Mai“ im Stadtpark zwei parallel stattfindende Veranstaltungen in der Elbestadt an.

Und die Handballer der SG Lok Schönebeck aus der Verbandsliga? „Ich habe gehört, dass einige noch in den Stadtpark wollten“, berichtete Loks Torhüter Robert Knörich. Aber beides wäre völlig legitim gewesen. Denn die Schönebecker hatten am verlängerten Wochenende Großes vollbracht. Schon vor dem Spiel am Sonntag bei der SG Seehausen stand fest, dass die Elbestädter nach vier Jahren in der Verbandsliga in die Sachsen-Anhalt-Liga zurückgekehrt waren. Der letzte Konkurrent um den Aufstieg, die HSG Osterburg, hatte nämlich am Sonnabend beim 32:35 in Haldensleben gepatzt.

Schönebeck hätte gar nicht mehr gewinnen brauchen, tat es aber doch. Und das in beeindruckender Manier. Mit 34:23 (17:13) fegten die Schönebecker die SG Seehausen aus der eigenen Halle. Unterstützt von etwa 50 mitgereisten Fans, die in einem eigens angemieteten Bus in die Altmark gereist waren. „Das war einmalig und beeindruckend. Ein herzliches Dankeschön an die Fans, das war eine geile Sache“, schwärmte Trainer Henning Stapf. Es war auch beeindruckend, wie die Mannschaft mit dem Aufstieg umging. Denn sie wusste Bescheid. Schon vor dem Spiel. „Eigentlich hatten wir abgesprochen, dass wir es nicht wissen wollen“, erzählte Knörich. „Aber Kevin Krause hat es in unserer internen Gruppe verraten“, berichtete er schmunzelnd.

Aber Stapf wollte partout noch keine Glückwünsche annehmen. „Das wäre irgendwie ein Aufstieg am Grünen Tisch gewesen. Ich wollte sehen, dass es die Mannschaft selbst packt.“ Und das tat sie. Vielleicht auch, weil sie angestachelt war vom kleinen Psychotrick des Trainers. Der hatte in der Ansprache vor dem Spiel ein Ankündigungsplakat von dem Spiel gegen Osterburg aus der Tasche gefischt, um zu motivieren und um zu zeigen: Wenn die Mannschaft so eine Leistung bringt wie im vielleicht besten Spiel der Saison, dann wird das auch was in Seehausen.

15 Minuten lang tat sich Schönebeck noch schwer, bevor die Lok ins Rollen kam. 17:13 stand es zur Halbzeit. Danach gab es einen Sieben-Tore-Lauf zum 24:13. Da war das Spiel entschieden. „Man hat den unbedingten Willen gespürt. Die Leidenschaft, der Einsatz waren sehr gut.“

Schon vor Ort wurde gefeiert, eigentlich schon während des Spiels. Das riesige Banner „Eins ist klar: Die SG Lok ist im Aufstiegsjahr“, das schon beim Heimspiel vor drei Wochen gegen Glinde ausgerollt wurde, kam wieder zum Einsatz. „Das merkt man schon“, sagte Knörich. „Und man hört die Unterstützung, das bekommt man mit. Das ist ein Gänsehaut-Gefühl.“ Auch für den 29-jährigen Knörich war es der erste Aufstieg der Karriere. Mit einer Mannschaft, die bemerkenswert lange schon in dieser Formation zusammenspielt. Beim letzten Auftritt in der Sachsen-Anhalt-Liga vor vier Jahren waren auch Martin Schröder, Mario Meißner, Marvin Ernst, Knörich, Stefan Kazmierowski und Kevin Krause schon dabei.

Nach dem Abstieg 2013 kam dann auch Stapf als Trainer, da waren dann auch Robin Riedel, Jan Bauer, Toni Warschkau und Denny Schulz an Bord. Ein Jahr später kamen Jost Mattisseck und Martin Blumenthal nach Schönebeck. All die Spieler, die auch jetzt noch dabei sind. Und jetzt zusammen den Aufstieg klar gemacht haben. „Wir hatten in den Jahren fast gar keine Abgänge, das ist sehr bemerkenswert. Das sind alles Freundschaften“, erzählte Knörich.

Was der Erfolgsfaktor war? Vielleicht auch, dass die Mannschaft die großen Ziele intern nie ausgesprochen hat. Auch von der Vereinsleitung gab es keinen Druck. „Das ist ein Mosaikstein des Erfolgs“, sagte Stapf. „Ich habe nie Druck auf die Mannschaft aufgebaut. Wir waren uns auch mit der Vereinsleitung einig, dass es irgendwann hoch gehen soll. Aber es gab keinen konkreten Termin. Das hat mir das Arbeiten leicht gemacht.“

Stapf kommt auch nicht umhin, seine Mannschaft in höchsten Tönen zu loben. „Die Truppe hat den Erfolg verdient. Ich bin stolz, dass die Mannschaft so zusammenhält. Das sind besondere Glücksmomente.“ Der Trainer war einst mit Glinde III aus der Bezirksliga in die Verbandsliga aufgestiegen, aber dieser Aufstieg mit der Lok ist auch für ihn ein Highlight. Und er sagte auch klar: „Ich habe mich nicht umsonst gequält. Ich werde nicht auf dem Höhepunkt aufhören. Auch die Spieler haben alle gesagt, dass sie Spaß haben.“ Sie wollen es alle versuchen in der höheren Liga, obwohl es da einen breiteren Kader braucht. Aber das ist Zukunftsmusik. „Das werden wir im Verein ganz in Ruhe besprechen.“

Für den Moment wurde erst einmal gefeiert. Nach der feuchtfröhlichen Rückfahrt am Sonntag nach Schönebeck bei „lauter Partymusik“, wie Knörich sagte, ging es zurück in die Franz-Vollbring-Halle zum Feiern. „Ich bin gegen 0 Uhr gefahren“, so der Torhüter. „Ich um 1 Uhr“, meinte der Trainer. Aber dem Vernehmen nach ging es noch lange bis in die Morgenstunden weiter mit der Feierei.

Die passende Klammer für den großartigen Zusammenhalt, für den unbedingten Willen, für die Mannschaft alles zu geben, lieferte aber Jost Mattisseck. Wie Stapf verriet, hat sich der Spieler das Kreuzband gerissen. Das wurde vergangene Woche bei einem MRT festgestellt, nachdem sich Mattisseck schon seit fünf bis sechs Wochen mit Schmerzen im Knie herumschleppte. „Aber er wollte spielen. Ich habe gesagt, dass wir es versuchen. Wenn es aber nicht geht, nehmen wir ihn raus“, sagte Stapf. Denn es ist so: Mit entsprechender Muskelmasse können Sportler auch mit einem gerissenen Kreuzband spielen. Bei Mattisseck ging es nach fünf Minuten dann allerdings doch nicht mehr. „Das zeigt aber, wie intakt die Mannschaft ist“, erzählte Stapf. Mattisseck wird jetzt operiert und fällt mindestens sechs Monate aus. Aber auch er feierte am Sonntag mit. Da waren die Schmerzen egal.

Aufstieg ist vielleicht nur einmal im Leben. Die Lok genoss das in vollen Zügen.

Schönebeck: Robert Knörich, Dennis Weidner – Martin Schröder (5), Sebastian Roost (6), Jost Mattisseck (1), Stefan Kazmierowski (1), Kevin Krause (8), Mario Meißner (6), Denny Schulz (1), Robin Riedel (1), Marvin Ernst (1), Toni Warschkau (1), Jan Bauer (3)

Siebenmeter: Lok 3/3 – Seehausen 5/3; Zeitstrafen: Lok 6 – Seehausen 11