1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Es muss auch ohne Trainer gehen für Calbe

Handball Es muss auch ohne Trainer gehen für Calbe

Die TSG Calbe muss beim HSV Magdeburg antreten. Coach Andreas Wiese fehlt aus privaten Gründen beim Spiel.

Von Enrico Joo 12.05.2017, 23:01

Calbe l Auch ein Trainer ist nur ein Mensch. Und auch ein Trainer hat mal private Verpflichtungen, die unaufschiebbar sind. Am Sonnabend (Anwurf 19 Uhr) treten die Handballer der TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga auswärts beim HSV Magdeburg an. Aber Andreas Wiese, Calbes Coach, ist nicht dabei. „Ich bin familiär verhindert“, sagt er. Eine Jugendweihe steht an. Und die ist seit Monaten terminiert.

Ob das ein Problem ist? Wiese sagt ganz klar: Nein. „Ich habe volles Vertrauen in die Spieler.“ Und Wiese hat die Mannschaft natürlich auf diesen Sonderfall eingestellt. In den zwei spielfreien Wochen wurde noch einmal viel Zeit in die Athletik und Spielvorbereitung investiert. Automatismen wurden trainiert. „Vor allem lange Spielzüge“, wie Wiese sagt. Denn Nils Rätzel (verletzt) und Maximilian Weiß (familiär) werden fehlen. „Da stellt sich die Mannschaft fast von allein auf“, so Wiese. Und auch Mathias Walther und Eckhard Rätzel wissen Bescheid. Die beiden werden Wiese ersetzen an der Seitenlinie. Der ausgebildete Trainer Rätzel ist dann für die taktisch und technischen Einstellungen zuständig. Spieler Walther, der derzeit wegen eines Kreuzbandrisses pausiert, könnte dann auch in doch kritischen Phasen den emotionalen Wachrüttler spielen.

Die Mannschaft wird aber trotzdem gut eingestellt sein. Sie hat das gute Gefühl vom Hinspiel Mitte Januar, das Calbe mit 32:23 gewann. Und die TSG weiß auch, wie sie spielen muss gegen den HSV. Denn fällt der Vereinsname HSV Magdeburg, kommt in fast gleichem Atemzug jedem Handballfan der Name Michael Jahns in den Sinn. Der 40-Jährige spielte einst für den SC Magdeburg, war 2001 Deutscher Meister, machte sogar Länderspiele für den DHB. Seit drei Jahren spielt er nun für den HSV und ist dort noch immer einer der gefährlichsten Spieler. Wiese aber bleibt cool. „Wir werden keine Manndeckung machen gegen ihn.“ Wieses Motto: Ein Spieler wird die Partie nicht entscheiden.

Und Calbe hat ja selbst Pläne. „Der HSV hat einen starken Mittelblock. Da stehen sie gut. Wir wollen über die Außen und den Kreis ein schnelles Spiel aufziehen, auch über die zweite Welle. Magdeburg ist tempoanfällig.“ Doch eines weiß Wiese nicht: Wen der HSV eigentlich im Detail aufbieten wird. Denn neben Jahns haben in den vergangenen Wochen in den Heimspielen noch zwei andere bekannte Haudegen wieder die Handballschuhe für die Magdeburger geschnürt. Ronny Liesche (38) und Benny Böcker (32). Beide spielten früher ebenfalls beim SCM. Und beim HC Aschersleben. „Wir wissen nicht, was uns erwartet“, so Wiese. Kann sein, dass der HSV mit der geballten Erfahrung gegen die Calbenser anstürmt. Gerade dann sind Ron Barby und Felix Kralik im Mittelblock bei der TSG umso mehr gefordert.

Weil beide Spieler, sowohl Liesche als auch Böcker, aber ja auch nicht mehr die Jüngsten sind, gilt für Calbe auch im Fall der Fälle umso mehr: Tempo machen. Tempo, Tempo, Tempo. Denn auch in den letzten beiden Saisonspielen haben die Saalestädter noch Ziele. Der vierte Platz ist schon jetzt sicher, weil die zwei Punkte hinter Calbe liegende SG Kühnau nur noch eine Partie zu bestreiten hat und den direkten Vergleich gegen die TSG verloren hat. Patzt Langenweddingen (punktgleich mit Calbe) noch eimmal in den beiden letzten Spielen, könnte am Ende sogar noch der dritte Platz herausspringen. Vorausgesetzt: Die TSG Calbe gewinnt diese beiden Spiele.

Am kommenden Freitag empfangen die Saalestädter im letzten Spiel der Saison Eiche Biederitz. Auch da will Calbe unbedingt gewinnen. So wie heute. Aber bei dem Spiel in Magdeburg ist der Coach auch weniger gefragt. „Es geht auch mal ohne Trainer“, meint Wiese. „Ich habe das den Spielern auch im Training so gesagt: Jetzt am Ende der Saison ist das vor allem eine Motivations- und Charaktersache.“

Gern möchte der Coach in der kommenden Woche getriezt werden. Sprüche wie: „Wir brauchen ja gar keinen Trainer“, oder „Es geht auch ohne Coach“ würde Wiese mit einem milden Lächeln quittieren. „Das würde ich mir gern anhören“, sagt er. Danach steht noch das Spiel gegen Biederitz an, dann ist Pause. Aber untätig sind sie in Calbe trotzdem nicht. Die Kaderplanungen laufen schon jetzt für die neue Saison. „Der Kader bleibt zusammen“, freut sich Wiese. Und auch Neuzugänge könnte es geben, die vielleicht schon sehr bald verkündet werden. Der Trainer und der Vorstand denken schon an morgen.