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Handball Hübners Entscheidung für die Familie

Die TSG Calbe (3.) will ihren guten Lauf in Weißenfels (13.) bestätigen. Dabei gilt es allerdings auch, einen Rückschlag zu verkraften.

Von Björn Richter 04.02.2017, 00:01

Weißenfels/Calbe l Mitten in alle angebrachte Freude über den aktuell starken Lauf der TSG Calbe wollte diese schlechte Botschaft so gar nicht hineinpassen: Am Montag probierte sich Christian Hübner beim Mannschaftstraining der Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer von der Saale aus. Doch schon nach wenigen Bewegungen war klar, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen für den Rechtsaußen war. Schon vor der Saison waren die chronischen Schmerzen in beiden Ellenbogen und der Hüfte derart groß, dass ein Karriere- ende im Raum stand.

Vieles deutet nun darauf hin, dass der vergangene Montag ein endgültiger Abschied war: vom Team, vom Verein, vom Handball. „Es tut mir wahnsinnig leid für Christian. Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man noch will, aber es einfach nicht mehr geht. Neben dem Sport gibt es bekanntlich andere Dinge. Ich glaube daher, eine Entscheidung gegen den Handball wäre in diesem Fall eine für die Familie“, zeigt sich TSG-Trainer Andreas Wiese mitfühlend.

Der Coach selbst hatte den 33-Jährigen im Sommer überredet, noch eine Saison dran zu hängen. Erfahrene Führungsspieler wurden verzweifelt gesucht. Sein Schützling hatte da bereits erklärt: „Wenn ich nicht 100 Prozent geben kann, bin ich der Mannschaft keine Hilfe.“ Nun sieht es so aus, dass wohl auch das Team gefragt ist, ihrem Mitspieler dabei zu helfen, nach knapp einem Vierteljahrhundert Handball ein würdiges Karriereende hinzulegen. „Er wird in dieser Saison noch ein Heimspiel bestreiten. Das soll sein Abend werden“, erklärt Wiese.

Im Hier und Jetzt steht die Mannschaft allerdings erst einmal vor einer Partie in fremder Halle. Am Sonnabend um 17 Uhr geht es darum, die eigene gute Serie am Laufen zu halten. Neun Spiele in Folge sind die Calbenser unbezwungen. Auf dem Papier zeichnet sich ab, dass gegen den Weißenfelser HV ‘91 die „Zehn“ voll gemacht werden könnte.

Schließlich kam der Aufsteiger am vergangenen Wochenende beim Liga-Neuling in Biederitz mit 28:40 arg unter die Räder. Auch Wiese hat sich bei seinem alten Intimus Enrico Sonntag, der seit zwei Jahren die Geschicke beim SV Eiche 05 lenkt, erkundigt. Die Botschaft von der Ehle war klar: Kommt ins Laufen, dann könnt ihr bestenfalls den Gegner überrennen. „Wir müssen eine stabile Abwehr aufbieten, um über Konter und die zweite Welle zum Erfolg zu gelangen“, erklärt Wiese. So hatten die ‘91er in der Vorwoche bereits Mitte der ersten Halbzeit bedenkliche Auflösungstendenzen gezeigt und kaum mehr einen Schritt zurück in die eigene Hälfte gewagt.

So weit, so einfach. Dem vermeintlich leichten Erfolgsrezept steht jedoch auch ein eher mühsamer 32:26-Hinspielsieg der TSG gegenüber, als „wir 20 freie Bälle weggeworfen haben. Spielerisch ist Weißenfels mit seiner ersten Sieben auch keineswegs zu unterschätzen“, weiß der Calbenser Coach. Eine Überlegung wert wäre daher eine Manndeckung gegen WHV-Top-Scorer Hendrik Taube. „Auch, um den Gegner anfangs etwas zu verunsichern.“

Apropos: In ihr zurückliegendes Heimspiel gegen den SV Langenweddingen startete die junge TSG anfangs auch nervös, nur um den „ewigen Rivalen“ am Ende mit 27:23 in die Knie zu zwingen. „Wir haben uns über die Emotionen in die Partie zurückgekämpft. Dieser Sieg war immens wichtig für das Selbstvertrauen“, hebt der Coach mit Blick auf den vergangenen Sonnabend hervor.

Besagte breite Brust könnte dann auch in im anstehenden Spiel ein verlässlicher Mitspieler werden. Als gebürtiger Hallenser kennt Wiese die örtlichen Gegebenheiten in der Sporthalle Weißenfels-West. „Das Publikum ist ungeheuer emotional. Die Jungs sollen das Spiel in einer vollen Halle genießen, sich aber von der Kulisse nicht verrückt machen lassen.“ Was passiert, wenn die Nerven flattern, „durften“ jüngst auch Spitzenteams wie Spergau (31:31) oder Dessau-Roßlau II (27:27) erleben. Logisch, dass sich Calbe nicht in diese Liste einreihen möchte.

Um optimal vorbereitet zu sein, blieb bei der TSG zudem in der zurückliegenden Trainingswoche die Dose mit dem „Klister“ im Schrank. In Weißenfels herrscht Haftmittelverbot – ein Faktor, auf den sich Gästeteams zunächst einstellen müssen. „Umso wichtiger wird es sein, die erste und zweite Welle auszunutzen und nicht im Positionsangriff die Bälle in die Prärie zu werfen.“

Ein fast schon gewohntes Handicap stellt der ausgedünnte Kader dar. So meldeten sich unter der Woche Daniel Gieraths und Nils Rätzel grippegeplagt ab. „Das heißt, dass die übrigen neun bis zehn Verbliebenen ihr gesamtes Potenzial abrufen müssen“, fordert der Coach maximalen Einsatz.