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Handball Nur am Anfang fahrig

Die TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga schlägt Eintracht Gommern zu Hause 29:21 (14:12). Martin Sowa gibt ein Kurzcomeback.

Von Enrico Joo 10.04.2017, 23:01

Calbe l Die Halle hatte sich erhoben, die Zuschauer jubelten, pfiffen, schrien. Die 53. Minute im Heimspiel der TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga am Sonnabend gegen Eintracht Gommern stand an, da war es soweit. Martin Sowa machte sich bereit. Jener Auswanderer, der seit eineinhalb Jahren aus beruflichen Gründen in den USA wohnt und nun auf Stippvisite in Deutschland war. „Das hat sich angehört wie ein Düsenjet“, erzählte Trainer Andreas Wiese lachend. Am Sonnabend um 12 Uhr war Sowa mit dem Flieger in Berlin-Tegel gelandet, ärgerte sich über den Stau auf der Autobahn und stürmte dann, jetlagbehangen, mit Sporttasche in die Heger-Sporthalle.

Ohne Training stürzte sich der Kreisläufer, ein Calbenser Urgestein, von den Fans geliebt, also in das Getümmel und fiel gleich mächtig auf. „Erst hat er einen Siebenmeter herausgeholt, ihn dann selbst geworfen und einen Meter daneben gesetzt. Und danach hat er auch noch eine Zwei-Minuten-Strafe bekommen“, erzählte Wiese.

War also kein Comeback nach Maß. War aber auch nicht schlimm. Wiese konnte trotzdem lachen. Denn spielentscheidend waren die Fauxpas von Sowa nicht. Calbe gewann am Ende deutlich mit 29:21 (14:12) gegen Eintracht Gommern. Doch die Calbenser hatten eine Weile gebraucht, um in das Spiel zu finden. Nach einer zähen Anfangsphase stand es erst 2:2, später dann 4:4. „Wir haben unkontrolliert nach vorn gespielt, waren zu hektisch und haben zu schnell abgeschlossen“, kritisierte Wiese. „Gommern ist zu leichten Toren gekommen, auch die Torhüter waren noch nicht drin im Spiel.“ So blieb es ein enges Spiel. Zur Halbzeit führte Calbe nur knapp mit 14:12.

Eine Umstellung in der Abwehr sorgte bei der TSG nach dem Wechsel dann für mehr Sicherheit. „Unsere 3:2:1-Deckung hat nicht so gut funktioniert, wir haben auf ein 6:0 umgestellt“, so Wiese. Die Torwürfe für Gommern wurden schwerer, Calbe kam nun über eine „kontrollierte zweite Welle“ besser ins Spiel. „Wir haben dann wieder Lösungen über Außen und den Kreis gefunden“, lobte Wiese. „Uns kam aber auch entgegen, dass Gommern nicht viele Leute hatte.“ Die Kräfte schwanden bei den Gästen sichtlich. Mitte der zweiten Halbzeit hatte sich der Gastgeber erstmals eine Zehn-Tore-Führung erspielt (25:15). Erst zum Ende kamen die Gommeraner noch einmal näher heran.

Es blieb aber souverän. Ein Sonderlob von Wiese bekam Daniel Gieraths: Der Mann, der gern im Schatten steht und seinen Nebenmännern den tosenden Applaus gönnt. Kein Tor hatte Gieraths gemacht und trotzdem großen Anteil am deutlichen Sieg. „Er hat zehn bis 15 Assists gehabt“, so Wiese. „Der Torerfolg ist manchmal leicht, aber man muss die Leute auch in Szene setzen.“ Überhaupt ist Wiese ein Freund der Vorlagen. Er hat sich für die Zukunft etwas überlegt. „Wir werden anfangen, das richtig zu zählen. Und die Assists zählen dann doppelt“, erklärte Wiese. Auch ein Zeichen des Fortschritts und der Entwicklung.

Drei Saisonspiele stehen für die TSG noch an. Gern würde Calbe den dritten Platz behaupten. Damit das gelingt, war der handballverrückte Wiese am Sonntag mit seiner Frau schon wieder auf Erkundungstour. Er spionierte beim Duell HSV Magdeburg gegen die SG Kühnau, die nächsten beiden Gegner der TSG. Was es da für Erkenntnisse gab? Das verrät Wiese nicht. Aber vorbereitet ist er auf alle Fälle.

Calbe: Wiederhold, Bertram – Krause (6), Gieraths, Hulha (5), Lück (7), Rätzel, Ilgenstein (2), Schwarz (4), Borzucki (2), Kralik (1), Sowa, Weiß (2)

Gommern: Sindermann, Hartung – Stahlhut, Einwiller, Schröder (1), Sommerfeld (2), Kaffenberger (2), Liebich (6), Herrmann (5), Lindner (5)

Siebenmeter: Calbe 7/5 – Gommern 4/2; Zeitstrafen: Calbe 5 – Gommern 4