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Handball TSG streift Niederlagen-Rucksack ab

TSG Calbe feiert ersten Saisonsieg im Derby gegen Lok Schönebeck. Die Handballerinnen gewinnen mit 28:20.

Von Tilman Treue 04.10.2016, 23:01

Calbe l Die Spielerinnen der TSG feierten mit dem Schlusspfiff ausgelassen ihren Sieg. Ausgerechnet gegen den Kreisrivalen aus Schönebeck holte das Team um Trainer Frank Falke den ersten Saisonsieg. Das wiegt doppelt und reicht gewiss, um den Frust der vergangenen Wochen wegzuspülen. „Wir haben heute mit ‚sehr gut‘ bestanden“, resümierte Falke und lobte, „wir haben im Spiel gelernt, haben uns in allen Bereichen immer weiter verbessert.“ Der Spielverlauf gibt seiner Einschätzung Recht, denn bis zur Mitte der zweiten Hälfte sah es beileibe nicht nach einem solchen Erfolg der Saalestädterinnen aus. Die waren zwar nach 25 Sekunden durch Lisa-Marie Prokop in Führung gegangen, überließen dann jedoch den Gästen aus Schönebeck zunächst das Vorlegen. Vivien Goldgraebe verwandelte sicher am Punkt und im Rückraum rackerte sich Carolin Schedlo ab. Die Ankündigung von Lok-Trainer Dirk Schedlo, „wir haben nichts zu verschenken“, nahmen beide Teams als Maxime an. Intensive Zweikämpfe, viel Druck auf die Nahtstellen prägten die erste Hälfte, der durchweg fair geführten Partie. Spielerisch lagen die Kreisgegner gleich auf, wobei Schönebeck anfangs einen leichten Vorteil in der Chancenverwertung hatte. Doch auch der Druck des Derbys war zu spüren, zum Beispiel als Lok-Außen Steffi Sauer im Konter an Josephine Suchan scheiterte, sich sichtbar über sich ärgerte. Calbe hielt sich in dieser Phase durch Treffer von Michelle Feilhaber auf Tuchfühlung. Die zierliche A-Jugendliche wurde von ihren Mitspielern ausgezeichnet ins Spiel gebracht, erkannte und nutzte ihre Chancen.

Nach dem Wechsel erhöhten die Elbestädterinnen zunächst zum 17:13 (35.), ehe TSG-Torhüterin Alexandra Baier mit drei Paraden in Folge dem Treiben ein Ende setze. Was nun folgte, war Balsam für die Seele der Calbenser Handballerinnen. „Das musst du am eigenen Leib spüren, das Schlechte und das Gute“, versuchte ihr Trainer zu beschreiben, was passierte, als das Umkehrspiel griff, im Angriff die richtigen Entscheidungen getroffen wurden, der Überblick im Spiel einfach nur bestach. „Sie haben irgendwann die Schwelle überschritten und sich tragen lassen, haben gemerkt, wir können das“, schwärmte Falke nach dem Spiel. Schönebeck hingegen verlor von einem Moment auf den anderen den Spielfaden. Aus einer recht sicheren Vier-Tore-Führung wurde binnen sechs Minuten ein Rückstand. Immer stärker fokussierten die jungen Lok-Spielerinnen den Angriff auf ihre erfahrene Stütze Carolin Schedlo, die allein jedoch wenig gegen eine TSG-Sieben ausrichten konnte, die sich zusehends in einen Rausch spielte. Elf Minuten vor Schluss, beim Stand von 22:20, war noch alles drin und Schedlo zog die grüne Karte. Es wurde laut in der Runde, denn das, was seine Schützlinge in den vergangenen zehn Minuten weggeworfen haben, war nicht nur für seinen Geschmack viel zu viel. Doch es änderte nichts: Die Elbestädterinnen waren völlig von der Rolle und ergaben sich schließlich. Tore fielen bis zum Schluss keine mehr. Calbe hingegen spielte seinen Stiefel unaufgeregt herunter. Den Ausschlag für die Sicherheit gab neben den starken Torhüterinnen die stabile Abwehr. „Diese ungeheure Energieleistung, das war phänomenal“, betonte Falke, hob aus dem geschlossenen Auftritt noch Stefanie Hüls heraus, die insgesamt ein fabelhaftes Spiel machte. Während die TSG-Frauen mit ihren Fans jubelten und spürbar den Niederlagen-Rucksack der vergangenen Wochen abstreiften, mischte sich auf Seiten der Gäste Enttäuschung mit Fassungslosigkeit. Dirk Schedlo fasste das Offensichtliche in Worte: „23 Minuten nicht treffen, da kannst du kein Spiel gewinnen.“ Die mitgereisten Fans zeigten sich ebenfalls resigniert nach dieser wohl schlechtesten Halbzeit seit langem.