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Handball Vollbring-Halle wird zum Tollhaus

Lok Schönebeck schlägt die HSG Osterburg im Spitzenspiel der Verbandsliga nach einer tollen Leistung mit 37:32 (19:15).

Von Enrico Joo 12.03.2017, 23:01

Schönebeck l Ganz am Ende stand ein feuchtfröhliches und kräftiges „Uffta“ an. Dieser wechselseitige Fangesang mit den Spielern, der eigentlich im Fußball nach gewonnenen Partien angestimmt wird, machten sich auch die Verbandsliga-Handballer von Lok Schönebeck am Sonnabend gerne zu eigen. Martin Schröder bekam die Trommel aus dem Fanblock überreicht und machte den „Capo“, den Anführer. Ein paar schlagkräftige Vorgesänge gab es, dann wurde die Franz-Vollbring-Halle in Schönebeck endgültig zum Tollhaus.

Die SG Lok hatte am Sonnabend gerade im Spitzenspiel in einem nervenzerreißenden und hochklassigen Spiel die HSG Osterburg mit 37:32 (19:15) in die Knie gezwungen. Drei Punkte Vorsprung haben die Schönebecker damit jetzt an der Tabellenspitze auf die Altmärker. „Die Anspannung war riesengroß. Das ging schon in der Nacht los“, bekannte Schönebecks Trainer Henning Stapf kurz nach dem Spiel. „Aber jetzt ist es ein geiles Gefühl. Dafür lebst du als Handballer.“

Das sah auch Mario Meißner so, der wie Kevin Krause neun Treffer zum Erfolg beisteuerte: „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist schön, den Rest der Saison selbst in der Hand zu haben. Die Vorgaben wurden zu 100 Prozent umgesetzt.“ Und Torhüter Robert Knörich meinte nur über beide Wangen strahlend: „Das hat richtig Spaß gemacht. Und das Publikum war superspitze.“

Schönebeck ist auch eine Handball-Stadt. Das zeigte der Sonnabend. Die geschätzten 250 bis 300 Zuschauer in der Franz-Vollbring-Halle, darunter auch 20 bis 30 grün-rote Gästefans mit Fahnen und Trommeln, bekamen aber ein wahres Handball-Fest geliefert.

Osterburg ging ganz am Anfang 1:0 in Führung, doch die Lok konterte mit temporeichem Handball sofort. 5:1 führte Schönebeck in der 7. Minute, 7:4 in der 11. Minute. Dann wurde es erstmals brenzlig für die Gastgeber. Eine doppelte Lok-Unterzahl nutzte die HSG konsequent aus. Nach vier Toren in Folge führte Osterburg plötzlich 8:7 (13.). Aber der Tabellenführer kam zurück. Hinten war Knörich, am Ende kam er auf 17 Paraden, der gewohnt sichere Rückhalt. Dazu warfen Schröder, Meißner und Kevin Krause Lok immer wieder in Front. 16:12 stand es in der 25. Minute. Mit dem letzten Freiwurf an der Deckung der HSG vorbei erhöhte Toni Warschkau auf 19:15 zur Pause.

Noch einmal, beim 25:24 für die Gastgeber, kam Osterburg heran (41.), doch in einer Auszeit stellte Stapf die Mannschaft neu ein. Kurz danach stand es 27:24, näher kam Osterburg nicht mehr. „Die Mannschaft hat das die ganze Zeit super gemacht“, lobte Stapf. Er war auch mit der offensiven Abwehr zufrieden, die meist als 5:1 aufgestellt war und Thomas Kuhlmann in Manndeckung genommen hatte. Der Rest rückte gut nach. „Die 5:1 war eine Bauchentscheidung“, sagte Stapf. Es war eine gute Entscheidung.

Auf der anderen Seite wurde Loks Martin Schröder fast permanent in Manndeckung genommen. Aber Schönebeck störte das kaum. Stapf sieht das als Beweis der Entwicklung in den letzten Wochen. „Vor einem halben bis dreiviertel Jahr hätte uns das noch das Genick gebrochen. Da war das Spiel dann tot. Jetzt sind wir unberechenbar. Durch die Manndeckung waren die Räume größer, da haben wir einen kühlen Kopf bewahrt.“ Neben Meißner und Krause kamen zum Beispiel auch Jan Bauer und Toni Warschkau auf fünf Tore. Die Lok kommt ihrem Ziel, zu jeder Zeit von jeder Position brandgefährlich zu sein, immer näher.

Wie es nach dem Spiel weiterging? „Heute wird noch gefeiert“, verriet Knörich. Nicht nur der Sieg, auch der Geburtstag von Denny Schulz. „Da war sowieso ein Mannschaftsabend geplant.“ Auch Stapf gönnte seinen Männern den Triumph. „Diese Momentaufnahme darf ausgekostet werden, die beiden Spiele gegen Güsen und Osterburg waren die schwersten, aber es kommen auch noch ein paar schwere Aufgaben.“

Stapf denkt da an Glinde, den Magdeburger SV 90, Haldensleben oder Seehausen. Es ehrte den Coach, dass er ein paar Minuten nach dem Spiel schon nach vorn schaute. Das zeigte: Schönebeck hat noch viel vor. Der Weg der Lok ist noch lange nicht zu Ende.

Schönebeck: Knörich – Bauer (5), Warschkau (5), Kazmierowski (2), Riedel, Meißner (9), Mattisseck, Schröder (6), Schulz (1), Krause (9), Weidner, Ernst

Osterburg: Schrödter, Feindt – Zerrahn, Reichert (1), Prax, Kiebach (13), Kuhlmann (5), Hallasch (1), Dobberkau (5), Roese (1), Fieseler (2), Knust, Hahne (4), Gose

Siebenmeter: Lok 3/2 – Osterburg 8/5; Zeitstrafen: Lok 5 – Osterburg 4