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Handball Bärenstarke Rückkehrer

Wacker Westeregeln hat die Verbandsliga-Saison als Aufsteiger auf Platz zwei beendet.

Von Enrico Werner 12.05.2016, 23:01

Westeregeln l Die Zeit für ein Gespräch musste sich Matthias Zeidler sorgfältig freischaufeln. Der Trainer vom Handball-Verbandsligisten Wacker Westeregeln arbeitet als Planer für Brandmeldeanlagen. Einfach mal so telefonieren? Keine Zeit. Aber zwischen Büro und Baustelle fand der Wacker-Coach gestern ein paar Minuten, um ein Fazit zu ziehen.

So am frühen Morgen war Zeidler prächtig gelaunt, was wohl auch mit den Leistungen seiner Spieler zusammenhängt. Als Aufsteiger aus der Bezirksliga hat Wacker die Saison auf einem tollen zweiten Platz beendet. Zwei Punkte fehlten sogar nur zum Meister Eiche Biederitz, der sich kommende Saison in der Sachsen-Anhalt-Liga versuchen wird. „Eine optimale Saison“, sagt Zeidler.

Dabei gab es ein paar Fragezeichen vor der Saison. Mit Florian Kuhle sowie Dennis und Tino Fischer mussten drei neue Spieler integriert werden. Während der Saison kam noch Sebastian Schneider dazu. Dazu hatten ja Christian Thamm und Nick Elsner ihre Karrieren beendet. „Aber das konnten wir gut kompensieren. Negativ war eigentlich nur das erste Spiel“, meint Zeidler. Da verlor Wacker 27:28 beim FSV Magdeburg. Danach gab es ein 37:37 gegen Schönebeck. Da wurde deutlich, dass die Mannschaft sich in der neuen Liga erst wieder finden musste. „Dazu konnten wir erst zwei bis drei Wochen vor dem Start auch taktische Sachen trainieren“, erinnert sich Zeidler. Urlaub und Beruf einiger Spieler hatten eine intensive Vorbereitung nach hinten geschoben.

Doch als Wacker danach sechs Siege am Stück feierte, war klar: Der Aufsteiger kann ohne Probleme mithalten. „Wir hatten eine gute Bank und Glück, dass wir wenig Verletzte hatten“, sagt Zeidler. Erst zum Ende der Saison fielen mit Christian Jacobi, Markus Grau und Florian Pierschalla Spieler aus. Lange Zeit kämpfte Grün-Weiß sogar um den Meistertitel. Den holte sich Biederitz. Dem Team aus dem Jerichower Land prophezeit Zeidler eine schwere Saison in der Sachsen-Anhalt-Liga. „Wenn sie sich nicht verstärken, werden sie es schwer haben.“

Doch Zeidler blickt natürlich vor allem auf sein Team. Der Meister steigt auf. Was bedeutet das für den Zweiten? Nimmt sich der Vize jetzt den Aufstieg vor? „Darüber wollen wir nicht reden“, sagt Zeidler. „Oben mitspielen vielleicht.“ Es weht doch noch sportlich und von den Wegen her ein anderer Wind eine Liga höher. Und Wacker war eben nur Aufsteiger. Nach der Saison 2013/2014 zog sich das Team nach einigen Aderlässen in die Bezirksliga zurück, marschierte dann ungeschlagen durch die Serie und schlug sich nun auch in der Verbandsliga prächtig. So im nachhinein: War das die richtige Entscheidung, sich aus der Verbandsliga zurückzuziehen? „Klares ja. Das war der richtige Weg“, sagt Zeidler.

Positiv: Bisher stehen die Zeichen nicht auf Veränderung. „Alles bleibt, Stand jetzt, wie es ist“, erzählt Zeidler. Keine Abgänge also. Wobei der eine oder andere vielleicht schauen muss, wie er Arbeit und Handball unter einen Hut bekommt. Viele pendeln zum Beispiel aus Klein Oschersleben oder Magdeburg viele Kilometer zum Training. Topscorer Jimmy Klockmann studiert sogar bei der Universität der Bundeswehr in München. „Er ist oft nur beim Spiel, trainiert nicht mit“, sagt Zeidler. Umso bemerkenswerter seine Leistungen.

Viel Lob hat Zeidler auch für seinen Trainerkollegen Yves Grafenhorst übrig. Dieser ist schließlich noch immer parallel für den SC Magdeburg in der Bundesliga aktiv, steckt aber trotzdem viel Energie und Zeit nach Westeregeln. „Er hat einen Riesen-Verdienst. Er hat ein völlig anderes Verständnis. Er macht die Trainingspläne und bereitet taktische Sachen vor.“ Bei über 50 Prozent der Trainingseinheiten und Spiele war Grafenhorst dabei. Jeden Freitag sind die Trainerkollegen zudem per Mail oder telefonisch den kommenden Gegner durchgegangen. Das half ungemein.

So können die Westeregelner entspannt in den Sommer gehen. Mitte Juni wird es das Team zum bereits fünften Mal in Folge nach Templin verschlagen. Die Abschlussfahrt hat Tradition. „Dort gibt es ein Schwimmbad, Strände, Disco“, sagt Zeidler lachend. Eben alles, was ein Handballer-Herz so begehrt.