Fußball Mister 100 Prozent

Sebastian Petrat vom SV Förderstedt aus der Fußball-Landesliga überzeugt durch unbändigen Willen.

Von Enrico Joo 29.09.2016, 23:01

Förderstedt l Der bullige Kämpfer mit dem ansteckenden Lachen weiß um seine Vorbildfunktion. Familie Petrat schaut immer zu. Sebastian Petrat kann es sich nicht leisten, einmal nicht 100 Prozent zu geben. Lenny, Even und Pepe beobachten ganz genau, was der Papa macht. Die spielen selbst Fußball. „Die lernen ja vom Papa“, sagt Petrat. „Die wollen 100 Prozent.“ Und die bekommen sie. „Ich habe noch kein Training ausgelassen“, erklärt er.

Sebastian Petrat vom SV Förderstedt in der Landesliga ist ein bemerkenswerter Kicker. Nicht, weil er spielerisch herausstechend ist. Er ist nicht der Schnellste, auch nicht der begabteste Techniker. Aber eine Sache macht er besser als alle anderen. Er knallt sich voll rein. Immer. Ohne Ausnahme. „Er ist der Erste beim Training und geht als Letzter“, sagt Trainer Enrico Tietzel. „Von ihm können sich einige Spieler eine Scheibe abschneiden. Jeder Trainer wäre glücklich, wenn er ihn hätte.“

Seit dem Sommer spielt der 30-jährige Stürmer in Förderstedt. Er kam vom Schönebecker SV, dort kam Petrat in der vergangenen Saison vorwiegend in der Reserve-Mannschaft in der Kreisliga zum Einsatz. Acht Tore machte er da. Dann kam das Angebot aus Förderstedt. Das Petrat nicht ausschlagen konnte. „Ich wollte das wagen.“

Dabei ist das für den Familienvater, der auch mal drei Jahre zwischendurch gar kein Fußball mehr spielte, ein großer Spagat. Sebastian Petrat geht als Maurer natürlich voll arbeiten. Vier Söhne – fünf Monate, vier, fünf und sieben Jahre alt – dazu eine 15-jährige Tochter wollen versorgt werden. Und zusammen mit seiner Frau trainiert er bei Union Schönebeck auch noch eine F-Junioren-Mannschaft. Zwei seiner Söhne trainiert er da selbst. „Montag ist mein einziger freier Tag“, erzählt Petrat. Wie er das hinbekommt, sich selbst und seine Familie da immer wieder aufzuraffen? Es ist simpel. „Fußball ist meine Leidenschaft.“ Tietzel bezeichnet ihn einfach als „fußballverrückt.“

Und genauso spielt er auch. Mit vollem Einsatz, ohne Scheu vor dem Zweikampf. Ein Tor ist Petrat in der laufenden Landesliga-Saison noch nicht vergönnt gewesen. Aber zumindest in der Vorbereitung traf er zweimal. Bei der 1:14-Klatsche im Landespokal gegen Barleben erzielte er zudem den Ehrentreffer. Er weiß also, wo das Tor steht. „Ich brauche noch sechs bis sieben Wochen“, sagt Petrat. Aber schon jetzt ist er fitter. „Manchmal flackern mir die Beine“, gibt er zu. „So eine Luft und Energie wie jetzt hatte ich aber schon lange nicht mehr.“ Jetzt am Sonnabend in Ottersleben wird Petrat wohl wieder von Beginn an spielen. Neben Michal Zawada ganz vorne im Zentrum.

Seine Frau wird natürlich da sein. Auch Lenny, Even und Pepe. Sie werden den Papa anfeuern. Und der muss dann nicht mehr motiviert werden. „Ich gebe immer volle Power“, sagt Petrat. Das ist Ehrensache für Mister 100 Prozent.