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Badminton Der Führerschein gehört dazu

Seit acht Jahren spielt Paul-Werner Dingethal Badminton. Am Sonnabend und Sonntag steht er vor seiner größten Herausforderung.

01.10.2016, 01:01

Hecklingen/Staßfurt l Jugendliche haben zu nichts Lust, schauen ständig nur auf ihr Smartphone und sind immer auf der Suche nach einem coolen Spruch. Das Klischee ist allgegenwärtig und nur schwer auszuräumen, aber Paul-Werner Dingethal aus Hecklingen ist alles, nur nicht klischeebehaftet.

Man muss schon genau hinschauen, um Paul-Werner Dingethal zwischen all den anderen Badminton-Spielern zu entdecken. Und das hat nichts mit seiner Körpergröße zu tun. Zurückhaltend, reserviert, abwartend – der Hecklinger ist niemand, der mit großem Mundwerk nach vorn prescht, sich in den Vordergrund spielt. Vielmehr zeichnet ihn eine Zurückhaltung aus, die man bei Jugendlichen in diesem Alter selten findet, die aber angenehm ungewöhnlich ist. Nur auf dem Spielfeld, da lässt es der 16-Jährige auch mal ordentlich Krachen. Zuletzt bei der 1. Norddeutschen Rangliste, bei der er sich mit dem zweiten Platz die Möglichkeit zur Qualifikation zur Deutschen Rangliste erkämpfte. „Einer meiner größten Erfolge“, berichtet Paul-Werner, der in seiner achtjährigen Karriere auch schon Tiefschläge einstecken musste.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm eine Niederlage bei der Mannschaftsmeisterschaft. „Ich hatte das entscheidende Spiel für den Einzug ins Halbfinale. Und ich habe in drei Sätzen verloren. Das war bitter.“ Und vor zwei Jahren, ebenfalls bei einer Norddeutschen Rangliste, verlor er das Spiel um Rang drei. „Mit einem Podestplatz wäre ich in den Deutschen Kader gerutscht.“

Aber aufgeben oder resignieren? Das kommt für den ehrgeizigen Athleten nicht in Frage. „Damals war ich mental nicht so gefestigt. Aber das habe ich seit dieser Saison in den Griff bekommen“, sagt er selbstbewusst. Drucksituationen kitzeln aus ihm die nötigen Prozente heraus anstatt ihn zu Fehlern zu zwingen. „Je stärker der Gegner ist, umso besser spiele ich auch selbst. Ich habe es lieber, wenn ich unter größerem Druck stehe. Dann steigert sich auch meine Leistung. Das gilt vor allem überregional.“ Das klingt, als hätte jemand seine Leidenschaft gefunden. Dabei war es vielmehr ein Zufall, der den Hecklinger zum Badminton geführt hat.

„Je besser mein Gegner ist, desto besser spiele ich selbst.“

Es war im Sommer vor acht Jahren, 2008 also, als Paul-Werner Dingethal so etwas wie Langeweile verspürt hat und auf Entdeckungsreise ging. Auf dem Dachboden von Oma und Opa hat er einen alten Federball-Schläger gefunden und sofort ausprobiert. Das machte derart viel Spaß, dass es in den folgenden zwei Wochen nichts anderes gab, als den Schläger zu schwingen. Meistens gemeinsam mit dem Papa. Der musste schließlich wieder arbeiten und stand als Partner nicht mehr zur Verfügung. Also wurde Paul-Werner beim SV Lok Staßfurt angemeldet. Und seitdem ist er dabei. Inzwischen besucht er die Sportschule in Jena, startet mit Zweitspielrecht für Badminton Burg. „Es ist ein schneller Sport, jeder kann seine eigene Technik entwickeln. Sich dann mit anderen zu messen, das ist der besondere Reiz.“

Und den wird er auch an diesem Wochenende auskosten, wenn es für ihn gilt, sich für die Deutsche Rangliste zu qualifizieren. „Es sind gut besetzte Wettbewerbe, weil sich immer nur zwei, drei aus jedem Verband dafür qualifizieren.“

Inzwischen ist auch sein jüngerer Bruder Anton vom Badmintonvirus infiziert, tritt selbst bereits seit fünf Jahren an. Wenngleich es keine ausgeglichenen Duelle sind, wenn beide gegeneinander antreten, so „macht es trotzdem immer Spaß, gegen ihn zu spielen“. Schließlich besitzt der Bruder „den gleichen Ehrgeiz wie ich“.

Paul-Werner entwickelt sich nun auch neben dem Feld weiter, absolviert eine Ausbildung zum C-Trainer. „Ich möchte dazulernen, dem Verein etwas zurückgeben. Das ist wie der Führerschein im Badminton.Ich finde, nach gewisser Zeit gehört das eben dazu.“ Das hört man nun auch nicht von jedem 16-Jährigen. Eben fernab jeden Klischees.