1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Abstiegsplatz durch Missgeschick

Fußball Abstiegsplatz durch Missgeschick

Der SV Förderstedt verliert die Punkte aus dem Halberstadt-Spiel.

Von Enrico Joo 26.10.2016, 23:01

Förderstedt l Weil der SV Förderstedt aus der Fußball-Landesliga im Heimspiel gegen Germania Halberstadt II einen Spieler einwechselte, der nicht auf dem Protokoll stand, hat das Sportgericht die erkämpften drei Punkte wieder abgezogen. In Zeiten der allumfassenden digitalen Vernetzung ist alles im ständigen Austausch. Nachrichten gehen in Sekundenbruchteilen um die Welt, nichts bleibt verborgen. Und so blinkte auch das Handy von Enrico Tietzel am Dienstag auf. Eine Nachricht von Co-Trainer Michael Buschke bekam der Cheftrainer vom Fußball-Landesligisten SV Förderstedt. Eine aktuelle Tabelle war dabei und ein kurzer Vermerk. Die Punkte seien weg. Tietzel musste am Abend beim Training gar nicht mehr so viel zur Nachricht an sich sagen. Die Spieler wussten natürlich längst Bescheid. Es war vom Sportgericht ein Schlussstrich unter das Spiel am 24. September gegen Germania Halberstadt II gezogen worden. Das Spiel wurde am grünen Tisch mit 3:0 für die Gäste gewertet. Sportlich hatte Förderstedt die Halberstädter zu Hause mit 3:2 besiegt. „Das war ein kleiner Formfehler mit großen Auswirkungen“, sagt Tietzel. Weil mit Martin Stolte ein Spieler eingewechselt wurde, der nicht auf dem Protokoll stand.

Doch der Reihe nach. Alles fing an diesem Sonnabend damit an, dass die Förderstedter einen Trikottermin vor dem Rathaus hatten. In frisch beflockten roten Shirts hatten sich die Spieler aufgestellt. „Wir hatten uns extra eher getroffen“, erinnert sich Tietzel. In diesen Trikots wollten die Förderstedter dann natürlich auch auflaufen. Das erste Problem: Auch Halberstadt hatte rote Trikots dabei, allerdings keinen zweiten Trikotsatz. Eine Lösung musste her. „Ich hatte vorgeschlagen, dass Halberstadt mit Leibchen spielt“, sagt Tietzel. Nächstes Problem: So konnte der Schiedsrichter die Rückennummern nicht erkennen. Der SVF kam entgegen und zog die alten orangefarbenen Trikots wieder an. Da war die Anstoßzeit schon ein paar Minuten überschritten, Hektik kam auf, die Zuschauer warteten darauf, dass es endlich losgeht. „Wir mussten den kompletten Satz wechseln, samt Hose“, so Tietzel. Das neue Problem: Einige Nummern waren anders, alle Spieler mussten neu aufs Protokoll geschrieben werden, es musste schnell gehen. Ein Name fehlte in der Eile, der vorher noch drauf stand: Der von Martin Stolte.

Förderstedt zeigte ein prima Spiel, führte bis zur 89. Minute mit 3:2. Dann kam die verhängnisvolle Situation. Tietzel gab Stolte das Zeichen zur Einwechslung. Zehn Sekunden vor Spielende. Der Sinn dahinter war klar: Zeit schinden. Beim SVF wusste da natürlich noch keiner, dass der 18-Jährige nicht auf dem Protokoll stand. „Der Linienrichter soll zu Stolte gesagt haben: ‚Du stehst nicht auf der Liste, willst du wirklich eingewechselt werden‘“, erzählt Tietzel. So wurde es später auch auf dem Protokoll notiert. „Ich hätte ihn doch nie eingewechselt, wenn ich das gewusst hätte. Das wäre Wahnsinn gewesen. Ich hätte Sebastian Petrat gebracht oder Silvio Franzelius. Oder gar keinen.“ Aussage steht da gegen Aussage. Wo genau die Wahrheit liegt, ist im Endeffekt aber auch egal.

Fakt ist: Dieses Problem führte nun zum Punktverlust. Ein Betreuer von Halberstadt brachte das Dilemma ans Tageslicht, die Schiedsrichter vermerkten es. Halberstadt legte zwar keinen Einspruch ein, der Fall landete natürlich aber trotzdem beim Sportgericht. Am Dienstag wurde das Urteil gefällt. „Ich nehme die Schuld auf meine Kappe. Das tut mir wirklich leid“, sagt Tietzel. In der Tabelle sprang Halberstadt durch das Urteil auf Platz eins, Förderstedt rutschte auf einen Abstiegsplatz.

Ob der SVF Protest einlegt? „Wir werden uns beraten“, sagt Präsident Herbert Busch. „Aber ich denke, wir haben da keine Chance. Ich sehe da keine Möglichkeit. Als Staffelleiter Dietmar Bebber den Vorfall an das Sportgericht weitergegeben hat, war das für mich Geschichte.“ Bebber musste so handeln. „Das ist ärgerlich für Förderstedt“, sagt er. „Aber der Verein trägt dafür die Verantwortung. Es gilt für alle das gleiche Maß. Die Spielordnung muss nun mal eingehalten werden. Das war ein tragisches Missgeschick.“ Der SV Förderstedt hat die Lehren aus dem Vorfall gezogen. „Diesen Fehler werden wir nicht nochmal machen“, sagt Tietzel, der sich zugleich kämpferisch gibt. „Wir verlieren das Saisonziel nicht aus den Augen. Wir werden die Punkte schon woanders holen.“ Klar ist auch: In Zukunft werden die Verantwortlichen in Förderstedt zwei- oder dreimal kontrollieren, ob auch wirklich alle Spieler auf dem Protokoll stehen.