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Fußball „Bombe“ ist unverzichtbar

Nach langer Verletzungspause hat sich Steven Stachowski vom SV 09 Staßfurt in der Fußball-Landesklasse III seinen Stammplatz zurückerobert.

Von Enrico Joo 17.11.2016, 23:01

Staßfurt l Er hatte einfach kurze Haare. Da kam einer in der C-Jugend auf die Idee, Steven Stachowski einen Spitznamen zu verpassen. „Bombe“, schallte es über den Fußballplatz. Dem zweiten gefiel es, dann ging es herum und irgendwann war Steven Stachowski für alle nur noch „Bombe.“ Ein Spitzname, den der Fußballer vom SV 09 Staßfurt bis heute trägt. „Ich finde das nicht schlimm“, sagt Stachowski. Ganz leise sagt er das. Den unschönen Ulknamen hat er akzeptiert.

Stachowski würde wohl nie große Töne spucken oder sich darüber aufregen. Das ist einfach nicht seine Art. Dabei ist der Abwehrspieler vom SV 09 aus der Fußball-Landesklasse III ein sportliches Schwergewicht. Mit seinen 25 Jahren ist er zu einer festen Größe herangereift. Schon seit Jahren gehört der Ur-Staßfurter, der nie woanders gespielt hat, zu den Leistungsträgern. „Er ist unverzichtbar.“ Trainer Jens Liensdorf hält große Stücke auf „Bombe.“ Was ihn auszeichnet? „Er ist zweikampf- und kopfballstark, hat ein gutes Stellungsspiel und für seine Größe ist er auch technisch ok.“

Und seit dem vergangenen Wochenende muss man hinzufügen: Nun ist der Mann auch noch torgefährlich. Beim 7:1-Sieg im Viertelfinale des Salzlandpokals gegen Rot-Weiß Alsleben machte er das 1:0. Das war der berühmte Dosenöffner und für Stachowski das erste Pflichtspieltor seit dem 22. August 2015. Man versteht seine besonderen Gefühle im Nachgang. „Ich habe den Ball noch verfolgt. Und dann war er drin. Das war schon geil.“

Er hätte sicher nichts dagegen, auch am Sonnabend wieder treffen zu dürfen. Im Spitzenspiel Staßfurt (1.) gegen Quedlinburg (3.) sind es aber natürlich vordergründig Defensivaufgaben, die er zu erledigen hat. Das macht er zumeist bravourös. Im Staßfurter Rotationsgefüge ist Stachowski meist verschont geblieben.

Dass Staßfurt mit nur sechs Gegentreffern in zehn Spielen die beste Defensive der Liga stellt, ist auch Stachowskis Verdienst. „Er spielt seinen Stiefel runter“, sagt Liensdorf. Das ist als dickes Lob gemeint. Zweimal war er in der laufenden Saison bisher auch als Außenverteidiger eingesetzt, aber als Innenverteidiger spielt er viel lieber. „Da weiß ich einfach, was ich machen muss.“

Aber natürlich hat er noch Dinge, an denen er arbeiten kann und muss. Gerade in der Innenverteidigung ist es wichtig, die Vordermänner zu positionieren, Hinweise zu geben. Der Spielaufbau beginnt immer in der Defensive. Und da hat Stachowski noch Schwächen. „Verbal ist er noch zu unauffällig. Er muss mehr sprechen“, erklärt Liensdorf. „Wir haben das permanent angesprochen und die vergangenen Wochen und Monate ist das auch schon besser geworden.“ Aber klar ist: „Er wird nie ein Stefan Stein sein auf dem Platz.“ Liensdorf lacht. Verbal gesehen natürlich. „Bombe“ ist eben noch zu leise. Das weiß Stachowski selbst. Und er arbeitet daran. Er wird das hinbekommen. Er hat sportlich gesehen schon ganz andere Dinge hinbekommen.

Denn in der vergangenen Saison hatte der Innenverteidiger eine echte Leidensphase. In der Rückrunde machte er kein Spiel. „Ende des Jahres 2015 hatte ich Schmerzen in der Leiste“, erinnert er sich. Eine Untersuchung beim Arzt ergab, dass Stachowski Kalkablagerungen hat. Es gab eine Hüft-OP, dann musste er pausieren. Auch das Zusehen schmerzte. „Das war schon enorm“, sagt Stachowski. Zweimal die Woche gab es Physiotherapie.

Fast ein halbes Jahr spielte er kein Fußball, erst zum Ende der Rückrunde im Mai 2016 trainierte er wieder mit. Stück für Stück arbeitete er sich heran. Nun ist er wieder unverzichtbar. „Ich bin jetzt wieder komplett schmerzfrei“, sagt er. Sicher wird der Defensivmann auch am Sonnabend in der Startformation stehen und dabei helfen, dass Staßfurt auch das dritte Spitzenspiel gewinnt.

Liensdorf rechnet mit einer anderen Partie als gegen Alsleben. „Die werden offensiver spielen und nicht nur abwarten“, glaubt der Trainer. Was Staßfurt aber genau erwartet? Kopfschütteln bei Liensdorf. Er kennt die Mannschaft und die Spieler nicht. Kein Wunder. Aufsteiger Quedlinburg und Staßfurt sind seit sieben Jahren nicht mehr aufeinander getroffen.

Aber das Selbstbewusstsein bei Staßfurt ist sowieso so groß, dass sich die Bodestädter immer mehr auf sich selbst als auf den Gegner konzentrieren. Der Respekt bei den Harzern ist etwas größer. „Natürlich reicht in einem solchen Spiel keine durchschnittliche Leistung. Es muss dann schon alles passen“, wird Quedlinburgs Trainer Uwe Schwierske auf der Homepage der Gäste zitiert. „Unsere Jungs sind heiß, aber wir haben keinen Druck. Staßfurt ist nicht unverwundbar.“ Es wird auf das 2:2 des SV 09 vor knapp zwei Wochen in Darlingerode verwiesen. 70 bis 80 Fans der Quedlinburger werden wohl mit nach Staßfurt reisen und für ein stimmungsvolles Gipfeltreffen sorgen. „Früher war Quedlinburg sehr, sehr unbequem in den Zweikämpfen und läuferisch agil“, erzählt Liensdorf.

Und am Sonnabend? Abwarten. Der SV 09 jedenfalls kann Spitzenspiel. Langenstein, damals Zweiter, wurde von Staßfurt vor drei Wochen 5:0 abgefertigt. Vor sechs Wochen empfing der SV 09 Osterwieck, damals ebenfalls Zweiter. Staßfurt gewann 3:1. Das Selbstbewusstsein ist enorm groß. „Wir haben einen ganz schönen Sprung gemacht“, sagt auch Stachowski. Das klang noch bodenständig. Liensdorf lehnt sich da weiter aus dem Fenster: „Dieser Kader hat Verbandsliga-Niveau.“ Morgen ist Staßfurt dazu verpflichtet, das erneut zu beweisen.