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Fußball Der Schreck der Tabellenzweiten

Große Überraschungen, viele Lichtblicke und starke Auftritte. Dennoch bot Atzendorf nur eine durchwachsene Saison. Es fehlte die Konstanz.

Von Dennis Uhlemann 30.06.2017, 23:01

Atzendorf l Als Tabellenzweiter sollte es einem doch sehr gut gehen. In Tuchfühlung zum ersten Platz. Fleißig Punkte gesammelt. Oben mit dabei. In der abgelaufenen Saison in der Landesklasse, Staffel III, dürften die Teams auf Rang zwei aber teilweise etwas Angst bekommen haben. Zumindest, wenn der nächste Gegner die ZLG Atzendorf war. Gleich dreimal schafften es die ZLG in der Saison 2016/17, den Tabellenzweiten zu besiegen.

Am 8. Spieltag gingen die Blau-Weißen auswärts als Außenseiter in die Partie beim SV Langenstein. Und sie schossen die Harzer in beeindruckender Manier mit 4:1 aus dem eigenen Stadion. Der zweite Streich folgte zwar erst fast ein halbes Jahr später, war aber nicht minder spektakulär. Am 1. April, und da hat sich keiner einen Scherz erlaubt, schlugen die Atzendorfer Eintracht Osterwieck auswärts mit 3:2. Das dritte „Silberteam“, das die ZLG besiegte, war der Quedlinburger SV. Anfang Mai wurde das Team, das diesen Rang auch nach Ablauf der Saison einnahm, mit 3:1 wieder nach Hause geschickt. „Wir haben wirklich sehr gut ausgesehen gegen diese Teams. Wir hatten nichts zu verlieren und konnten befreit aufspielen“, begründet Weile.

Aber daraus lässt sich auch der direkte Umkehrschluss auf die Heimschwäche ziehen. Nur 15 Zähler fuhr die ZLG vor eigener Kulisse ein. „Wir haben uns Chancen ausgerechnet und mussten selbst die Initiative ergreifen, damit haben wir uns schwer getan“, sagt Weile. Aber positiv ist auch festzuhalten: Die ZLG bekam in Atzendorf nur 20 Gegentore, nur vier Teams kassierten in ihren Heimspielen weniger Tore. Aber die 15 eigenen Treffer, die dem gegenüber stehen sind laut Weile „viel zu wenige“.

Woran lag es? „Wir hatten viel Pech, haben einige Chancen liegenlassen.“ Schlecht gespielt haben die Atzendorfer meist nicht. Auch wenn keine Punkte geholt wurden, es waren oft keine „Verlierer-Spiele“, wie Weile sagt: „Selten war uns der Gegner wirklich überlegen. Wir haben kein Spiel höher als 0:4 verloren.“ Und das war gegen Staßfurt.

Dennoch ärgert den Trainer die fehlende Konstanz. Oft konnte nach starken Spielen nicht nachgelegt werden. Und als sich die Atzendorfer mit fünf Punkten Abstand zu den Abstiegsrängen Mitte April schon sicher fühlten, folgten am Osterwochenende zwei Niederlagen. „Da sind wir an uns selbst gescheitert“, sagt Weile. Wieder die Chancen nicht genutzt, wieder Spiele auf Augenhöhe verloren. Die ZLG stand danach laut Weile „fast am Abgrund“. Doch es wirkte fast so, als bräuchten die Atzendorfer diesen Druck.

Denn anschließend startete die ZLG die wohl beeindruckendste Serie der Saison. Sechs Spiele in Folge blieben die Blau-Weißen ohne Niederlage. „Immer wenn die Luft dünner wurde, haben wir besser gespielt. Mit dieser Serie sind wir zu einer richtig starken Rückrunde gekommen“, so Weile. Die Atzendorfer holten in der Rückrunde (22) sieben Punkte mehr als in der ersten Saisonhälfte. Weil nach der Sechs-Spiele-Erfolgsserie jedoch der Klassenerhalt schon vorzeitig gesichert war, fehlte in den letzten beiden Spielen wieder der Druck. Es gab zum Abschluss nochmal zwei Niederlagen. „Insgesamt bin ich ganz zufrieden, es war keine schlechte Saison“, fasste Weile zusammen.

Und einer hat sich dabei besonders in den Vordergrund gespielt: Sebastian Tolle. Der Stürmer erzielte 22 Saisontore und damit die Hälfte aller Treffer der Atzendorfer. „Er war eine ganz wichtige Säule. Unser Spiel war sehr fokussiert auf ihn“, so Weile. „Aber auch wenn er mal gefehlt hat, lief es trotzdem.“ Dann haben ihn die anderen Offensivspieler im Kollektiv ersetzt.

Doch nicht nur der Angriff überzeugte, auch die Defensive lobt der Trainer: „Die gesamte Abwehr hat sich gesteigert.“ 46 Gegentore musste die ZLG schlucken. Nur fünf Teams waren in dieser Statistik besser. Ebenfalls lobende Wort findet Weile für das Mannschaftsgefüge. Die ZLG habe eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern wie Stefan Rock und jüngeren Spielern wie Marcel Maier, Philipp Voigtländer oder Kay Faatz, die allesamt „an Profil gewonnen“ haben.

Nur Artan Isufi und Daniel Ebeling werden den Verein verlassen, der Rest des Teams bleibt zusammen und will in der kommenden Spielzeit „mehr erreichen“.