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Fußball Die Liebe ist eine zarte Pflanze

Für Fußball-Landesligist SV Förderstedt war der Ausflug ins Trainingslager nach Polen an die Ostsee ein voller Erfolg.

Von Enrico Joo 18.01.2017, 23:01

Förderstedt l Enrico Tietzel präsentierte sich als Mann der Zahlen. Wie der Trainer vom Fußball-Landesligisten SV Förderstedt das Trainingslager im polnischen Kolobrzeg (deutsch: Kolberg) fand? „Ich sage nur: 30000 Aufrufe.“ Tietzel meinte die Zahl der Klicks bei den Videos im sozialen Netzwerk Facebook.

Die Förderstedter hatten während ihrer Zeit in Polen die Fans zu Hause auf dem Laufenden gehalten. Da ist zum Beispiel der eine Mitschnitt vom Blindenfußball, der allein über 15000 Aufrufe generiert hatte. Ja, das Trainingslager war ein voller Erfolg. Für die Außendarstellung, aber – und das ist natürlich viel wichtiger – vor allem für die Mannschaft selbst. „ Es war der absolute Hammer“, sagt der Coach.

Ausbilder Tietzel quälte dabei seine Kicker, die in Doppelzimmern nächtigten, bis zum Anschlag. „Früh um sieben wurden die Jungs geweckt, 8 Uhr gab es die erste Einheit“, erzählt er. „10 Uhr stand dann die zweite Einheit an und nach dem Mittagessen um zwölf gab es gegen 15 Uhr die dritte Einheit.“ Förderstedts sportlicher Leiter Thomas Conrad, ein „Fußballverrückter“, so Tietzel, machte jedes Training mit. „Er war gar nicht zu bremsen.“

Freizeit gab es zwischendurch kaum, das wurde etwas bemängelt. Aber der Erfolg wird dem SV Förderstedt sicher irgendwann Recht geben. Kraftübungen im Schwimmbad, Spinning oder Laufeinheiten standen an. Auch Fußball wurde natürlich gespielt. Dazu gab es auflockernde Elemente. Schlittschuhfahren, Pokern oder eben der Blindenfußball. Der aber einen ernsten Hintergrund hatte. „Unsere Kommunikation auf dem Platz muss besser werden“, sagt Tietzel. „Es wird zu wenig gesprochen.“ Also stellten die Trainer immer einen Sehenden und einen Spieler mit Binde vor den Augen zusammen. Der Sehende musste dem Blinden die Anweisungen geben und auf dem Spielfeld manövrieren.

Untereinander hat sich weit weg an der Ostsee ein prima Zusammenhalt entwickelt, der Mut macht für die Rückrunde. Was auch an der tollen Betreuung vor Ort lag. „Das Sporthotel war ein totaler Erfolg. Wir kommen im Sommer wieder“, sagt Tietzel. „Dann mit Frauen und Kindern.“ Es war das erste Trainingslager in Polen, aber nicht das letzte.

Und auch Tietzel selbst fühlt sich noch mehr hingezogen zu der Mannschaft, die er im Sommer übernommen hatte. „Ich fange an“, Tietzel sucht nach den richtigen Worten und fährt dann fort, „mich in den Verein zu verlieben.“ Die Liebe ist eine zarte Pflanze, die gepflegt werden muss. Bei Tietzel öffnet sich in seiner Beziehung zu Förderstedt gerade das Herz. Seit anderthalb Wochen sind die Kicker nun wieder in Deutschland. Pausen gab es nicht. Tietzel fordert derzeit seine Spieler Montags und Donnerstags zum Training. Passfolgen werden im Moment im auch winterlichen Staßfurt, wo der SVF im Winter trainiert, „bis zum Abkotzen“ geübt.

Am Sonnabend nahm Förderstedt am Cosic-Hallencup teil und wurde Vierter. Marco Janich, der sich zu Beginn der Saison die Hand gebrochen hatte, wirbelte erstmals wieder öffentlich mit. Am 28. Januar steht dann das erste Testspiel gegen Salzlandligist Fortuna Schneidlingen an.