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Fussball „Einfach Unger“ oder das große Lauern

Der SV 09 Staßfurt stößt dank eines Last-Minute-Sieges in Osterwieck die Tür zur Landesliga weit auf.

Von Björn Richter 10.04.2017, 01:01

Osterwieck/Staßfurt l Zlatan klingt nicht doch nicht übel. Oder wie wäre es mit eure Majestät? Nick Unger hält alle kreativen Trümpfe in der Hand: Darüber, wie ihn die Mitspieler vom SV 09 in der anstehenden Trainingswoche während der Einheiten zu nennen haben. Höchstwahrscheinlich ist der 20-Jährige für derlei Höhenflüge aber einfach zu bodenständig. Weshalb sie ihn natürlich nach seinem Siegtreffer (90.+2) im Auswärtsspiel der Fußball-Landesklasse, Staffel III, beim SV Eintracht Osterwieck entsprechend ausgiebig hochleben ließen.

Weshalb sein Trainer Jens Liensdorf unprätentiös sagte: „Er ist ein junger Spieler, für den so ein enorm wichtiges Tor ein toller Erfolg ist.“ Und weshalb es der Mittelfeldmann bei der Anrede wohl weiterhin unaufgeregt halten wird: einfach Nick Unger.

Die späte Erlösung in der Nachspielzeit war in den Augen von Liensdorf und sicher auch der Mehrzahl der 151 Zuschauer „symptomatisch“ für die Begegnung: „Keine Mannschaft wollte den spielentscheidenden Fehler machen. Dass es ein Spitzenspiel war, konnte man nicht unbedingt unterschreiben.“

Das große Lauern war also über die vollen 90 Minuten angesagt. Von den Harzern, die den Staffelsieg zumindest vor dem späten Samstagnachmittag noch nicht vollends abgeschrieben hatten, gingen erwartungsgemäß die größeren Impulse aus. Zwar war auch den Gästen das Bemühen nicht abzusprechen, doch in der Wahl der Mittel griffen die 09er oftmals daneben.

Dass sich ein zähes Geduldsspiel entwickelte, lag auch daran, dass Osterwieck mitsamt hoch stehender Vierer-Abwehrkette wenig Räume anbot. Staßfurt probierte, mit langen Bällen in den Rücken der Eintracht-Offensive zu gelangen. „Aber entweder waren sie zu lang oder zu kurz“, haderte Liensdorf. Mehr als einige Verlegenheitschancen sprangen so nicht heraus.

Die Gegenseite strahlte dagegen mehr Gefahr aus, war jedoch im Abschluss zu unpräzise. Erschwerend hinzu kam, dass sich die Eintracht kurz nach Wiederbeginn selbst schwächte: Nach hartem Einsteigen vom Staßfurter Matthias Nagel stürmte Yves Blankenburg gefühlt von der anderen Seite des Spielfeldes heran, versetzte Nagel einen Schubser, den dieser zudem gut verkaufte, woraufhin die Rote Karte für den Osterwiecker die logische Folge war (48.).

In Überzahl fiel 09 jedoch ebenso wenig Konstruktives ein. Liensdorf reagierte, brachte mit Benjamin Kollmann und Unger mehr Offensiv- power. Tatsächlich fanden die Gäste in der Schlussviertelstunde ihre stärkste Phase, aber die torlose Punkteteilung lag in der Luft, als Schiedsrichter Holger Bleck vier Minuten „Zugabe“ signalisierte.

Und dann kam Unger. In der zweiten Minute der Nachspielzeit erkämpfte sich der Youngster selbst den Ball im Mittelfeld, ließ drei Verteidiger aussteigen und legte eine Extraportion Entschlossenheit in den Abschluss: mit Erfolg, denn der Rest ging im Jubel der Staßfurter unter.

Ohne Frage: Da der Spitzenreiter das Polster zum Verfolger auf nunmehr 14 Zähler anwachsen ließ, erscheinen Meisterschaft und Landesliga-Aufstieg neun Spieltage vor dem Saisonende nur noch Formsache. „Als Trainer kann ich natürlich jetzt nicht schon die Korken knallen lassen. Es müsste tatsächlich mit dem Teufel zugehen, wenn wir uns unser großes Ziel noch nehmen lassen. Aber im Augenblick muss man die Jungs auch ein wenig bremsen“, so Liensdorf.

Schnellschüsse sind also aus Staßfurt nicht zu erwarten, bis rechnerisch nicht alles geklärt ist. Schließlich soll auch die Serie von 21 ungeschlagenen Partien am Laufen gehalten werden, dazu steht der SV 09 auch noch im Salzlandpokal-Finale. „Wenn wir schon die Chance auf eine perfekte Saison haben, wollen wir sie natürlich auch nutzen.“


Staßfurt: Witte – Mähnert (69. Unger), Stachowski, Nagel (49. Härtge), Moye, Horstmann, Abresche (57. Kollmann), Jesse, Müller, Schmidt, Stein
Tor: Nick Unger (90.+2); SR: Holger Bleck (Berga), Dirk Rittweger, Nico Küster; ZS: 151; Rot: Yves Blankenburg (48., Tätlichkeit) -Osterwieck.