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Fußball Strahlende Gesichter im großen Gewusel

Über 90 Teilnehmer aus dem gesamten Kreis waren beim Fußball-Camp in Förderstedt mit Ex-Bundesliga-Profi Mike Rietpietsch am Start.

Von Enrico Joo 27.06.2017, 23:01

Förderstedt l Der kleine Jannik schaute aus müden Augen am Arm seiner Mutter zu Mike Rietpietsch herüber und hatte ein Anliegen. Der empathische Rietpietsch war gerade im Gespräch, hatte eigentlich auch gerade Pause und war aber sofort trotzdem ganz Ohr für Janniks Problem. Jannik konnte nicht mehr, er war kaputt.

Das Fußball-Camp, das da am Wochenende in Förderstedt durchgeführt wurde, hatte den kleinen Mann geschafft. „Du willst nach Hause, stimmt‘s? Kein Problem“, sagte Rietpietsch, organisierte schnell einen kleinen Siegerpokal, den jeder Teilnehmer bekam, und schickte Jannik in den wohl verdienten Feierabend.

Diese kleine Szene versinnbildlichte das Anliegen von Rietpietsch und seiner Firma „Kick‘n Body“ am besten. Seit etwa vier Jahren führt der ehemalige Profi, der mit dem MSV Duisburg, dem VfL Bochum, dem SC Freiburg und Bayer Leverkusen 53 Erstliga-Spiele absolviert hatte, Fußball-Camps durch. „Trainer zu sein war nicht so mein Ding“, sagt er.

Auch Kay Hödtke (früher VfL Osnabrück) und Björn Joppe (Bundesliga-Profi beim VfL Bochum) gehören zum festen Stamm-Team. 30 bis 35 Camps gibt es im Jahr, zehn bis elf allein in den Sommerferien. Am Wochenende waren Rietpietsch und seine sieben Trainer-Kollegen von Freitag bis Sonntag in Förderstedt, wo 92 Jungspunde zwischen sechs und 14 Jahren aus Warmsdorf, Calbe, Schönebeck, Börde-Hakel, Förderstedt und Biere gegen das runde Leder traten.

„Natürlich gibt es hunderte solcher Camps“, sagt Rietpietsch. „Es gibt auch solche, die sagen: Lass das mal nicht die Ehemaligen machen. Die haben doch keine Ahnung.“ Aber vielleicht zeichnet es Rietpietsch aus, dass er nicht nur Ahnung von Fußball hat, sondern auch rein menschlich gesehen ein Gewinn ist. Spielerisch versuchen Rietpietsch und Co. fußballerische Techniken an den kleinen Mann und die kleine Frau zu bringen. Fußball wird dort auch immer mit Koordination in Verbindung gebracht.

Aber es geht auch um Werte. „Respekt voreinander“, ist so ein Anliegen, das Rietpietsch unter das Volk bringen will. Bescheidenheit und Bodenhaftung gehören genauso dazu wie Kameradschaft. Auch Steffen Löbel ist begeistert. Der Nachwuchs-Trainer vom SV Förderstedt hatte den Kontakt zu Rietpietsch aufgenommen.

„Wahnsinn“, sagt dieser nur. „Das ist echt eine gute Sache, die denken sich echt etwas aus und sind sehr konsequent.“ Im März hatte die Planung begonnen. Für 80 Euro konnte ein Platz in dem Camp ergattert werden. Inbegriffen im Paket waren ein Trikot (auf Wunsch individuell gestaltet) und Fußballschuhe. „Nach drei bis vier Wochen waren wir ausgebucht. Da gab es einen Aufnahmestopp“, so Löbel.

Jeweils Sonnabend und Sonntag gab es von zehn bis 16 Uhr Zirkeltraining. Spontan gab es am Abend noch Latten-Schießen der Väter oder Fußball-Golf auf der „sensationellen Anlage“, wie Rietpietsch findet. Was zeigt: Es ist mehr als nur Fußball, was das Camp bietet. Und wenn das Herz des Nachwuchses strahlt, dann ist sowieso alles gut. Nachwuchs bei der Stange zu halten ist wichtig. „Technik, Koordination, Intelligenz und Torschuss“, so sind die vier Leitsätze von „Kick‘n Body“.

Ja, Mike Rietpietsch tut etwas dafür, dass auch in dünner besiedelten Gegenden der Fußball eine Chance hat.