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Handball Die Lage ist wieder ernster

Der HV Rot-Weiss Staßfurt aus der Mitteldeutschen Oberliga empfängt am Sonnabend den HSV Apolda (Anwurf 18 Uhr).

Von Enrico Joo 27.01.2017, 23:01

Staßfurt l Die Mühlen mahlen langsam. So ist das mit der deutschen Bürokratie. Warum sollte es in der Mitteldeutschen Oberliga anders sein? Mitte der Woche endlich ereilte den HV Rot-Weiss Staßfurt endlich die frohe Kunde vom Sportgericht des Mitteldeutschen Handball-Verbandes. Ja, die Sperre gegen Cosmin Tiganasu war unberechtigt, die Geldstrafe auch.

Am 26. November hatte der rumänische Rückraumspieler der Staßfurter eine Rote Karte bekommen, die eine Blaue Karte nach sich zog. Heißt: Sperre. Drei Spiele wurden angesetzt. „Cosmin hat uns danach versichert, dass er nichts gemacht hat“, sagt Präsident Patrick Schliwa. „Das hat auch das Video bestätigt.“ Auch die Schiedsrichter bestätigten im Nachgang per Brief an den Staffelleiter, dass sie sich geirrt hatten. Staßfurt legte also Einspruch ein. „Wir fühlten uns ungerecht behandelt“, so Schliwa.

Nun flatterte das Urteil also in den Briefkasten. Die Geldstrafe von 200 Euro gibt es zurück, die 450 Euro für den Einspruch auch. Die Sperre aber hat Tiganasu freilich längst abgesessen. „Wir hätten beantragen können, dass zwei Spiele wiederholt werden, in denen er gefehlt hat“, erklärt Schliwa. Aber die hatte Rot-Weiss gegen Zwickau und Glauchau ja gewonnen. Ergab also keinen Sinn, sich über verlorene Punkte zu beschweren. Staßfurt blieb immerhin der moralische Sieger.

Ist aber auch vergessen. Derzeit sind es eher die spielerischen Fragezeichen, die die Staßfurter nach der heftigen 21:30-Pleite am vergangenen Wochenende in Delitzsch beschäftigen. „Das war eine Summe von Fehlern“, schätzt Schliwa ein. „In der Abwehr gab es keinen richtigen Zugriff und vorne wurden die Bälle leichtfertig verworfen. Delitzsch hat sich in einen Rausch gespielt. Ich hoffe, die Spieler wissen, worum es geht.“

Am Sonnabend ab 18 Uhr empfangen die Staßfurter den HSV Apolda, den Vorletzten. „Da können wir uns eine Niederlage absolut nicht erlauben.“

Nach zwei Niederlagen sind die Staßfurter, die sich vor Weihnachten schon bis auf Platz acht vorgearbeitet hatten, wieder auf den elften Rang abgerutscht. Ein Punkt beträgt nur noch der Vorsprung vor der Abstiegszone. Rot-Weiss ist beileibe aber nicht die einzige Mannschaft, die sportliche Existenzängste hat. „Dreiviertel der Liga spielen gegen den Abstieg“, meint Schliwa. Mit wenigen Siegen würde es für die Bodestädter also auch rasch wieder nach oben gehen in der Tabelle. Umso wichtiger wäre also der Sieg zu Hause gegen die Thüringer. Das Hinspiel in Apolda im September hatte Staßfurt mit 25:24 gewonnen.

Da stand Sebastian Schliwa noch im Tor. Anfang Januar hatte sich der Keeper zwei Finger gebrochen. Seitdem steht der zweite Torwart Bilal Shagluf (19 Jahre) noch mehr im Fokus als sonst. Als Ersatz steht Co-Trainer Andreas Stops bereit, früher selbst Torwart bei den Staßfurtern. Ob Präsident Schliwa in dieser Konstellation Bauchschmerzen hat? „Ich vertraue einfach“, sagt er. „Manchmal ist es sicher auch nicht schlecht, dass die jungen Spieler ins kalte Wasser geworfen werden.“ Klar ist auch: „An Bilal lag es nicht, dass wir in Delitzsch verloren haben. Er hat gut gehalten.“

Überlegt haben die Verantwortlichen beim HV Rot-Weiss trotzdem, noch einmal aktiv zu werden. „Wir haben geschaut, ob was geht“, sagt Schliwa. Aber die Wechselfrist ist durch. Und gute vertragslose Torhüter, die Staßfurt sofort weiterhelfen würden, gibt der Markt nicht her. Und dann ist da ja noch der schnöde Mammon. „Es liegt alles am Geld. Das haben wir nicht im Überfluss“, erklärt Schliwa. Shagluf muss es also richten. Auch gegen Apolda. Zusammen mit Stops, der sein 40. Lebensjahr schon vollendet hat.