Handball Geduld statt Euphorie

Mit schnellen Toren hat der HV Rot-Weiss Staßfurt beim 35:29-Sieg in der Mitteldeutschen Oberliga dem HSV Apolda den Zahn gezogen.

Von Enrico Joo 29.01.2017, 23:01

Staßfurt l Uwe Werkmeister stand nur da und schüttelte, sichtbar für alle in der Pressekonferenz nach dem Spiel, den Kopf. Das Sonderlob in der Runde für Sebastian Retting wollte er keineswegs so stehen lassen. Der Trainer der Handballer vom HV Rot-Weiss Staßfurt aus der Mitteldeutschen Oberliga hält es mit einem alten Zitat von Berti Vogts: „Die Mannschaft ist der Star.“

13 Tore hatte Staßfurts Routinier beim am Ende leicht aussehenden 35:29 (15:14)-Erfolg am Sonnabend gegen den HSV Apolda erzielt. „Gott sei Dank hatte ich in der ersten Halbzeit eine gute Hand“, sagte Retting nach dem Spiel. Auf gut deutsch hatte er seinem Team da den Arsch gerettet. Neben dem Rückraum-Schützen (neun Treffer in der ersten Halbzeit) hatten nur Stefan Secara und Niclas Kaiser (je drei Tore) sich noch in die Toreliste im ersten Durchgang eingetragen.

Zum Glück ist Rot-Weiss aber mehr als nur Sebastian Retting. Und so lobte Coach Werkmeister zum Beispiel ausdrücklich Maurice Wilke. „Nach seiner langen beruflichen Pause hat er das sehr gut gemacht. Das war auch ein Schlüssel zum Erfolg.“ Und die Liste ließ sich beliebig verlängern.

Der bescheidene Retting kam dann aus dem Loben seiner Nebenmänner nämlich gar nicht mehr heraus. Wilke (drei Tore)? „Hat ein gutes Spiel gemacht.“ Enrico Lampe? „Macht das Spiel in der Mitte schnell, reißt die Lücken. Auch für mich.“ Andreas Stops? „Hält gut, auch den Siebenmeter. Auch Bilal Shagluf hat zu Beginn gut gehalten.“ Auch die Kontertore von Marvin Frank (drei Tore) nach dem Seitenwechsel und die wichtigen Treffer am Kreis von Oliver Jacobi (eines davon mit Rücken zum Tor) und Stefan Darius (beide je zwei Treffer) hob er hervor.

Es ist das ewig gleiche Dilemma bei Rot-Weiss. Ruft jeder Spieler die beste Leistung ab und setzt das Team die Vorgaben des Trainers um, kann sie jede Mannschaft der Liga schlagen. So auch am Sonnabend. Tut sie das nicht, wird es eben schwer. So wie gegen Apolda in der ersten Halbzeit. Zweimal,beim 3:5 in der 12. und beim 12:14 in der 25. Minute, lag Staßfurt mit zwei Toren hinten, schloss aber immer wieder auf und erarbeitete sich das knappe 15:14 zur Halbzeit, mit Toren aus dem Positionsangriff. Es war Schwerstarbeit. Schnelle, einfache Tore gelangen gar nicht. Gut, dass Staßfurt Retting hatte.

In der zweiten Halbzeit spielte der Gastgeber aber sein ganzes Potenzial aus. „Es war die Vorgabe, den Gegner zum Rennen zu zwingen“, erzählt Retting. Das war clever, weil die Thüringer nur mit elf Spielern angereist waren und quantitativ und qualitativ nicht so gut wechseln konnten wie Staßfurt. Schnelle Mitte, einfache Tore aus der ersten und zweiten Welle. All das gelang nun. 27:22 stand es nach einem Treffer von Niclas Kaiser in der 50. Minute. Da war das Spiel entschieden. „Wir haben eine hohe Qualität mittlerweile“, sagte Werkmeister. „Der Sieg war hochverdient.“

Er ist aber nicht der Typ, der alles in den Himmel lobt. Kurz freuen, das ist freilich erlaubt. Abheben? Nein, das nicht. Auch wenn Staßfurt jetzt Achter ist. „Wir müssen sachlich bleiben. Wir dürfen nie vergessen, dass es eine sehr junge Mannschaft ist. Das muss erst wachsen. Die Spiele, die jetzt kommen, sind entscheidend. Ich bitte um Geduld, okay?“

Keine Widerrede. Das Schlusswort von Uwe Werkmeister stand für sich.

Staßfurt: Shagluf, Stops - Kaiser (8), Fanselow, Kloppenburg, Lampe, Darius (2), Retting (13/5), Jacobi (2), Frank (3), Secara (4), Wilke (3), Tiganasu, Spadt

Apolda: Kocses - Ban (8/2), Dippmann, Wenke, Folger (1), Heinemann (3), Mirilo (7/3), Filic (5), Hanschel, Miterski (5), Toskoski

Siebenmeter: Staßfurt 7/5 - Apolda 7/5; Zeitstrafen: Staßfurt 4 - Apolda 3