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Tischtennis „Solange ich körperlich fit bin“

Seit über 60 Jahren spielt Werner Konze Tischtennis. Der Sport ist für ihn ein Grund, warum er noch so fit ist.

Von Enrico Werner 07.07.2016, 23:01

Hecklingen l Das Läuten an der Wohnungstüre hat Werner Konze sofort registriert. „Ja, ich komme“, ruft er noch von oben durch die geschlossene Tür. Sekunden später ist Konze auch schon die Treppen hinuntergelaufen, macht auf und lässt den Besucher herein. Das ist erzählenswert, weil Werner Konze 76 Jahre alt ist. So schnell, wie er aus seiner Einliegerwohnung in Hecklingen unter dem Dach den Weg nach unten gefunden hat, würde man Konze locker für 20 Jahre jünger halten.

Das macht vielleicht der Sport. Also ganz sicher sogar. Werner Konze, der im Oktober 77 wird, spielt Tischtennis beim SV Bode 90 Löderburg. „Ich bin überall der Oldie“, sagt Konze. Keiner ist älter. Wann das mit dem Tischtennis begonnen hat, weiß der Rentner selbst nicht mehr so genau. Im Kindesalter war es ein Hobby. In der Bischofstraße in Staßfurt gab es an einer Gaststätte einen Lagerraum mit einer Tischtennis-Platte. „Dort konnten wir für 30 oder 40 Pfennig eine Stunde spielen“, erzählt er. Das war in den 1950er Jahren.

Seit 1956 spielte er dann bei der BSG Aktivist Staßfurt im Verein. Im zweigeteilten Deutschland durfte Konze sogar bei einem Spieleraustausch 1957 nach Wolfsburg. „Ein unbeschreibliches Erlebnis.“ 25 D-Mark bekam er, die er sofort in den Sport investierte. Statt mit einem „primitiven Pawe-Schläger“ spielte Konze mit einem Barna-Schläger. „Mit dem bin ich bekannt geworden.“ Besseres Holz, besserer Klang, ein harter Schlag. Bis in die 1970er Jahre war der Schläger sein treuer Weggefährte.

Viele Jahre spielte er dann mit dem neugegründeten TTV Staßfurt 1970 in der DDR-Bezirksliga. Auswärtsspiele in Oschersleben, Magdeburg oder im Sperrgebiet Hötensleben wurden mit dem Zug bewältigt. Das waren Ochsentouren. Bezahlt wurden sie aus eigener Tasche. „Das war nicht einfach.“ Auch weil der Lehrer für Biologie und Chemie, der nach der politischen Wende dann noch zwölf Jahre als Schulrat gearbeitet hatte, als Lehrkraft Sonnabends bis 13 Uhr arbeiten musste. Sonntag waren die Punktspiele. Da hatte auch seine Frau ab und zu kein Verständnis.

Aber warum Tischtennis? „Das ist sehr wichtig für den Ausgleich. Es ist auch gut, so unter Leute zu kommen.“ So ist es auch keine Option, aufzuhören. Wie lange spielt er noch? Konze lacht. „Auf die Frage habe ich gewartet. Solange ich körperlich dazu in der Lage bin.“ Na klar, die „Reflexe, die Beweglichkeit, das ist nicht mehr wie früher.“ Aber sein kurz unterschnittener Rückhand-Angriffsschlag ist immer noch sehenswert. Sagt er.

Als der TTV Staßfurt vor einigen Jahren aufgelöst wurde, kam Konze zu Bode Löderburg. Dort war er in der letzten Saison noch immer in der dritten Mannschaft in der Kreisliga aktiv. Wie viele Siege es da für Konze gab? „Naja, die Hälfte der Partien habe ich schon gewonnen. Hängt ja auch immer vom Gegner ab.“ Aber mithalten kann er durchaus.

Löderburg III wurde Meister, stieg auf in die Kreisoberliga. Was für Konze dann doch eine Liga zu hoch ist. Für die neue Saison, die im September beginnt, wurde eine vierte Mannschaft gemeldet. „Wir brauchen noch zwei bis drei Spieler. Aber die kriegen wir“, sagt Konze. Aufhören will er nicht, solange er körperlich keine Einschränkungen hat. Konze hält es mit einem Zitat des Ex-Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer. „Man sollte dankbar sein, wenn man im Kopfe noch klar und unten noch dicht ist.“ Konze ist völlig klar. Also spielt er weiter.