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Fußball Lok fordert Bayer heraus

Die letzten drei Jahrzehnte des Stendaler Lok-Fußballs waren von einigen sportlichen Höhepunkten, aber auch Negativerlebnissen geprägt.

Von Wolfgang Seibicke 12.07.2017, 01:01

Stendal l Diese sollen in den nächsten Wochen in lockerer Folge näher beleuchtet werden. Heute Teil VI. Am 31. Oktober 1995 hat in der damaligen Wilhelm-Helfers-Kampfbahn am Stendaler Hölzchen ein denkwürdiges Fußballspiel stattgefunden. Regionalligist FSV Lok Altmark Stendal forderte das Bundesliga-Topteam und Europacup-Gewinner 1988, Bayer Leverkusen, unter Trainer Erich Ribbeck heraus.

Die Altmärker hatten bis dato einen Cupserie der Ex-traklasse hingelegt. Von der ersten Partie im Landespokal am 18. November 1994 (7:0 bei Eintracht Salzwedel) bis zum Achtelfinalsieg gegen den Zweitbundesligisten Waldhof Mannheim (3. Oktober 1995) verging fast ein Jahr. Rechnet man die abgebrochene Partie gegen den VfL Wolfsburg dazu, dann waren das zehn Begegnungen. Erfolgreichste Stendaler Torschützen waren in dieser langen Serie Rainer Wiedemann (9), Markus Hoffmann (6), Marco Gebhardt (5) und Dirk Grempler (4).

Nach dem 4:1-Sieg im Landespokalfinale gegen Anhalt Dessau wurde die Erfolgsstrecke im DFB-Pokalwettbewerb fortgesetzt. Lok gegen Wolfsburg wurde wegen Dunkelheit abgebrochen beim Stande von 1:1 (Lok-Torschütze: Hoffmann). Im zweiten Match siegte Lok 44:3 nach Elfmeterschießen. Danach, beim 3:2 gegen Hertha BSC, mussten wieder ein Strafstoßschießen für die Entscheidung herhalten (Lok-Torschützen: Ronny Dau, Wiedemann, Hoffmann). Schließlich gab es auch im Achtelfinale nach 2:2 in der regulären Spielzeit (Tore: Hoffmann, Wiedemann) ein Elfmeterschießen. Auch das gestalteten die Altmärker zu ihren Gunsten, und zwar mit 7:6.

Der damalige Nationalspieler Jörg Heinrich (aus Rathenow stammend) zog das Viertelfinal-Glückslos für Lok, bescherte den Stendalern Bayer Leverkusen. Die Profis wussten zunächst nicht so recht, mit wem sie es da zu tun hatten. „Wo Stendal liegt? Bei Altmark, glaube ich“, so die erste Reaktion von Bayer-Coach Ribbeck. Dem Mann konnte geholfen werden. Ursula Michaelis, damals Geschäftsführerin der Tourismusverbandes Altmark, schickte ein Bündel Broschüren über Stendal und die Altmark in Richtung Bayer-Zentrale mit Manager Reiner Calmund.

Am letzten Oktobertag 1995 kam es zum Viertelfinalmatch am Stendaler Hölzchen. 12.000 Zuschauer drängten sich im proppevollen Stadion. 20.000 Karten mehr hätten noch verkauft werden können. Leverkusen kam mit einer Truppe gestandener Profis, darunter vielen aktuellen und ehemaligen Nationalspielern, unter anderem Bernd Schuster, Rudi Völler, Paulo Sergio, Lupescu. Lok-Trainer Klaus Urbanczyk musste da schon Beton anrühren, damit seine Mannschaft nicht mit wehenden Fahnen unterging. Beiden Mannschaften fiel es sehr schwer, in der Offensive Akzente zu setzten. Das Spiel war demzufolge von der Taktik geprägt. Nach 90 Minuten hieß es 0:0, 30 Minuten später stand es genau so.

Das Elfmeterschießen musste für die Entscheidung herhalten. In dem hatten die Profis schließlich mit 5:4 das Sagen. Ulf Stoppa, Stürmer des Bezirksklassenteams von Medizin Uchtspringe, meinte auf dem Heimweg vom Pokalmatch: „Ich bin völlig enttäuscht von Leverkusens Leistung. Die Mannschaft hat sich absolut nicht gut präsentiert.“ Das Match in Stendal war übrigens das letzte in der Karriere von Bernd Schuster. Bayer schied im Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund aus. In weiten Teilen Deutschland war Stendal durch das DFB-Viertelfinalpokalspiel gegen Leverkusen bekannt geworden. Schon das, darüber hinaus aber auch durch die Art und Weise, wie die Altmärker den haushohen Favoriten beikamen, imponierte den deutschen Fußballfans.