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Fußball Interview mit Schiedsrichter-Lehrwart Johannes Schipke "An einem Strang ziehen"

18.10.2014, 01:09

Landkreis l Anlässlich des in Kürze startenden Schiedsrichter-Lehrgangs unterhielt sich Bördesport-Volontär Sebastian Krause mit Schiedsrichter-Lehrwart Johannes Schipke.

Volksstimme: Herr Schipke, Sie engagieren sich sehr für die Aus- und Fortbildung der Schiedsrichter. Wieso sollte man sich für den Lehrgang anmelden?

Johannes Schipke: Aus persönlicher Erfahrung heraus weiß ich, dass die Schiedsrichterei ein hervorragendes Hobby ist. Leider haben wir, wie übrigens überall in Deutschland, akute Nachwuchs- und Personalsorgen. Deshalb ist es besonders wichtig, neue, junge und ehrgeizige Leute zu aktivieren.

Wie muss man sich diese Schulung vorstellen? Welche Inhalte werden besprochen?

Die Schulung wird sowohl über eine Online-Lernplattform, als auch mit vier Präsenzveranstaltungen stattfinden. Dabei werden zunächst alle Fußballregeln gelehrt, aber auch das Anfertigen eines Sonderberichtes, Videoschulungen und die Frage "Was gehört in eine Schiedsrichter-Tasche" stehen auf dem Programm. Natürlich versuchen wir immer so viel praktische Tipps und Übungen wie möglich einzubauen. Jeder neue Schiedsrichter soll vor seinem ersten Spiel schon mal eine Pfeife und eine Fahne in der Hand gehabt haben.

Wie werden solche Maßnahmen von den Aktiven angenommen?

Aktuell haben wir zehn Anmeldungen für den bevorstehenden Lehrgang, was leider gegenüber der Zahl der Schiedsrichter, die am Ende der Saison aufhören, viel zu wenig ist. Hier sind alle am Fußball Beteiligten gefordert, an einem Strang zu ziehen und sich für die Gewinnung von neuen Schiedsrichtern einzusetzen.

Als Schiedsrichter muss man viele unterschiedliche Anforderungen in kürzester Zeit bewältigen. Wie würden Sie diese beschreiben?

Die Anforderungen an einen Schiedsrichter sind in der Tat hoch - aber genau das macht dieses Hobby ja so spannend. Man setzt sich jedes Wochenende mit vielen verschiedenen Charakteren auseinander. Neben dem Geschehen auf dem Platz kommen viele weitere Dinge hinzu, die das Schiedsrichterleben ausmachen. Besonders hervorheben möchte ich die "Schiedsrichter-Familie", in der es großen Zusammenhalt und tolle Kamderadschaft, auch außerhalb des Platzes, gibt.

Auf welchem Niveau sehen Sie die Schiedsrichter im Landkreis Börde?

Auf einem Guten. Der Schiedsrichterausschuss um unseren Vorsitzenden Peter Bree leistet tolle Arbeit. So konnte das Leistungsniveau in den letzten Jahren erheblich gesteigert werden. Seit mehreren Jahren gibt es eine Fördergruppe für junge Talente, aus der wir in den letzten Jahren zahlreiche Schiedsrichter in den Landesmaßstab "entlassen" konnten. Mit Stefan Nowak, Benedict Ohrdorf und Benjamin Lanzki seien einige Talente genannt.

In welchen Bereichen ist das Schiedsrichterwesen aus Ihrer Sicht gut aufgestellt und wo gibt es Nachholbedarf?

Wir sind bemüht, uns immer weiterzuentwickeln, sowohl auf, als auch neben dem Platz. Die Förderungen und Weiterbildungen werden immer professioneller, auch bei der Fitness und der Regelsicherheit sind wir gut aufgestellt. Nachholebedarf haben wir tatsächlich bei der Gewinnung neuer Schiedsrichtern und bei der Erhaltung von aktiven Sportfreunden. Die Gründe hierfür sind jedoch sehr verschieden.

Als Schiedsrichter wird man oft mit Beschimpfungen konfrontiert. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Der Respekt ist aus meiner Sicht sowohl auf, als auch neben dem Platz gegeben. Mittlerweile hört man neben Beschimpfungen auch: "Ich weiß ja wie schwer ihr es habt" oder "Machen möchte ich euren Job aber nicht". So eine Aussage ist doch ein großes Kompliment für einen Schiedsrichter, oder? Ich denke, hier hat ein Umdenken stattgefunden. Jetzt gilt es, Interessierten vor allem die positiven Seiten dieser Aufgabe näher zu bringen.

Wie sehen Sie die Zukunft?

Ich bin positiv eingestellt. Bei all dem, was es für Probleme gibt und vor welchen Herausforderungen allein unsere Ansetzer bei der immer dünner werdenden Personaldecke stehen, denke ich, dass dieses Hobby durchaus seinen Reiz hat. Vereine und der KFV fördern Schiedsrichter mittlerweile in vielerlei Hinsicht. Man hat kostenlosen Eintritt zu allen Fußballspielen in Deutschland. Die Chancen für einen raschen Aufstieg sind günstig. Mit der entsprechenden Motivation kann man viel erreichen.