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Interview Halberstädter Irmgard und Gerald Eggert zu ihrem Start beim 10. Elsässer Wein-Marathon Hexe und Teufel im Laufschritt

28.06.2014, 01:16

Der "Marathon du Vignoble d`Alsace" ist ein Fest des Sports, des Vergnügens und Genusses. Hunderte Kostümierte laufen durch die Weinberge und probieren unterwegs von den guten Tropfen und Delikatessen der Region. Unter den "Wiederholungstätern" waren Irmgard und Gerald Eggert. Die Volksstimme unterhielt sich mit dem Halberstädter Ehepaar.

Volksstimme: Während von Irmgard Eggert ziemlich oft über ihre Erfolge auf Marathon- und Ultrastrecken zu lesen ist, hört man von den sportlichen Aktivitäten ihres Mannes eher selten etwas.

Gerald Eggert: Das stimmt, denn ich bin wirklich selten unterwegs. Dafür wähle ich aber mit Bedacht jedes Jahr mindestens einen größeren Lauf aus, auf den ich mich dann recht kurzfristig vorbereite. Als ich im März mit dem Training begann, lag übrigens eine achtmonatige Laufpause hinter mir.

Warum wurde dann wieder ein Marathon ausgewählt und keine kürzere Distanz?

Gerald Eggert: Entweder richtig oder gar nicht. Für den Weinmarathon im Elsass haben wir uns ein zweites Mal entschieden, weil er besondere Reize hat und uns nach dem gemeinsamen Start 2013 in allerbester Erinnerung geblieben ist.

Irmgard Eggert: Bei diesem Rennen geht es vordergründig um Spaß und Genuss. Allein durch die Kostümierung fühlt man sich wie beim Karneval. Aus dem Harz kommend, hatten wir uns wieder in Hexe und Teufel verwandelt. Genießen kann man an den Versorgungsstellen, denn dort gibt es nicht nur die übliche Verpflegung, sondern regionale Weine und Delikatessen.

Laufen und "saufen", wie geht denn das?

Gerald Eggert: Bestens, ich bin sogar ohne zu frühstücken an den Start gegangen. Nach 2,5 Kilometern gab es dann den ersten guten Tropfen zu verkosten. An zwölf Stationen wurde an dem Tag von Sylvaner über Weißburgunder bis hin zum Muskat gereicht, kurz vor dem Ziel sogar Sekt. Dazu gab es jeweils eine Spezialität, unter anderem Guglhupf, Flammkuchen, Sauerkraut, Pastete und Hering. Am Delikatessenstand mit dem vorzüglichen Münsterkäse und dem Gewürztraminer habe ich eine längere Genusspause eingelegt und zweimal "Nachschlag" geholt.

Irmgard Eggert: Selbstverständlich haben wir an dem sehr heißen Tag - es herrschten um die 30 Grad im Schatten, von dem in den Weinbergen nichts zu spüren war - auch die normalen Verpflegungsstände genutzt, wo es Wasser, Iso und Cola sowie Bananen, Orangen und Rosinen gab. Bei den Temperaturen muss man viel trinken. So mancher Becher Wasser wurde aber auch zur Abkühlung über Kopf und Rücken geschüttet. Dazu dienten auch die nassen Schwämme, die man uns regelmäßig entgegen streckte.

Wie war die Akzeptanz der Einheimischen an der Strecke?

Gerald Eggert: Einfach hervorragend. Der Veranstalter hatte eine Unmenge Helfer an der Strecke und den Ständen im Einsatz. Sie und die vielen Bewohner der Ortschaften sorgten für anhaltenden Applaus und hatten für jeden nette Worte parat. Ich freute mich immer, wenn es hieß "Bravo Jerald" oder "Jerald Courage", weil der Name unter der Startnummer stand. Das motivierte mich unwahrscheinlich.

Irmgard Eggert: In jedem Ort ertönte Livemusik. Blasmusiker, Jagdhornbläser und eine Trommelcombo unterhielten den bunten Haufen. Mehrere Rockbands animierten zum Tanzen. Da musste man einfach abrocken. Nirgends kam der Spaß zu kurz.

Im Kostüm bei Hitze unterwegs, dazu Wein, Delikatessen und ab und zu ein Tänzchen - wielange dauert denn bei so vielen "Extras" ein Marathon?

Gerald Eggert: Etwas länger. Bestzeiten sind unter solchen Bedingungen sowieso nicht möglich. Darum geht es 90 Prozent der Aktiven ohnehin nicht. Dabeisein und jede Menge Spaß haben steht im Vordergrund. Bis Kilometer 30 sind wir gemeinsam gelaufen, dann habe ich meine Frau vorgeschickt. Als ich nach 5:07:28 Stunden den roten Teppich passierte, erwartete sie mich im Ziel. Ich war stolz und glücklich, es geschafft zu haben. Immerhin liefen nach mir als Gelegenheitsläufer noch 244 der insgesamt 758 Marathonis über die Zielgerade.

Irmgard Eggert: Normalerweise liegen meine Marathoneinlaufzeiten nicht bei 4:50:59 Stunden. Doch unter den "erschwerten" Bedingungen freue ich mich über das Ergebnis und den dritten Platz in der Altersklasse genauso wie mein Mann über seine Leistung. Damit muss er sich nicht verstecken. Zudem waren wir beide rund eine halbe Stunde schneller als im Vorjahr.

Gibt es weitere Laufpläne in diesem Jahr ?

Irmgard Eggert: Sicher. Unter anderem starte ich Ende Juni erneut beim Thüringen-Ultra und wie in den Jahren zuvor im Oktober beim Brockenmarathon. Davor wollen wir noch einen weiteren gemeinsamen Marathon in Angriff nehmen.

Gerald Eggert: Dazu möchte ich mich aber erst danach äußern. Denn während das Rennen im Elsass absoluter Spaß war, ist dieser Lauf sehr ernst zu nehmen. Ich denke, für mich wird es die größte läuferische Herausforderung in meinem Leben werden. Und ich will alles daran setzen, sie zu meistern.