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Fußball Volksstimme-Interview mit Florian Trabandt vom SV Olympia Schlanstedt "Die Derbys werden mir fehlen"

16.05.2015, 01:19

Schon seit einigen Tagen steht das Fußballteam des SV Olympia Schlanstedt als Absteiger aus der Landesklasse fest. Warum die Mannschaft auch drei Spieltage vor Saisonende noch immer auf den ersten Sieg wartet und wie es für ihn persönlich weitergeht, beantwortet SVO-Offensivspieler Florian Trabandt im Gespräch mit Volksstimme-Redakteur Florian Bortfeldt.

Volksstimme: Herr Trabandt, Sie haben sich vor mehr als einem halben Jahr im Derby gegen Germania Wulferstedt schwer verletzt. Was genau ist damals passiert?

Florian Trabandt: Es war im Oktober, als sowohl Wulferstedts Torhüter Philipp Beisch und ich zum Ball gingen und unglücklich zusammengeprallt sind. Dabei habe ich mir eine schwere Fraktur im linken Wadenbein zugezogen mit der ich heute noch etwas zu kämpfen habe. Seit Anfang März trainiere ich wieder aktiv mit und habe bis dato drei Spiele absolviert.

Das war mit eine der entscheidenden Schwächungen Ihres Teams. Seither hatten Sie viel Zeit, das Geschehen von außen zu beobachten. Wie geht man damit um, den Abstieg quasi Woche für Woche passiv mitzuverfolgen?

Es tut schon weh, erst recht, wenn man sieht, wie unglücklich wir zum Teil da stehen und man als eine der Säulen im Team nichts machen kann. Anfangs dachten wir, es wird eine Saison wie vor zwei Jahren und wir müssen uns erst wieder finden, aber umso mehr Spiele wir absolvierten trat langsam die Ratlosigkeit ein. Wir haben uns den A... aufgerissen, aber es kam nichts Zählbares heraus. Es gab Spiele, da waren wir die bessere Mannschaft - der Ball wollte jedoch nicht ins Tor gehen.

Es gab zwei Trainerwechsel in den letzten zwei Jahren. Ist das auch ein Grund?

Komischerweise lief es im ersten Jahr mit den neuen Trainern immer sehr gut, sowohl bei Rico Trapp, als auch bei Uwe Wilhelm. Klar kann man im Nachhinein sagen, dass durch den ständigen Trainerwechsel auch ein bisschen Unruhe rein kam, aber beide sind gute Trainer und darum denke ich, dass sie es nicht verdient haben, wenn man die aktuelle Situation auf die Trainersituation schiebt. Man darf auch nicht vergessen, dass ein Trainerwechsel für Spieler, die aus der zweiten Mannschaft kommen oder nicht so oft gespielt haben, eine Motivation ist, um sich einen Stammplatz zu erarbeiten.

Was sind Ihrer Meinung nach die konkreten Ursachen und Gründe für diese negative Entwicklung?

Zunächst sind wir Spieler schuld, dass die Saison so verlief, sowohl von der Einstellung als auch von der Trainingsbeteiligung. Desweiteren ist die ständige personelle Anspannung ein Problem. Wenn man auf unsere Aufstellungen schaut, gibt es vielleicht drei, vier Partien, bei denen die gleiche Elf auflief. Gründe dafür sind wiederum die vielen dummen Platzverweise, die wir bekamen. Das beste Beispiel ist da das Duell gegen Wulferstedt. Bevor ich verletzungsbedingt den Platz verlassen musste stand es 1:1 - wir haben eine ordentliche Partie gespielt. Durch zwei dumme Aktionen standen wir nur noch mit neun Mann auf dem Platz, was für Wulferstedt in Sachen Punkte eine reine Formsache war. Wir hatten viele Langzeitverletzte, die gleichzeitig das Grundgerüst der Mannschaft bildeten. Wenn vom Stamm zwei, drei Leute ausfallen, kann man das schwer kompensieren. Nachdem Stefan Hlady seinen Rücktritt bekannt gab, hätten man versuchen müssen, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Jemanden, der wie er ein Team von hinten führen kann. Leider war das nicht der Fall und haben wir mit einer komplett neuen Viererkette agiert, was sich mit der sehr hohen Anzahl an Gegentoren bemerkbar gemacht hat.

Könnte auch ein gestörtes Klima innerhalb der Mannschaft ursächlich gewesen sein?

Ich war in den letzten Wochen nicht so oft in der Kabine um dies zu beurteilen. Aber die Jungs haben alle einen klasse Charakter und integrieren sich so gut es geht, darum gehe ich davon aus, dass das Klima im Team stimmt. Natürlich gib es bei der aktuellen Situation auch mal kleinere Konfrontationen, aber ich denke das ist vollkommen normal.

Trotzdem: Dass eine so spielstarke Mannschaft, wie es der SVO in den letzten Jahren war, so viele Gegentore bekommt und bisher nur zwei Punkte hat, wirft viele Fragen auf...

Wer dachte, die Serie 2014/15 wird ein Selbstläufer wie die Saison zuvor, der hat sich geirrt. Man kann die Leistung auf dem Platz nur durch eine gute Trainingsbeteiligung holen, indem man neue Sachen versucht und sich sowohl taktisch als auch fußballerisch verbessert.

Da ich in Bernburg wohne, trainiere ich regelmäßig beim SV Schwarz-Gelb mit und wenn ich die Beteiligung mit unserer Vergleiche, sind das gewaltige Unterschiede, die sich in der Tabelle letztlich deutlich bemerkbar machen.

Wie geht man damit um, von der Landesklasse, wo der SVO viele Jahre das Geschehen mitbestimmt hat, nun in die Harzoberliga abzusteigen?

In der Harzoberliga sind viele ehemalige Mannschaften der Landesklasse III, die es nach dem sportlichen Abstieg nicht wieder geschafft haben, hoch zu kommen. Deshalb denke ich, dass es eine gute und attraktive Liga ist. Wir dürfen jetzt auf keinen Fall den Fehler machen und diese Mannschaften unterschätzen.

Natürlich wird es eine große Umstellung. Mir persönlich werden die Derbys gegen Wulferstedt und Hötensleben besonders fehlen.

Zum Abstieg kommen noch die blanken Zahlen dazu. Aller Voraussicht nach kassiert der SV Olympia mehr als 100 Gegentore und geht ohne Sieg aus der Saison? Wie frustrierend ist das?

Es ist ein Sch...gefühl. Zwischenzeitlich hab ich an meinen und den fußballerischen Qualitäten meiner Mannschaftskameraden gezweifelt. Am meisten schmerzen die zwei Punkte auf dem Konto. Sportlich gesehen ist unsere bisherige Ausbeute mit Abstand die schlechteste in der Landesklasse seit Jahren. Wie jeder Einzelne das verkraften wird und wie lange es braucht, dass das Selbstbewusstsein wieder zurückkommt, werden wir sehen.

Bricht das Team nach dieser Spielserie komplett auseinander, gibt es so etwas wie einen Neuanfang?

Natürlich wollen wir es schaffen, nächste Saison wiederaufzusteigen. Olympia Schlanstedt gehört mit seinen Bedingungen nicht in die Harzoberliga, aber es muss sich einiges im Verein ändern. Ich glaube, dass wir mit dem neuen Vorstand den richtigen Weg eingeschlagen haben. Der Verein versucht momentan alles, um einen neuen Trainer und neue Spieler zu verpflichten. Dies ist in der jetzigen Situation verständlicherweise alles andere als einfach. Ich denke nicht, dass die Mannschaft komplett auseinander bricht. Klar werden einige Spieler den SVO verlassen, aber ich hoffe, dass das Grundgerüst bleibt und wir die jungen Fußballer erfolgreich in das Team binden können.

Wenn Sie "wir" sagen, bedeutet das, dass Sie in Schlanstedt bleiben?

Ich fühle mich hier sehr wohl und genieße das Vereinsleben sehr. Wie gesagt studiere ich aber in Bernburg Landwirtschaft und trainiere somit nicht regelmäßig mit der Mannschaft. Irgendwann kann es passieren, wenn immer man nur zum Punktspiel kommt, dass man der taktische Umsetzung nicht folgen kann. Das könnte ein Problem werden. So wirklich Gedanken habe ich mir aber noch keine gemacht, ob ich wechseln werde oder nicht, auch wenn sich in letzter Zeit einige Vereine gemeldet haben. Ich kann mir gut vorstellen mit Olympia in der Kreisoberliga zu spielen!

Falls das von Ihnen beschriebene Gerüst erhalten bleibt, was ist nächstes Jahr in Schlanstedt möglich?

Wenn alle "Säulen" bleiben, gehe ich davon aus, dass man oben mitspielen wird, aber die Zielsetzung kann man erst nach der ersten Trainingseinheit festlegen, wenn man sieht, wer letztendlich auf dem Platz steht und wer nicht.