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Laufsport Zielsprint entscheidet nach 169 Kilometern

Beim Rennsteig-Staffellauf hat eine Harzer Mannschaft nach einem spannenden Kampf den Bronzerang geholt.

Von Ingolf Geßler 28.06.2017, 08:00

Wernigerode l Spannender hätte das Debüt einer Harzer Mannschaft beim Rennsteig-Staffellauf kaum verlaufen können. Im Schlussspurt der 169 Kilometer langen Strecke über den Rennsteig erkämpfte Enrico Dietrich bei diesem prestigeträchtigen Lauf den Bronzerang.

Ein Tatort am Sonntagabend im Ersten ist nichts im Vergleich zu dem Krimi, den die Harzer Teufel bei ihrer ersten Teilnahme am Rennsteig-Staffellauf abgeliefert haben. Nach 169 Kilometern lieferte sich Enrico Dietrich mit Marius Faber von den zwischenzeitlich klar führenden X-Runners ein packendes Finish, in dem der Germania-Läufer den Harzer Teufeln einen umjubelten dritten Platz sicherte. Doch der Reihe nach.

Punkt 6 Uhr morgens nahm Startläufer Matthias Göbel mit einem Kieselstein, der in diesem Lauf als Staffelstab übergeben wird, das Rennen auf. „Ich bin überhaupt nicht in den Lauf reingekommen, so erging es auch anderen Läufern unserer Staffel. Ich weiß nicht, ob es am Hochdruck-Einfluss lag. Es ging überhaupt nichts, ich habe gedacht, ich muss schon früh ausssteigen“, so Göbel, einer der Hauptinitiatoren der Harzer Teufel. Doch der Läufer vom NSV Wernigerode biss sich wie alle seine Staffelkameraden durch, „ich war total platt und habe mich zum ersten Mal überhaupt im Ziel hingelegt“.

Als Achter der insgesamt 150 Männerstaffeln – dazu kamen 69 Mixed- und 14 Frauenteams – übergab er den Stein an Danilo Reiche. Der Halberstädter lief die Harzer Teufel als Drittbester seiner Etappe auf Rang drei nach vorn, die beiden NSV-Läufer Fabian Stagge und Felix Fleischer behaupteten mit ebenso starken Vorstellungen den Bronzerang. Der Abstand zu den X-Runners, zu dieser Zeit noch Spitzenreiter, betrug bereits 8:32 Minuten.

Thomas Hedderich (Hüttenröder Skiverein) musste auf der fünften Etappe trotz einer ebenso starken Leistung „Günters Männer“, ein mit Top-Wintersportlern wie Thomas Bing besetztes Team, passieren lassen. Doch auf der Königs­etappe war Thomas Kühlmann nicht zu halten. „Schon zur Hälfte seiner 20 Kilometer hatte er sechs Minuten auf Christopher Weigel aufgeholt, und der war immerhin Sechster des diesjährigen Rennsteiglaufes“, berichtet Matthias Göbel. Am Grenzadler in Oberhof wechselte der Berg­laufspezialist vom NSV Wernigerode als Zweiter der Gesamtwertung – die Spannung, allen voran in der WhatsApp-Gruppe der Freunde, Familien und Trainingskameraden, erreichte ihren Höhepunkt.

Danach büßten die Harzer aber etwas ein. Trotz guter Leistungen von Matthias Formella (Germania Halberstadt) und Guido Cabak (NSV Wernigerode) enteilten die ersten drei Teams, die „in diesem Jahr ganz stark besetzt waren“, so Göbel. Der Rückstand zu den X-Runners an der Spitze betrug 16:30 min, zum Bronzerang 6:26 min.

Doch dann passierte der führenden Staffel ein Malleur, die X-Runners verliefen sich und büßten über 20 Minuten auf den neuen Spitzenreiter und späteren Sieger, Rennsteiglaufverein/USV Erfurt ein. „Thomas Häusler ist die Strecke bestimmt schon zehnmal gelaufen, solche Geschichten schreibt wohl wirklich nur eine Staffel“, berichtet Matthias Göbel. Die Harzer Teufel kämpften sich mit einem starken Gaststarter Martin Butzlaff bis auf eine Minute an Platz drei heran. Und wie im Vorfeld etwas scherzhaft prognostiziert, waren es am Ende wirklich die Sprintqualitäten von Enrico Dietrich, die den Harzer Teufeln nach 169 Kilometern und einer Laufzeit 11:33:03 Stunden den umjubelten Bronzerang brachten. Trainer Matthias Formella hatte seinen Schützling vor dem Start nochmal zur Seite genommen, Dietrich setzte die Taktik hervorragend um.

„Es war ein super Team, alle haben ihr Bestes gegeben. Auch wenn es mal nicht so lief und der dritte Platz zeitweise schon außer Reichweite schien, haben wir uns gegenseitig aufgebaut. Auch Marcel Holland und Ronald Brachmann hatten als Radbegleitung maßgeblichen Anteil am tollen Ergebnis, sie haben die Läufer immer wieder gepuscht. Und als beide den Großen Inselsberg umfahren wollten und sich kurz verfuhren, übernahm Thomas Hedderich die Radbegleitung“, zeigte sich Matthias Göbel begeistert vom Teamgeist. Zur Belohnung gab es im Ziel in Hörschel den obligatorischen Sprung in die Werra, in die traditionell auch der „Staffelstein“ geworfen wurde.