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Ringen Training beim Bundestrainer als Zugabe

Einen tollen Erfolg haben die Ringer vom WSV Rot-Weiß beim Internationalen Brandenburg-Cup der Kadetten gefeiert.

Von Ingolf Geßler 12.05.2017, 09:01

Wernigerode/Luckenwalde l Mokhmad Dadaev gewann Bronze. Sein Bruder Isa scheiterte in der K.o.-Runde am späteren Turniersieger aus Ungarn. Mit zwei Landesmeistertiteln und einem herausragenden Turniersieg in seiner Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm bei den Mitteldeutschen Meisterschaften ging insbesondere Mokhmad Dadaev für den Ringerverband Sachsen-Anhalt als ernstzunehmender Anwärter auf eine vordere Platzierung in diesen internationalen Wettkampf. Sogar der Deutsche Ringerbund (DRB) präsentierte sich bei dem hocklassigen Konkurrenz mit seiner Nationalauswahl.

Seinen ersten Kampf gegen Norman Heisig vom Thüringer Ringerverband gewann der Wernigeröder Ringer bereits in der ersten Runde durch technische Überlegenheit (TÜ) bei einem Punktestand von 10:0. Im zweiten Kampf traf Mokhmad Dadaev auf den vom DRB aufgestellten und frisch gekürten Deutschen Meister in der A-Ju­gend, Joshua Morodion. Für viele unerwartet, entschied der WSV-Ringer auch diesen Kampf vorzeitig zu seinen Gunsten, indem er Morodion durch Technische Überlegenheit mit 12:1-Punkten bezwang.

Im dritten Kampf musste sich Mokhmad Dadaev dem ebenfalls für den DRB startenden Tino Rettinger, amtierender Deutscher Meister bei den Junioren, stellen. Rettinger hatte bereits zwei Vorkämpfe an diesem Tag souverän für sich entschieden. Inzwischen war der Top-Favorit des DRB jedoch vorgewarnt. Entsprechend vorsichtig näherte er sich, begleitet vom Hessischen Landestrainer Jens Gündling und Bundestrainer Jürgen Scheibe, dem noch relativ unbekannten Ringer des Wernigeröder SV. Der Kampf ging über die volle Länge von zwei Runden und blieb lange Zeit offen. Auch wenn Rettinger die meiste Zeit mit einem kleinen Vorsprung führte, gelang es Dadaev immer wieder, sich heranzukämpfen. Zehn Sekunden vor Schluss führte Rettinger mit 8:7-Punkten. Ein letztes Mal griff der Sportler des Wernigeröder SV an. Rettinger konnte ausweichen und konterte im selben Moment. Am Ende unterlag Dadaev nach spannendem Kampf knapp mit 7:10.

Damit blieb für den Wernige­röder Ringer „nur“ das kleine Finale um Bronze. Hier besiegte Mokhmad Dadaev mit einer souveränen Vorstellung den Litauer Ugnius Simanauskis vorzeitig durch Technische Überlegenheit mit 18:7-Punkten. Im Anschluss bezwang Tino Rettinger seinen Finalgegner mit 6:0-Punkten und sicherte sich den Turniersieg. Mit großem Stolz stellte Trainer Leutelt fest, dass Mokhmad Dadaev mit seinem dritten Platz der erfolgreichste Teilnehmer der zum Turnier unter Landestrainer Bernd Radschunat angereisten Auswahl Sachsen-Anhalts war.

Als Auszeichnung folgte der WSV-Ringer einer Einladung zum anschließenden Trainingslager in Luckenwalde unter der Leitung des Bundestrainers Jürgen Scheibe – eine gute Gelegenheit, den Turniersieger Tino Rettinger noch einmal auf die Matte zu bitten.

Sein Bruder Isa Dadaev erwischte bei den Kadetten bis 58 kg im K.o.-Modus ein ganz schweres Los. Er unterlag dem herausragenden Karoly Kiss, der sich mit 10:0-Punkten durch Technische Überlegenheit durchsetzte. Mit dem gleichen Ergebnis entschied der Ungarische Meister auch alle weiteren Kämpfe für sich und wurde überlegener Turniersieger. In der Hoffnungsrunde um Bronze musste sich Isa Dadaev dann Erik Schwerter (ARGE Baden-Württemberg) auf Schultern geschlagen geben.

Bereits im Vorfeld hatten die Ringerabteilung des Wernige­röder SV Rot-Weiß mit den sportlichen Erfolgen ihrer drei aus Tschetschenien stammenden Nachwuchsathleten für Schlagzeilen gesorgt. Die drei Flüchtlingskinder, die seit Juli 2016 in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt (ZASt) untergebracht sind, haben in der Trainingsgruppe von Rolf Leutelt Anschluss gefunden und zählen hier zu den aktivsten Ringern.

Auch wenn die Integration im Sportverein vor allem aufgrund des vorbildlichen Engagements Leutelts problemlos verläuft, so ist die Teilnahme der drei aus Tschetschenien stammenden Brüder auch mit finanziellen Hürden verbunden, die nicht nur den Verein herausfordern, sondern auch die Flüchtlingsfamilien selbst. Mit Hilfe der Wernigeröder Hospitälerstiftung und des Wernigeröder Sportvereins wurde somit seit Beginn des Jahres 2017 eine Möglichkeit geschaffen, die anfallenden Kosten für die wöchentlichen Trainingsfahrten mit dem HEX zwischen Halberstadt und Wernigerode zu übernehmen.

Eine wichtige Voraussetzung, solange sich die drei tschetschenischen Brüder mit ihrer Mutter in der ZASt aufhalten und ausschließlich Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Bedauerlicherweise besteht für Flüchtlingskinder während ihres Aufenthaltes in der ZASt Halberstadt kein reguläres Schulangebot. Entsetzt stellte Trainer Rolf Leutelt fest, dass seine drei Ringer im Alter zwischen 12 und 16 Jahren seit nunmehr fast zehn Monaten in Halberstadt keine Schule mehr besucht haben. Umso wichtiger ist die Integrationsarbeit im Sportverein, wenn es darum geht, durch sinnvolle Beschäftigungsangebote Kinder und Jugendliche in vertrauensvolle soziale Netzwerke unterzubringe­n.

Mit der sportlichen Bilanz der drei tschetschenischen Ringer im Wernigeröder SV ist Trainer Leutelt mehr als zufrieden. So holten die drei Brüder bereits mehrere Titel bei den Landesmeisterschaften in Stendal, bei den mitteldeutschen Meisterschaften in Luckenwalde und beim Kyffhäuser-Pokal-Turnier in Artern.

Ein Dankeschön im Zusammenhang mit dem Brandenburg-Cup geht auch an die Sponsoren Lars Ahlsleben von der Wernigeröder Shell Tankstelle und Ullrich Labesehr von der Autowerkstatt „Brockenblick“, die insbesondere die Teilnahme der Wernigeröder Ringer am Brandenburg-Cup ermöglichten.