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Fußball Die Zweifler motivieren zusätzlich

Nach der Trennung von Roland Zahn präsentiert der SV Seehausen zur Winterpause 2016/17 mit Patrick Horn einen neuen Trainer.

Von Stefanie Brandt 30.12.2016, 00:01

Für den 37-Jährigen ist die Aufgabe beim Landesklasse-Vertreter die erste Station im Herrenbereich. Sportredakteurin Stefanie Brandt unterhielt sich mit ihm über seinen Werdegang, die Entscheidung, das Amt in Seehausen zu übernehmen, und künftige Ziele.

Volksstimme: Herr Horn, Sie haben sich in den letzten Jahren als erfolgreicher Nachwuchscoach einen Namen im Land gemacht. Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie eine Trainerlaufbahn eingeschlagen haben?

Patrick Horn: Irgendwann im Jahr 2005 kam mein damaliger Schwiegervater zu mir und sagte, du musst mit deinen Jungen was machen. Daraufhin fing ich als Trainer mit Fünfjährigen aus dem Kindergarten an zu trainieren und merkte schnell, dass mich dieses Hobby bewegt und mir unheimlich Spaß macht. Ich konnte nicht verlieren und hatte dabei die Kids schnell auf meiner Seite.

Gibt es einen anderen Trainer, der Sie geprägt hat oder ein Vorbild ist?

Da gibt es mehrere, die ich auf ihre Art und Weise gut finde. Seit vielen Jahren bin ich großer Fan von Christian Streich, Trainer des SC Freiburg. Er arbeitet gradlinig mit jungen, talentierten Spielern, ohne großes Geld und lässt dabei guten Fußball spielen. Zudem verkörpert er hundertprozentigen Einsatz und ist dabei auch menschlich ein riesen Vorbild. Er lässt sich nicht verbiegen, sagt frei zur Politik, zu Trainern und Schiedsrichtern immer fair seine persönliche Meinung. Hätten wir im Sport oder unter den Trainern mehr von seiner Sorte, so würde das dem Sport und den Menschen sehr gut tun. Ein guter Trainer muss persönlich seinen Weg gehen. Leider wirst du meist nur an dem kurzfristigen Erfolg gemessen.

Bei den Kindern und Jugendlichen, die Sie trainiert haben, war die Rollenverteilung ja schon aufgrund des Altersunterschiedes klar. Im Herrenbereich sind Sie nun ein recht junger Trainer. Wie verdient man sich da den nötigen Respekt?

Vom Alter her sehe ich überhaupt keine Probleme. Erst recht, wenn jeder weiß, wozu er da ist. Sportlich darfst du nie jemanden unterschätzen, ich habe vor jedem Gegner Respekt, doch so etwas muss man sich auch mit der Zeit erarbeiten. Viele Menschen sehen dich nur am Spieltag auf dem Platz. Doch in der Kabine oder im persönlichen Kontakt – da muss sich Respekt entwickeln. Persönlich dürfen mich meine Spieler mit meinen Vornamen ansprechen, denn Respekt liegt in der Erziehung eines jeden einzelnen. Es ist ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg des Teams. Wenn ein Verein, beziehungsweise der Trainer, Ziele hat, ist es wichtig, fair, gradlinig, menschlich und intern zusammenzuarbeiten. Nach außen nehme ich meine Spieler immer in Schutz, doch intern sollte jeder von ihnen wissen, was der Verein beziehungsweise ich als Trainer will. Ich habe ein Team im B-Jugend-Alter, also 16- bis 17-Jährige, trainiert und geführt. Da kamen auch Ausreden, Probleme und so weiter, die ich als aktiver Spieler so nicht kannte. Doch wenn die Chemie stimmt, bekommt man alles gemeinschaftlich hin.

Welche Philosophie vertreten Sie als Trainer?

Ich denke immer als erstes an das Team und stelle mich dabei auch gern hinten an. Sollten Spieler zu unrecht kritisiert werden, stelle ich mich aber auch vor jeden meiner Spieler. Über die Jahre weiß ich, dass du als Team, wenn es intakt ist, Berge versetzen kannst. Doch jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Gute Stimmung ist hierbei wichtig, aber ein Training muss ernsthaft geführt werden, sonst lernt man nichts hinzu. Auf dem Platz fordere ich immer 100 Prozent und mehr. Sportlich und auf die Taktik bezogen gesehen, sage ich seit Jahren: Du kannst kein Defensiv-System spielen, wenn du nur Stürmer hast, und du kannst mit defensiven Spielern kein offensives System spielen. Die Mischung macht es. Dabei zählen Wille, Qualität und vor allem der Charakter.

Nach einigen Jahren im Nachwuchsbereich wechseln Sie nun zum SV Seehausen, um die erste Herrenmannschaft zu trainieren. Wie kam der Kontakt zustande?

Der Kontakt entstand schon vor zwei bis drei Jahren, als der Verein mich für eine Position als Nachwuchsleiter ansprach. Damals lehnte ich ab. Aber vor anderthalb Jahren wurde ich wieder gefragt, ob ich mir eine Position vorstellen könne. Doch ich wollte mich voll auf meine damalige B-Jugend konzentrieren und es fehlte mir an nichts. Im September 2016, als ich praktisch ohne Verein war, kam ein Anruf, ob wir mal miteinander reden könnten. Zwar betreute ich als sportlicher Leiter immer noch die A-Jugend des SV Blau-Weiß Empor Wanzleben, doch hatte ich schon vor, aktiv als Trainer im Herrenbereich zu fungieren. Es gab auch einige Anfragen anderer Teams aus der Börde, dem Magdeburger Raum und aus dem Salzlandkreis, als Trainer oder Co-Trainer zu fungieren und höherklassig zu coachen. Doch schon das erste Gespräch mit René Cunaeus und Alexander Schröder im September diesen Jahres begeisterte mich. Der Verein zeigte ernsthaftes Interesse und da es nur um meine Person ging, einigten wir uns auf ein weiteres Gespräch. Dann war schnell klar, dass ich die Trainerposition zum 1. Juli 2017 übernehme. Lange hielten wir dies aus Gründen der sportlichen Fairness geheim. Doch dann fragte mich der Verein, ob ich auch schon zum 1. Januar 2017 zur Verfügung stehe. Ich gab dem Verein dann auch schnell dafür die Zusage und freue mich auf die Aufgabe.

Was konkret sprach für den SV Seehausen?

In den Gesprächen merkte ich schnell, dass der Verein – von der Führung durch erfahrene Personen, bis zu einem sportlichen Kader – gut aufgestellt ist. Man gibt mir das Vertrauen, als einer der jüngeren Trainer erfolgreich mit dem Team zu arbeiten. Die Anlage mit zwei guten Rasenplätzen und Flutlicht macht für die Trainingsarbeit vieles möglich. Mir war es wichtig, in Ruhe und unter optimalen Voraussetzungen zu arbeiten, um dann auch in Ruhe den sportlichen Zielen nachzugehen. Der Verein plant sehr realistisch und hat keine Wahnvorstellungen, was die Zukunft angeht.

Im Umfeld gab es schon länger Gerüchte über Ihren Wechsel. Wie stehen Sie dazu?

Was von außen an mich über den Verein herangetragen wurde, interessiert mich überhaupt nicht. Auch Neid muss man sich erarbeiten. Ich selbst kann bestätigen, dass der Verein sehr solide und im Rahmen der Landesklasse optimal arbeitet. Ich weiß auch, dass der Verein sich von mehreren Menschen anhören musste: Was wollt ihr mit so einem jungen Trainer? Wollt ihr sportlich runter fahren? Ich kann dazu nur sagen, jeder kann gern seine Meinung haben. Doch es ist für mich eher Motivation, als dass ich die Aufgabe ängstlich sehe. Persönlich würde ich mich freuen, wenn es mir mit dem Team sowie dem Verein gelingt, den einen oder anderen Fan durch ehrliche Arbeit auf den Sportplatz zu locken.

Mit welcher Zielstellung gehen Sie das erste halbe Jahr beim SVS an?

Es wird keine einfache Aufgabe. Doch wir werden sehen, wie schnell wir es schaffen, uns mit der nötigen Ruhe auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es wird wichtig sein, schnell als absolute Einheit die weiteren Schritte zu gehen. Der SVS hat in der Rückrunde zehn Auswärts- und nur sieben Heimspiele, es gibt mit Gelben Karten vorbelastete Spieler und man muss den einen oder anderen Abgang erstmal kompensieren. Wir hoffen, dass der eine oder andere Langzeitverletzte sich wieder an das Team herankämpft. Also werde ich persönlich definitiv eines nicht machen: Die Aufgabe zu locker angehen! Für einen Trainer gibt es sicherlich einfachere Starts, aber das gehört zum Geschäft. Auf lange Sicht will der Verein sportlich eine gute Rolle in der Landesklasse spielen. Mit dem jungen Kader und einem optimalen Entwicklungsprozess ist mit diesem Team viel möglich.

Sie sprachen Abgänge in der Winterpause an. Welche Veränderungen wird es geben?

Marc Hübner wechselt zum Oscherslebener SC, Christopher Kessler zu Germania Wolfenbüttel. Als Neuzugang steht Lukas Hoppe von der A-Jugend des SV Blau-Weiß Empor Wanzleben fest. Er ist ein sehr guter Fußballer, der viele Positionen perfekt spielen kann und so den ersten Schritt in die Männer machen kann.