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"Bronze ist das Optimum"

28.07.2015, 16:24

Der TSV Rot-Weiß Zerbst hat in der vergangenen Saison den dritten Platz in der Landesklasse geschafft - und muss nun Abschied nehmen.

Die Zerbster Landesklasse-Kicker vom TSV Rot-Weiß schlossen die Serie in der Staffel 2 mit dem Bronzerang ab. Volksstimme-Redakteurin Simone Zander sprach mit dem scheidenden Trainer Torsten Marks über die abgelaufene Serie.

Volksstimme: Ihr Team sicherte zum Saisonende noch den Bronzerang. Wie beurteilen Sie diese Platzierung?

Torsten Marks: Es war das Optimum, das wir noch rausholen konnten. Wenn man sieht, wie die Saison verlaufen ist, bin ich absolut zufrieden. Wir hatten gerade anfangs wegen der kurzen Vorbereitungsphase so einige Probleme. Wir sind ja erst ab September so richtig in Fahrt gekommen, hatten bis dahin noch nicht die richtige Formation gefunden. Dass wir noch Dritter geworden sind und dass wir vor Nedlitz geblieben sind, war gut für die Moral.

In der Hin- und Rückrunde war Ihr Team stabil, stand auf Platz vier bzw. drei. Können Sie dazu etwas sagen?

Ich hatte eigentlich nach der guten Vorbereitung vor der Rückrunde gedacht, dass wir das Feuer aus den Testspielen mitnehmen können, was ja auch im ersten Spiel gegen Arminia mit dem 5:0 sehr gut geklappt hatte. Nach den Spielen bei Medizin, was wir 1:2 verloren hatten und dem 0:3 in Olvenstedt sind dann die Hoffnungen schon geschwunden, dass wir oben noch ein Wörtchen mitreden können.

War die Niederlage in Olvenstedt ein kleiner Genickbruch?

Das kann man so sagen, denn der Abstand zur Spitze war schon sehr groß. Man gibt zwar nie auf, aber es war schon ein kleiner Knackpunkt. Wir mussten uns erstmal schütteln. Aber wir haben dann eine sehr gute Serie gestartet und kein Spiel mehr verloren. Das zeigt die gute Moral.

Ihr Team ist enorm heimstark. Kein Spiel wurde daheim verloren. Woran liegt das?

Es ist jetzt schon mehrere Jahre so, dass wir zu Hause eine Macht sind. Woher das kommt, kann ich auch nicht so richtig erklären. Auswärts haben wir oft gedacht, dass der Gegner schon etwas machen muss und haben uns ab und zu überraschen lassen. So wie in Neuenhofe. Da hatten wir zwar das Spiel gemacht, uns aber permanent auskontern lassen. Zu Haue haben wir die richtige Balance gefunden. Da wussten wir von Beginn an, dass wir das Spiel machen müssen.

In der Fairness-Tabelle steht Ihr Team auf Rang vier. War Ihre Mannschaft zu brav?

Überhaupt nicht. Ich fand meine Mannschaft in den Momenten, wo es erforderlich war, sehr robust. Wenn es das Spiel braucht, muss taktisch auch mal gefoult und eine Karte in Kauf genommen werden. Um Erfolg zu haben, stellt man diese Fairness auch mal in den Hintergrund. Wir waren in vielen Spielen klar überlegen, so dass es einfach nicht nötig war, Foul zu spielen. Es war klar zu sehen, dass die Mannschaft an Reife gewonnen hat und cleverer gespielt hatte. Eigentlich hätten wir noch besser dagestanden, wenn Peter (Anders - d. Red.) und ich in Neuenhofe nicht vom Platz geflogen wären. Das war aber auch eine Sache, die unnötig hochgebauscht wurde. Im Nachhinein kann ich darüber nur schmunzeln.

Drei Torschützen sind unter den Top 20, ansonsten haben viele Spieler getroffen. Wie beurteilen Sie Ihren Angriff?

Es ist wunderschön, dass nicht nur diese Drei, sondern die Mannschaft in einer großen Breite Tore erzielte. Denn nur so sind wir für die Gegner schwer auszurechnen. Wenn man nur zwei Torschützen hat, wie beispielsweise Olvenstedt, kann sich der Gegner ganz leicht darauf einstellen. Wenn es, wie bei uns, acht oder neun Torschützen sind, ist es schwer, darauf zu reagieren. Da haben wir sehr gut gearbeitet, obwohl immer noch viel Luft nach oben ist.

Ihr neues System, Viererkette, hat gut funktioniert. Nur 42 Gegentore ist ein Topwert in der Liga. Wie fällt Ihr Urteil aus?

Wir hatten natürlich eine Findungsphase. Dennoch war es am Ende sehr stabil. Wir hatten mit Flori Sens und Marcel Gieseler zwei Innenverteidiger, die durch sehr viel Übersicht glänzten und für Konstanz sorgten. Es waren zwei Ruhepole, die der Abwehr die Stabilität gaben. Die Außenverteidiger hatten variiert, was wir uns auch erlauben konnten. Aber ich bleibe dabei, dass wir noch zu viele einfache Gegentore kassiert hatten. Der Aufwand, den wir betrieben, um ein Tor zu erzielen, war enorm groß. Und dem Gegner haben wir oft Geschenke gemacht.

War der Kreispokal ein schönes Abschiedsgeschenk für Sie?

Absolut. Wie wir uns da noch einmal konzentriert hatten, obwohl in der Saison schon alles gegessen war, war enorm. Es war ein Prestige-Duell, wo ein total enges Spiel erwartet wurde. Aber die Mannschaft hat den Gegner auseinander gepflückt, seine Stärken und Schwächen auf den Tisch gelegt. Es hatte von vorn bis hinten alles geklappt. Auch das Ergebnis war in dieser Höhe absolut in Ordnung. Nochmal ein riesen Kompliment an die Jungs, die alles Besprochene umsetzen konnten.

Sie sind jetzt beim Burger BC. Verfolgen Sie weiterhin, was in Zerbst passiert und was trauen Sie den Zerbstern in der neuen Serie zu?

Das Bild in der Landesklasse 2 hat sich etwas verschoben. Die Frage ist, wie jeder in die Serie reinkommt. Es sind Teams dabei, die ganz schön aufgerüstet haben. Entscheidend wird sein, wie sich Zerbst gegen die Mannschaften, gegen die wir uns schon immer schwer getan haben, motiviert und durchsetzt. Gerade zu Beginn sind solche Teams wie Borussia Genthin, Thee- sen oder Güsen die Gegner. Wenn man da nicht mit der richtigen Einstellung zu Werke geht, guckt man sich schon nach dem vierten oder fünften Spieltag blöd an. Ich traue den Jungs aber zu, dass sie ganz oben mitspielen und bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitzureden haben.

Wie können die Zerbster die Abgänge von Florian Sens und Bastian Wiegelmann kompensieren?

Die Abgänge von Flori und Basti zu kompensieren, wird nicht leicht. Aber da hat Charly (Carsten Heise - d. Red.) sicher schon einen Plan. Das Potenzial ist vorhanden. Es liegt nun an den Jungs selber.

Und welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer neuen Mannschaft?

Das Ankommen in der neuen Mannschaft stand im Vordergrund. Das Verstehen mit den Verantwortlichen ist super, die Zusammenarbeit mit Hartmut Müller prima. Auch die Jungs sind sehr angenehm und gute Charaktere. Es macht riesig Spaß. Über das Saisonziel ist sich der Verein im Klaren. Wir möchten uns in der Verbandsliga stabilisieren. Und dass wir nicht absteigen möchten, ist logisch. Das Potenzial ist riesig. Wenn wir das abrufen können, sollten wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Können Sie sich vorstellen, irgendwann nach Zerbst zurück zu kommen?

Ich sage niemals nie. Ich habe fünf Jahre lang mit den Jungs zusammen etwas geschafft, dass sie wieder eine Einheit sind und Spaß am Fußball haben. Ich denke, es war auch mehr oder weniger erfolgreich. Dieses i-Tüpfelchen, der Aufstieg, den wir zweimal vor Augen hatten, wurde aus unterschiedlichen Gründen nicht geschafft. Ich denke, ich habe keine verbrannte Erde hinterlassen und bin immer wieder willkommen. Ich werde mir auch immer mal wieder ein Spiel ansehen und mit der Mannschaft in Kontakt bleiben. Meine Hauptaufgabe ist es jedoch, jetzt erstmal beim BBC 100 Prozent zu geben. Und was die Zukunft bringt, werden wir sehen. Wenn nochmal der Bedarf besteht, dass ich nochmals ein Thema in Zerbst sein sollte, wäre ich der Allerletzte, der nein sagt.