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"Mission Gold" erfüllt: Frenzel holt Olympiasieg

12.02.2014, 10:35

Krasnaja Poljana - Mit einem mächtigen Jubelsprung auf dem Siegerpodest machte Eric Frenzel seinen Gefühlen Luft. Wenige Minuten zuvor hatte der 25-Jährige seine Karriere mit dem ersehnten Olympia-Gold gekrönt.

Frenzel geht nun als fünfter deutscher Olympiasieger in der Nordischen Kombination in die Annalen ein. "Mir ist eine riesige Last von den Schultern gefallen. Ich habe ja mehr Druck verspürt als bei den Wettkämpfen vorher. Ich empfinde Stolz und sehe es auch als Belohnung dafür, dass ich so viel getan habe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als Erster über die Ziellinie zu fahren", sagte Frenzel mit leuchtenden Augen, nachdem er seine Freude zuvor mit einem langgezogenen "Jaaaaaa" herausgeschrien hatte.

"Eric ist so eine coole Sau. Wie er mit dem Druck umgegangen ist - ich hätte das nicht geschafft", lobte Bundestrainer Hermann Weinbuch die Nervenstärke seines Schützling und ergänzte: "Wenn du die letzten vier Weltcups vor Olympia gewinnst, musst du Gold holen. Als Zweiter bist du schon ein Verlierer."

Mit einer Demonstration seiner Stärke auf der Schanze und in der Loipe distanzierte der zweimalige Weltmeister Frenzel den Japaner Akito Watabe um 4,8 Sekunden. "Ich wurde als Favorit gehandelt, das schafft einen schon. Man steht ständig in dieser Erwartung und will, dass es endlich losgeht, weil einen ein mulmiges Gefühl ummantelt. Damit muss man klarkommen und es beiseiteschieben. Das hat funktioniert", berichtete er später voller Stolz.

Der Sachse, der das erste deutsche Kombinations-Gold seit Georg Hettich 2006 in Turin holte, führte ein unglaublich starkes Team an. Johannes Rydzek aus Oberstdorf wurde Sechster, der Breitnauer Fabian Rießle Achter und Tino Edelmann aus Zella-Mehlis Neunter. "Wahnsinn, was Eric geleistet hat. Er ist so abgeklärt, da brauchten wir gar nicht viel helfen. Er hat etwas Geiles vollbracht", schwärmte Rießle und Rydzek ergänzte: "Er ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden, das schaffen nur die ganz Großen." Bronze ging an den Norweger Magnus Krog.

Bereits nach dem Springen führte Frenzel, dem im richtigen Moment ein Flug auf 103 Meter gelang. "Ein cooler Hund ist er schon, so einen Sprung herauszuhauen", stellte Weinbuch fest. Beim Langlauf kamen dem Erfolgstrainer, für den es die 31. Medaille bei Olympia und Weltmeisterschaften als Coach war, dann aber doch Zweifel. "Als der Italiener Pittin sich vor die Verfolgergruppe spannte, dachte ich schon, die kommen noch heran", erzählte er.

Doch das Führungsduo hielt den Vorsprung und machte den Sieg unter sich aus. Frenzel hatte sich für die Attacke die Stadioneinfahrt ausgesucht. "Ich wollte den Schwung von der Abfahrt mitnehmen und als Erster ins Stadion gehen. Da war ich mir sicher, dass Watabe nicht kontern kann", berichtete der 25-Jährige über seinen Plan.

Der ging für den Familienvater, dessen Freundin Laura und Sohn Philipp am Sonntag in Sotschi einschweben, voll auf. "Für mich war dieser Punkt perfekt, weil ich wusste, dass ich im Schlussspurt der Stärkere bin."

Frenzel ist das Herzstück einer jungen, erfolgshungrigen Mannschaft. Er selbst entschied sich 2012 dafür, noch mehr zu investieren, um der beste Kombinierer der Welt zu werden. "Das war eine mentale Sache, die wir ohne Psychologen angegangen sind. Wir haben es angesprochen, und er war bereit dazu. Das ist eine Sache, die musst du mit dir selbst ausmachen. Er hat einen Weg gefunden, wie das funktioniert. Er ist noch selbstsicherer geworden", sagte "Goldschmied" Weinbuch über seinen Musterschüler.

Der hatte schon 2011 in Oslo den WM-Titel gewonnen. Im vergangenen Winter wurde Frenzel erneut Weltmeister und holte den Gesamtweltcup. Diesen dürfte er nach acht Saisonsiegen in dieser Saison verteidigen. Ein wichtiger Grund dafür: Eine funktionierende Familie. Im Herbst will er seine Laura heiraten, der kleine Philipp versucht sich wie der Papa schon als Sportler. "Ohne den Rückhalt der Familie wäre vieles schwerer. Wenn man weiß, dass alles für einen getan wird, dann ist das beruhigend und angenehm. Sie standen und stehen immer hinter mir", sagte Frenzel.