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Eisschnelllauf : Stephanie Beckert gewinnt Silber über 3000 Meter / Anschütz-Thoms verpasst Bronze Wahnsinn auf dem Eis – mit Turbo-Finish auf Rang zwei

16.02.2010, 04:52

Als Stephanie Beckert zu einem gewaltigen Freudensprung ansetzte, verneigte sich sogar ihr Idol. Die große Gunda Niemann-Stirnemann jubelte auf der Tribüne des Richmond Oval mit und fasste Beckerts Schlussspurt zu Silber im 3000-Meter-Rennen mit einem Wort zusammen : " Sensationell. "

Beckert, 21 Jahre, schüchtern und die älteste Tochter einer achtköpfigen, eislaufverrückten Familie aus Erfurt, konnte den Erfolg bei ihrem Olympia-Debüt selbst " nicht so richtig glauben ", sagte sie auf ihrem Medien-Marathon. " Das ist alles Wahnsinn. " Noch vor dem Wettbewerb hatte sie erklärt : " Mit einer Medaille rechne ich nicht. Ich gebe einfach alles und sehe, was dabei herauskommt. " Herausgekommen ist Silber – und vorangegangen ist der Wahnsinn auf der Bahn im Richmond Oval. Es galt, die 4 : 02, 53 Minuten, zugleich der Bahnrekord, der Top-Favoritin Martina Sablikova aus Tschechien zu toppen. Und dann verdrängte Beckert mit ihrem Turbo-Finish im direkten Duell Kristina Groves ( Kanada ), die vor der Schlussrunde mit einer Sekunde geführt hatte, noch auf den Bronzeplatz. " Ich habe gezittert, aber es hat gereicht ", sagte Beckert stolz. Niemann-Stirnemann hatte gerechnet : " Sie ist in der letzten Runde eine 31, 6 Sekunden gelaufen, das hat keine andere geschafft. " Mit 4 : 04, 62 Minuten war sie zwei Sekunden über der Zeit von Sablikova geblieben. Die Glückwünsche erreichten sie aus Erfurt per Telefon von der Familie und von Bruder Patrick, der einen Tag zuvor Platz 22 über 5000 Meter belegt hatte. " Alle sind wahnsinnig stolz und glücklich zu Hause ", erklärte Beckert.

Indes versuchte Daniela Anschütz-Thoms vergeblich, Wut und Fassungslosigkeit über die drei Hundertstel, die ihr zu Bronze fehlten, zu unterdrücken. " Ich habe die Scheiße einfach an der Backe kleben ", sagte die 35 Jahre alte Team-Olympiasiegerin, der ein großer Einzel-Erfolg in ihrer 14-jährigen Karriere bislang verwehrt blieb. In 4 : 04, 87 Minuten blieb ihr auch diesmal nur die " Holzplakette " hinter Groves. Bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus saß sie leichenblass neben ihrer strahlenden Trainingspartnerin und sprach von einem " schwarzen Tag ".

Sowohl Beckert ( 5000 Meter ) als auch Anschütz-Thoms ( 1500 Meter ) haben noch die Chance auf eine Einzel- und eine Teammedaille.