1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Abraham wittert vor WM-Kampf Betrug

Boxen in Magdeburg Abraham wittert vor WM-Kampf Betrug

Von Janette Beck 01.03.2014, 01:22

Magdeburg l Große Aufregung am Vorabend des Box-Spektakels zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham: Während der Weltmeister beim offiziellen Wiegen genau im Limit blieb (76,2 Kilogramm), zeigte die Waage für "King Arthur" zunächst 300 Gramm zuviel an. Erst beim dritten Nachwiegen war alles im grünen Bereich. Der Sauerland-Boxstall sprach von "Manipulation".

Es war ungewöhnlich still in den Tagen vor dem mit Spannung erwarteten Showdown am heutigen Samstag (22.45 Uhr/live auf SAT.1) in der Magdeburger Getec-Arena. Das große Ballyhoo zwischen den Kontrahenten blieb aus, sie gingen freundlich miteinander um, keiner spuckte große Töne oder provozierte. Selbst die beiden Trainer Dirk Dzemski (SES) und Ulli Wegner (Sauerland), die noch vor einem Jahr nach einem Zoff um nicht regelkonforme Boxhandschuhe von Abraham wie Kampfhähne aufeinander losgegangen waren, gaben sich diesmal im Vorfeld lammfromm.

Um so mehr krachte es dafür am Freitag beim offiziellen Wiegen: Plötzlich herrschte hektische Betriebsamkeit beim Sauerland-Stall. Worte wie "Unsportlichkeit" (Wegner), "Frechheit" (Abraham) und "Manipulation" (Promoter Kalle Sauerland) machten die Runde.

Was war passiert? Zunächst nichts. Das obligatorische Prozedere lief fast 45 Minuten ganz normal ab: Sämtliche Boxer, die rund 24 Stunden später in den Ring steigen wollten, stellten sich auf die Waage. So auch SES-Weltmeisterin Christina Hammer, die im winzigen gelben Bikini gekleidet die beste Figur vor den zahlreich erschienenen Zuschauern machte. Alles ohne Probleme ...

... bis Arthur Abraham mit schwarzen Boxershorts um 15.43 Uhr die Waage betrat: Ein Offizieller warf seinen kritischen Blick auf die Anzeige und sagte den Wert laut an: 76,5. Der Herausforderer schaute ungläubig, konnte es nicht fassen. Es war förmlich zu hören, wie dem Boxer, der in der Vergangenheit oft mit Übergewicht zu kämpfen hatte, das Herz in die Hose rutschte. Und das, obwohl er sich, wie der vor Wut schäumende Wegner hinterher wissen ließ, "noch zehn Minuten vor der Abfahrt vom Hotel gewogen hat. Da war er mit 76,2 Kilo voll im Limit. Das war ein ganz hinterhältiges Spielchen der Magdeburger".

Das "Schwergewicht" stieg erneut auf die Waage. Wieder 76,5 - das waren 300 Gramm zu viel! "Der Sprecher informierte die grummelnde Menge: "Keine Panik, den Regeln entsprechend hat der Boxer zwei Stunden Zeit zum Gewichtmachen."

Aber nicht mit Abraham. Er witterte Betrug. Auf Intervention des Sauerland-Clans beim WBO-Präsidenten durfte der Herausforderer ein drittes Mal auf die Waage. Es wurde geruckelt und gewerkelt und plötzlich exakt 76,2 Kilo angezeigt. Ebenso wie wenig später bei Stieglitz, der das Ganze schmunzelnd beobachtet hatte. "So ein Theater. Es wird wirklich Zeit, dass es endlich losgeht."

Abraham war stinksauer: "Eine Frechheit. Natürlich war das Absicht. Ich habe genau gesehen, wie die an der Waage gedreht haben. Die wollten mich verunsichern, aber damit haben die schon verloren." Auch Alt-Manager Wilfried Sauerland war empört: "So etwas habe ich ja noch nie erlebt."

Jörg-Peter Schubert, der technische Leiter des SES-Stalls, hielt dagegen: "Das war einfach eine technische Panne. Sorry. Kurz zuvor beim Foto-Shooting für Christina hat ein Boxer auf der Waage gestanden und ihre Gürtel hochgehalten. Dabei ist wohl der Schlitten verrutscht und das Ding hat gehangen. Nachdem ich die Waage neu justiert habe, war doch alles okay."

Auch SES-Promoter Ulf Steinforth blieb locker: "Cool, dass uns der Zufall eine solche PR beschert! Aber im Ernst, uns Absicht zu unterstellen, ist Quatsch. Die Sauerländer haben wohl vergessen, dass sie uns beim letzten Mal mit den Handschuhen bescheißen wollten. So etwas haben wir doch gar nicht nötig."