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Fußball-Regionalliga Hollerieth: "Verein und Stadt sind keine Provinz"

Seit Mitte dieser Woche steht mit Achim Hollerieth (40/Trainer) und
Stephan Grabinski (45/sportlicher Leiter) das neue Führungsduo bei
Germania Halberstadt für die neue Saison fest. Volksstimme-Mitarbeiter
Florian Bortfeldt unterhielt sich mit beiden.

07.03.2014, 01:16

Volksstimme: Herr Hollerieth, Sie waren einige Jahre als Profi aktiv, kennen das Geschäft aufgrund der Stationen beim VfB Stuttgart oder beim FC St. Pauli sehr gut. Als Trainer waren Sie bisher bei weniger namhaften Vereinen tätig, warum?
Achim Hollerieth: Ganz einfach, meine Trainerkarriere soll einen Lebenslauf haben. Mir hat mal jemand gesagt, wenn du ein erfolgreicher und guter Trainer werden willst, fang an der Basis an. Ich war als Co-Trainer unter Frank Pagelsdorf in Dubai tätig, es folgte der Posten als Verantwortlicher im Nachwuchsleistungszentrum des SV Meppen und jetzt bis zur Winterpause die Stelle beim Oberligisten FC Elmshorn. Ich habe überall Spaß gehabt, mich entwickelt und Neues gelernt.

Volksstimme: Herr Grabinski, im Gegensatz zum Trainer, der deutschlandweit Erfahrungen sammeln konnte, sind Sie in der Region verwurzelt und bekannt. Werden Sie, neue Fußballer betreffend, entsprechend mehr Ausschau in der Umgebung halten?
Stephan Grabinski: In der Tat bin ich als Magdeburger nicht so weit rumgekommen. Ich habe es 30 Kilometer weit nach Haldensleben geschafft, jetzt bin ich in Barleben schon wieder auf fünf Kilometer an meine Heimat herangekommen (lacht). Ich werde auf jeden Fall auch ein Auge auf Spieler der Region werfen. Zunächst gilt es aber, so schnell wie möglich eine Bestandsaufnahme des aktuellen Germania-Kaders zu schaffen. Danach werde ich punktuell bestimmt auch Leute vorschlagen, die ich kenne.

Volksstimme: Auch wenn Halberstadt in der vierthöchsten deutschen Liga spielt - böse Zungen sprechen oft von der Fußballprovinz. Was motiviert Sie hier zu arbeiten?
Hollerieth: Wenn man fußballverrückt ist, beschäftigt man sich mit jeder Liga, da gehört auf jeden Fall auch die Regionalliga dazu. Ich sehe den Verein und die Stadt nicht als Provinz. Ich betrachte es allein aus sportlicher Sicht, und die stimmt mich optimistisch: Es gibt hier hochprofessionelle Strukturen und kurze Wege.

Volksstimme: Inwieweit konnten Sie sich schon ein Bild vom aktuellen Team machen?
Grabinski: Ich habe die beiden Rückrundenspiele gegen Viktoria Berlin und den FCM gesehen. Es sind Akteure dabei, die hierbleiben müssen. Das hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab. Gemeinsam mit dem Trainer werden wir mit jedem einzelnen Spieler sprechen, erst dann lassen wir unsere Blicke auch extern schweifen.
Hollerieth: Ich war gegen den FCM dabei und habe mir viele Videos angeschaut. Jetzt geht es darum, gemeinsam mit Stephan eine schlagkräftige Truppe aufzubauen. Dabei setzen wir auch auf die Jugend, aber nicht nur, es gilt der Leistungsgedanke. Talente sollen gefördert werden. Insgesamt wollen wir schon den maximalen Erfolg erreichen.

Volksstimme: Herr Grabinski, beim Verbandsligisten Haldensleber SC wurde Ihnen zum Ende vorgeworfen, die eigene zweite Mannschaft und den Nachwuchs zu vernachlässigen. Beißt sich das nicht mit dem Konzept in Halberstadt?
Grabinski: Ich habe auch in Haldensleben mit Spielern der zweiten Mannschaft und aus dem Nachwuchs gearbeitet - jeder deutet das anders. Hier bei der Germania spielen die A-Junioren in der Verbandsliga, die B-Junioren in der Regionalliga: Wir wären dumm, diese Möglichkeiten nicht zu nutzen. Die Reserve kämpft derzeit gegen den Abstieg aus der Landesliga und muss entsprechend verstärkt werden, damit sie in Zukunft eine gute Rolle spielt.

Volksstimme: Bei Ihren bisherigen Stationen sind Sie auch immer mit als Geldgeber und Großsponsor eingestiegen. Läuft das beim VfB Germania ähnlich?
Grabinski: In erster Linie geht es bei meiner neuen Aufgabe rein um die sportliche Zusammenstellung. Wir sind noch nicht so weit, etwas darüber hinaus zu definieren, wir werden uns sicher noch damit beschäftigen.

Volksstimme: Herr Hollerieth, mit Verlaub, aber es gibt nicht so viele erfolgreiche Trainer, die in ihrer aktiven Karriere als Torwart auf dem Feld standen. Warum läuft das bei Ihnen anders?
Hollerieth: Ich bin seit fünf Jahren Trainer, jeweils zum Antritt wurde mir diese Frage gestellt. Es gibt ganz viele Torhüter, die auch als Trainer erfolgreich waren: Hanspeter Latour, Dino Zoff, Walter Zenga und Toni Schumacher, auch wenn der mal in der Halbzeitpause entlassen wurde. Ich bleibe dabei: Das beste taktische Verständnis hat der Torwart, er stellt die Viererkette, das Mittelfeld und ist permanent am Verschieben. Ich behaupte, Torhüter können eine Partie am besten lesen und sind die taktisch am besten ausgebildeten Fußballer in einer Mannschaft.