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Schwimmen: Frank Baltrusch Der "ewige Zweite" blickt zurück mit Stolz und Zufriedenheit

Von Janette Beck 21.03.2014, 01:16

Magdeburg l Was macht eigentlich Frank Baltrusch? Die Frage ist durchaus berechtigt, nachdem der erfolgreichste DDR-Rückenschwimmer der 80er Jahre nach der Krönung seiner Karriere durch Olympia-Silber bei den Spielen in Seoul 1988 nahezu abgetaucht ist. Zumindest für den heutigen Freitag kann die Frage nach dem Tun und Schaffen des gebürtigen Magdeburgers sogar ganz konkret beantwortet werden: Frank Baltrusch feiert seinen 50. Geburtstag - im kleinen Kreis, mit Ehefrau Katrin und Tochter Tina (25), der Familie, Freunden und Arbeitskollegen.

Hochaufgeschossen, schlank und rank wie zu besten Sportlerzeiten ist er 25 Jahre nach dem Ende der Schwimmerlaufbahn beim SCM immer noch. "Nur die ohnehin nicht üppig gewachsenen Haare sind noch weniger geworden. Und ehrlicherweise muss ich zugeben, dass auch meine letzte alte Badehose, die ich in Ehren halte, aus allen Nähten platzen würde", scherzt Baltrusch, der in einem schwarzen Anzug elegant gekleidet, dem geraden Rücken und den gewienerten Schuhen das in der Branche übliche Erscheinungsbild eines Vertreters nur allzu genau erfüllt: Seit fast 20 Jahren ist die Gothaer Versicherung seine berufliche Heimat, seit zehn Jahren ist Baltrusch Bereichsleiter Gesundheit und kümmert sich dort um die Geschäftspartner in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Dass er sich in der Mitte seines Lebens "pudelwohl und fit wie ein Turnschuh" fühlt und er bis auf ein "kleines Zwicken im Rücken" keinerlei gesundheitliche Beschwerden habe, "ist auch für mich ein kleines Wunder. Denn gerade Schwimmern wird ja im Allgemeinen ein schwaches Bindegewebe nachgesagt", erzählt der einstige Modellathlet mit der schmalen Hüfte und den breiten Schultern, der als Neunjähriger mit dem Schwimmtraining begonnen und über viele Jahre hinweg in der Elbehalle "stundenlang Kacheln gezählt" hat, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. "Ich denke, dass ich ohne Probleme aus dem Leistungssport rausgekommen bin, hat damit zu tun, dass ich ganz konsequent abtrainiert habe. Fünf, sechs Jahre bin ich weiter in die Elbehalle gegangen und habe mein Pensum dann kontinuierlich runtergeschraubt."

Bis heute pflegt er zu den ehemaligen Magdeburger Schwimmkollegen keinen Kontakt mehr. Und er spielt lieber Badminton oder fährt Rennrad statt zu schwimmen. Dennoch, einige wenige Berührungspunkte zum Schwimmsport sind geblieben. Einmal im Jahr ist für sein Erscheinen in der alten Trainingsstätte "eine angenehme Pflicht". Im März findet der internationale Wettkampf um die Pokale der Gothaer Versicherung statt und der Ex-Schwimmer ist als Vertreter des Namensgebers und Sponsors der Traditionsveranstaltung mittendrin. Und mit seinem ehemaligen Trainer Ulf Schramme, unter dessen Fittichen Baltrusch seine größten internationalen Erfolge feierte, ist eine dicke Männerfreundschaft geworden.

In den wenigen Momenten, die Frank Baltrusch zurückschaut, tut er es mit Genugtuung, Stolz und Zufriedenheit. Und nicht etwa mit Gram oder Wehmut, weil ihm der zweifelhafte Ruhm des "ewigen Zweiten" anhaftete. "Dass mir international der Sprung aufs Siegertreppchen verwehrt blieb, habe ich nie als Makel angesehen. Ich habe es sportlich immer akzeptiert, wenn es einen Besseren gegeben hat." Eines dagegen sieht er im Nachhinein selbstkritisch: "Meine Schwäche war, dass ich mir oft zu wenig zugetraut habe und meine Rennen deshalb nicht so forsch angegangen bin, wie ich es vielleicht gekonnt hätte." Dafür hofft er, seine große Stärke als 200-Meter-Rückenschwimmer auch in seinem Leben nach dem Sport ausspielen zu können: "Ich hatte zur damaligen Zeit die weltweit beste letzte Bahn."