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Boxen Bilderbuch-K.o. als Steilvorlage für Brähmer

Robin Krasniqi hat in Potsdam mit seiner spektakulären Entthronung des
ungeschlagenen "K.o.-Königs" Emmanual Danso aus Ghana für Furore
gesorgt. Damit lieferte der SES-Boxer, der heute 27 Jahre alt wird, eine
Steilvorlage für WBA-Weltmeister Jürgen Brähmer, der am kommenden
Sonnabend seinen Titel verteidigt.

Von Janette Beck 01.04.2014, 01:26

Potsdam/Magdeburg l Angefangen von Trainerlegende Ulli Wegner über Weltmeister Marco Huck und Ex-Champion Marcus Beyer bis hin zu den einstigen Box-Schwergewichten Luan Krasniqui und Axel Schulz - die geballte Box-Prominenz hatte sich Freitagnacht so zahlreich wie selten um den Ring versammelt. So, als hätten sie geahnt, dass in der Potsdamer MBS-Arena erstklassige Box-Kunst geboten wird. Denn neben Hauptkämpferin Ramona Kühne avancierte Robin Krasniqi im Kampf um die vakante WBO-International-Meisterschaft gegen Emannuel Danso mit einer spektakulären Show zum eigentlichen Höhepunkt der SES-Gala.

"Das war technisch absolute Sahne. So etwas habe ich lange nicht gesehen im deutschen Boxen", schwärmte Sat.1-Experte Axel Schulz im Anschluss an den auf zehn Runden angesetzten Titelkampf. Der hatte zwar ein vorzeitiges, aber dafür allemal sehenswertes Ende gefunden. Mit "Sahne" hatte Schulz vor allem den "Aufwärtshaken wie aus dem Bilderbuch" gemeint, mit dem Krasniqi das kleine, kompakte Kraftpaket aus Ghana in der 7. Runde buchstäblich aus den Angeln gehoben hatte.

Krasniqi entzaubert K.o.-König Emmanual Danso

Auch SES-Promoter Ulf Steinforth lobte seinen Boxer, der vor einem Jahr mit seinem Angriff auf den WM-Thron gegen WBO-Champion Nathan Cleverly gescheitert war, über den grünen Klee. "Das war spektakulär, das war boxerische Klasse, das war lehrbuchreif", war der Promoter begeistert. "Solche K.o.\\\'s wollen die Leute sehen, deswegen kommen sie in die Halle oder schalten daheim den Fernseher ein", so Steinforth, für den Krasniqi ein Musterbeispiel dafür sei, "dass eine Niederlage einen Boxer auch wachsen lassen kann und er stärker zurückkommt, als er je war".

In der Tat hatte der in München beheimatete Halbschwergewichtler den als "K.o.-König" angereisten Afrikaner, der 18 seiner 20 Fights vorzeitig gewonnen hatte und in der WBA-Weltrangliste auf Rang vier notiert war, entzaubert. Und das, indem er "alles richtig gemacht" hat, wie Trainer Dirk Dzemski feststellte. "Das war schon ein einzigartiger Aufwärtshaken - lange vorbereitet, den Gegner genau ausgeschaut und dann im richtigen Moment angesetzt. Die Konzentration, die Robin an den Tag gelegt hat, war der Schlüssel zum Erfolg."

Dabei hatte der SES-Chefcoach in der Ecke "nur" die richtigen Knöpfe bedient und das einprogrammierte Programm gestartet, wie Krasniqi hinterher mit einem Augenzwinkern erklärte: "Alles lief nach Plan. Mein Trainer hat mich von außen gesteuert wie mit einer Playstation."

Krasniqi will Pflichtherausforderer für Brähmer werden

Mit Demut blickte der WM-Aspirant anschließend auf das vergangene Jahr zurück: "2013 war nicht mein Jahr. Ich habe gegen Cleverly viel Lehrgeld gezahlt, so etwas wollte ich nie wieder erleben", erklärte Krasniqi, warum er sich "mit 120 Prozent" für ein erfolgreiches Comeback reingehängt hatte. Das Wiederaufstehen nach der Niederlage sei nicht leicht gewesen, "aber mein Promoter und meine Trainer haben mich wieder aufgebaut. Der Weg zurück war hart, aber er hat sich gelohnt."

Und Krasniqi will den Weg konsequent weitergehen, bis nach ganz oben. Denn er ahnt bereits, dass WBA-Champion Jürgen Brähmer nicht freiwillig gegen ihn antreten wird. "Wenn ich aber in der Rangliste weiter nach oben klettere, dann werde ich vielleicht zum Pflichtherausforderer ernannt. Dann muss Brähmer, ob er will oder nicht, gegen mich boxen."